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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Vorbericht.
"alle Augenblicke, mit der witzigsten Mine von der
"Welt, bey Gott und allen Teufeln. Mir kömmt
"dieses eben so kräftig vor, als wenn unser Münz-
"jude Jesus, Maria! rufen wollte. Seinen Eid
"brechen,
will nicht viel sagen, und wird diese Re-
"densart nicht sehr gebraucht. Auf der Kanzel
"hört man sie noch manchmal, aber daher kömmt
"es, daß sie so geschwind vergessen wird, als die
"Predigt selbst. Jn der That bedeutet es auch
"nicht mehr, als die Ehe brechen, und um des-
"willen ist ein Ehebrecher und ein Meyneidiger an
"verschiednen Orten, besonders in großen Städten,
"so viel als ein Mann, der zu leben weis. Diese
"Bedeutung fängt auch schon an, in kleinen Orten
"bekannt zu werden, denn unsre Deutschen werden
"alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es
"den Franzosen beynahe gleich thun.

Jch würde meine Leser beleidigen, wenn ich ih-
nen nicht zutrauen wollte, sie könnten, ohne mein
Errinnern, einsehen, daß dieses in der lachenden Spra-
che der Jronie eben dasjenige gesagt sey, was ich
oben von den Misbrauche des Eides, von dem straf-
baren Leichtsinne der Schwörenden, und von der
Bosheit dererjenigen ernsthaft geschrieben habe, wel-
che ihre Clienten zu einem falschen Eide bereden. Jch

ließ
c

Vorbericht.
„alle Augenblicke, mit der witzigſten Mine von der
„Welt, bey Gott und allen Teufeln. Mir koͤmmt
„dieſes eben ſo kraͤftig vor, als wenn unſer Muͤnz-
„jude Jeſus, Maria! rufen wollte. Seinen Eid
„brechen,
will nicht viel ſagen, und wird dieſe Re-
„densart nicht ſehr gebraucht. Auf der Kanzel
„hoͤrt man ſie noch manchmal, aber daher koͤmmt
„es, daß ſie ſo geſchwind vergeſſen wird, als die
„Predigt ſelbſt. Jn der That bedeutet es auch
„nicht mehr, als die Ehe brechen, und um des-
„willen iſt ein Ehebrecher und ein Meyneidiger an
„verſchiednen Orten, beſonders in großen Staͤdten,
„ſo viel als ein Mann, der zu leben weis. Dieſe
„Bedeutung faͤngt auch ſchon an, in kleinen Orten
„bekannt zu werden, denn unſre Deutſchen werden
„alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es
„den Franzoſen beynahe gleich thun.

Jch wuͤrde meine Leſer beleidigen, wenn ich ih-
nen nicht zutrauen wollte, ſie koͤnnten, ohne mein
Errinnern, einſehen, daß dieſes in der lachenden Spra-
che der Jronie eben dasjenige geſagt ſey, was ich
oben von den Misbrauche des Eides, von dem ſtraf-
baren Leichtſinne der Schwoͤrenden, und von der
Bosheit dererjenigen ernſthaft geſchrieben habe, wel-
che ihre Clienten zu einem falſchen Eide bereden. Jch

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[33/0033] Vorbericht. „alle Augenblicke, mit der witzigſten Mine von der „Welt, bey Gott und allen Teufeln. Mir koͤmmt „dieſes eben ſo kraͤftig vor, als wenn unſer Muͤnz- „jude Jeſus, Maria! rufen wollte. Seinen Eid „brechen, will nicht viel ſagen, und wird dieſe Re- „densart nicht ſehr gebraucht. Auf der Kanzel „hoͤrt man ſie noch manchmal, aber daher koͤmmt „es, daß ſie ſo geſchwind vergeſſen wird, als die „Predigt ſelbſt. Jn der That bedeutet es auch „nicht mehr, als die Ehe brechen, und um des- „willen iſt ein Ehebrecher und ein Meyneidiger an „verſchiednen Orten, beſonders in großen Staͤdten, „ſo viel als ein Mann, der zu leben weis. Dieſe „Bedeutung faͤngt auch ſchon an, in kleinen Orten „bekannt zu werden, denn unſre Deutſchen werden „alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es „den Franzoſen beynahe gleich thun. Jch wuͤrde meine Leſer beleidigen, wenn ich ih- nen nicht zutrauen wollte, ſie koͤnnten, ohne mein Errinnern, einſehen, daß dieſes in der lachenden Spra- che der Jronie eben dasjenige geſagt ſey, was ich oben von den Misbrauche des Eides, von dem ſtraf- baren Leichtſinne der Schwoͤrenden, und von der Bosheit dererjenigen ernſthaft geſchrieben habe, wel- che ihre Clienten zu einem falſchen Eide bereden. Jch ließ c

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/33>, abgerufen am 22.11.2024.