Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
um studiert, daß sie citiren wollen. Sie lieben, so
viel ich weis, alle die Alten wegen ihrer Wahrhei-
ten, die sie vortragen, wegen der Schönheiten ihres
Ausdruckes, wegen ihrer Kunst, mit der sie geschrie-
ben haben, wegen der Geschichte, die man daraus
lernen kann, und wegen andrer solchen Ursache mehr.
Jch wüßte hier keinen Pedanten. Underdessen kann
es seyn, daß Sie mehr Gelehrte kennen, als ich.
Melden Sie mir doch den Namen dessen, den Sie
abgebildet haben, durch einen kleinen Brief, den
ich bey Jhrem Verleger abfodern lassen will. Jch
wüßte niemanden. Jch bin,

Mein Herr Jüngling,
den 2 May, 1747.
Jhr fleißiger Leser.
A.

Herr A. weis niemanden; ich auch nicht. Jn
Leipzig haben wir keine Pedanten. Das ist
gewiß!

Mein Herr Jüngling,

Sie sind ein loser Vogel. Jch habe Jhr siebzehen-
tes Blatt mit Vergnügen gelesen. Sie sind
ein Schriftsteller für mich. Da ich mit den hiesi-

gen

Vorbericht.
um ſtudiert, daß ſie citiren wollen. Sie lieben, ſo
viel ich weis, alle die Alten wegen ihrer Wahrhei-
ten, die ſie vortragen, wegen der Schoͤnheiten ihres
Ausdruckes, wegen ihrer Kunſt, mit der ſie geſchrie-
ben haben, wegen der Geſchichte, die man daraus
lernen kann, und wegen andrer ſolchen Urſache mehr.
Jch wuͤßte hier keinen Pedanten. Underdeſſen kann
es ſeyn, daß Sie mehr Gelehrte kennen, als ich.
Melden Sie mir doch den Namen deſſen, den Sie
abgebildet haben, durch einen kleinen Brief, den
ich bey Jhrem Verleger abfodern laſſen will. Jch
wuͤßte niemanden. Jch bin,

Mein Herr Juͤngling,
den 2 May, 1747.
Jhr fleißiger Leſer.
A.

Herr A. weis niemanden; ich auch nicht. Jn
Leipzig haben wir keine Pedanten. Das iſt
gewiß!

Mein Herr Juͤngling,

Sie ſind ein loſer Vogel. Jch habe Jhr ſiebzehen-
tes Blatt mit Vergnuͤgen geleſen. Sie ſind
ein Schriftſteller fuͤr mich. Da ich mit den hieſi-

gen
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0059" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorbericht.</hi></hi></fw><lb/>
um &#x017F;tudiert, daß &#x017F;ie citiren wollen. Sie lieben, &#x017F;o<lb/>
viel ich weis, alle die Alten wegen ihrer Wahrhei-<lb/>
ten, die &#x017F;ie vortragen, wegen der Scho&#x0364;nheiten ihres<lb/>
Ausdruckes, wegen ihrer Kun&#x017F;t, mit der &#x017F;ie ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben haben, wegen der Ge&#x017F;chichte, die man daraus<lb/>
lernen kann, und wegen andrer &#x017F;olchen Ur&#x017F;ache mehr.<lb/>
Jch wu&#x0364;ßte hier keinen Pedanten. Underde&#x017F;&#x017F;en kann<lb/>
es &#x017F;eyn, daß Sie mehr Gelehrte kennen, als ich.<lb/>
Melden Sie mir doch den Namen de&#x017F;&#x017F;en, den Sie<lb/>
abgebildet haben, durch einen kleinen Brief, den<lb/>
ich bey Jhrem Verleger abfodern la&#x017F;&#x017F;en will. Jch<lb/>
wu&#x0364;ßte niemanden. Jch bin,</p><lb/>
          <closer>
            <salute><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Mein Herr Ju&#x0364;ngling,</hi></hi><lb/>
den 2 May, 1747.<lb/><hi rendition="#et">Jhr fleißiger Le&#x017F;er.<lb/><hi rendition="#fr">A.</hi></hi></salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p>Herr A. weis niemanden; ich auch nicht. Jn<lb/>
Leipzig haben wir keine Pedanten. Das i&#x017F;t<lb/>
gewiß!</p>
          </postscript>
        </div><lb/>
        <div>
          <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Mein Herr Ju&#x0364;ngling,</hi> </hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ie &#x017F;ind ein lo&#x017F;er Vogel. Jch habe Jhr &#x017F;iebzehen-<lb/>
tes Blatt mit Vergnu&#x0364;gen gele&#x017F;en. Sie &#x017F;ind<lb/>
ein Schrift&#x017F;teller fu&#x0364;r mich. Da ich mit den hie&#x017F;i-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[59/0059] Vorbericht. um ſtudiert, daß ſie citiren wollen. Sie lieben, ſo viel ich weis, alle die Alten wegen ihrer Wahrhei- ten, die ſie vortragen, wegen der Schoͤnheiten ihres Ausdruckes, wegen ihrer Kunſt, mit der ſie geſchrie- ben haben, wegen der Geſchichte, die man daraus lernen kann, und wegen andrer ſolchen Urſache mehr. Jch wuͤßte hier keinen Pedanten. Underdeſſen kann es ſeyn, daß Sie mehr Gelehrte kennen, als ich. Melden Sie mir doch den Namen deſſen, den Sie abgebildet haben, durch einen kleinen Brief, den ich bey Jhrem Verleger abfodern laſſen will. Jch wuͤßte niemanden. Jch bin, Mein Herr Juͤngling, den 2 May, 1747. Jhr fleißiger Leſer. A. Herr A. weis niemanden; ich auch nicht. Jn Leipzig haben wir keine Pedanten. Das iſt gewiß! Mein Herr Juͤngling, Sie ſind ein loſer Vogel. Jch habe Jhr ſiebzehen- tes Blatt mit Vergnuͤgen geleſen. Sie ſind ein Schriftſteller fuͤr mich. Da ich mit den hieſi- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/59
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/59>, abgerufen am 24.11.2024.