Ka** befindet sich wohl auf, und sieht doch blaß. Er trinkt nicht viel, und sieht doch blaß. Er verdaut gut, und sieht doch blaß. Er hat eine junge artige Haushälterinn, und sieht doch blaß. Wo muß das herkommen?
Gorg ** an ist ungemein freygebig gegen ab- gelebte Greise und verschwendet seine Geschenke an alte reiche Witwen. Verlangt Gorg ** an viel- leicht, daß ich glauben soll, er thue solches aus Groß- muth? Der Niederträchtige! Seine Geschenke sind Netze und Fallstricke, die er ihren Erbschaften legt. Will er seine Großmuth bezeigen; will er ohne Ei- gennutz schenken, so beschenke er mich; denn ich bin jung und munter, und sterbe ohne Testament.
Unsrer Wuchrer F ** ist ein schlauer Kopf! Er hat eine Frau, die so reizend aussieht, daß ihn niemand zum Hahnreye gemacht haben würde, wenn er auch Geld dazu gegeben hätte. Der Zutritt war allen unverwehrt, und dennoch fand sich kein Mensch, welcher sich selbst so sehr verläugnen können, daß er auf diesen Einfall gekommen wäre. Was hat F ** zu thun? Er wird eifersüchtig; er bewacht sie, und läßt sie von andern bewachen. Welcher Lärm! Es wimmelt unter seinen Fenstern von jungen Stu- tzern, die sich fast zu Krüpeln seufzen, und den hal-
ben
d
Vorbericht.
Ka** befindet ſich wohl auf, und ſieht doch blaß. Er trinkt nicht viel, und ſieht doch blaß. Er verdaut gut, und ſieht doch blaß. Er hat eine junge artige Haushaͤlterinn, und ſieht doch blaß. Wo muß das herkommen?
Gorg ** an iſt ungemein freygebig gegen ab- gelebte Greiſe und verſchwendet ſeine Geſchenke an alte reiche Witwen. Verlangt Gorg ** an viel- leicht, daß ich glauben ſoll, er thue ſolches aus Groß- muth? Der Niedertraͤchtige! Seine Geſchenke ſind Netze und Fallſtricke, die er ihren Erbſchaften legt. Will er ſeine Großmuth bezeigen; will er ohne Ei- gennutz ſchenken, ſo beſchenke er mich; denn ich bin jung und munter, und ſterbe ohne Teſtament.
Unſrer Wuchrer F ** iſt ein ſchlauer Kopf! Er hat eine Frau, die ſo reizend ausſieht, daß ihn niemand zum Hahnreye gemacht haben wuͤrde, wenn er auch Geld dazu gegeben haͤtte. Der Zutritt war allen unverwehrt, und dennoch fand ſich kein Menſch, welcher ſich ſelbſt ſo ſehr verlaͤugnen koͤnnen, daß er auf dieſen Einfall gekommen waͤre. Was hat F ** zu thun? Er wird eiferſuͤchtig; er bewacht ſie, und laͤßt ſie von andern bewachen. Welcher Laͤrm! Es wimmelt unter ſeinen Fenſtern von jungen Stu- tzern, die ſich faſt zu Kruͤpeln ſeufzen, und den hal-
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Vorbericht.
Ka** befindet ſich wohl auf, und ſieht doch
blaß. Er trinkt nicht viel, und ſieht doch blaß.
Er verdaut gut, und ſieht doch blaß. Er hat eine
junge artige Haushaͤlterinn, und ſieht doch blaß.
Wo muß das herkommen?
Gorg ** an iſt ungemein freygebig gegen ab-
gelebte Greiſe und verſchwendet ſeine Geſchenke an
alte reiche Witwen. Verlangt Gorg ** an viel-
leicht, daß ich glauben ſoll, er thue ſolches aus Groß-
muth? Der Niedertraͤchtige! Seine Geſchenke ſind
Netze und Fallſtricke, die er ihren Erbſchaften legt.
Will er ſeine Großmuth bezeigen; will er ohne Ei-
gennutz ſchenken, ſo beſchenke er mich; denn ich bin
jung und munter, und ſterbe ohne Teſtament.
Unſrer Wuchrer F ** iſt ein ſchlauer Kopf!
Er hat eine Frau, die ſo reizend ausſieht, daß ihn
niemand zum Hahnreye gemacht haben wuͤrde, wenn
er auch Geld dazu gegeben haͤtte. Der Zutritt war
allen unverwehrt, und dennoch fand ſich kein Menſch,
welcher ſich ſelbſt ſo ſehr verlaͤugnen koͤnnen, daß er
auf dieſen Einfall gekommen waͤre. Was hat F **
zu thun? Er wird eiferſuͤchtig; er bewacht ſie, und
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/49>, abgerufen am 16.07.2024.
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