[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.der Satyre. Jch muß noch etwas erwähnen, welches be- -- -- -- -- -- sechs Viehe vor dem Wagen Redete er aber von den Feinden unsers Glau- Mey- Erster Theil. K
der Satyre. Jch muß noch etwas erwaͤhnen, welches be- — — — — — ſechs Viehe vor dem Wagen Redete er aber von den Feinden unſers Glau- Mey- Erſter Theil. K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0219" n="145"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Satyre.</hi> </fw><lb/> <p>Jch muß noch etwas erwaͤhnen, welches be-<lb/> ſonders Jhnen nuͤtzlich ſeyn kann. Sie haben eine<lb/> Lebensart erwaͤhlt, worinnen Sie, wie ich hoffe,<lb/> kuͤnftighin Gelegenheit haben werden, oͤffentlich<lb/> und an heiliger Staͤtte zu reden. An dieſem Orte<lb/> muͤſſen Sie die Laſter ſtrafen; aber huͤten Sie<lb/> Sich, daß Sie ſie nicht alsdann laͤcherlich zu ma-<lb/> chen ſuchen. Sie werden mir dieſe Warnung zu<lb/> gute halten. Jch weis Jhre Neigung, und kenne<lb/> große Maͤnner, welche ihre Lebhaftigkeit in dieſen<lb/> Fehler gebracht hat. Oftmals vergeht man ſich<lb/> wohl gar ſo weit, daß man auf der Kanzel uͤber<lb/> ſolche Sachen eifert, welche nicht einmal wider<lb/> die Wohlanſtaͤndigkeit ſind, geſchweige wider das<lb/> Chriſtenthum laufen. Jch habe in meiner Jugend<lb/> einen um die Kirche ſehr verdienten Lehrer gekannt,<lb/> welcher dem Volke die Pracht der Großen laͤcher-<lb/> lich machen wollte, und mit dem Poeten ſagte, ſie<lb/> haͤtten</p><lb/> <cit> <quote>— — — — — ſechs Viehe vor dem Wagen<lb/> Und ſechſe hinten drauf.</quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Redete er aber von den Feinden unſers Glau-<lb/> bens, ſo wußte ich vielmals nicht, ob ich uͤber die<lb/> Ketzerey weinen, oder lachen ſollte? Dergleichen<lb/> Vortrag iſt allenfalls annehmlich, aber gewiß nicht<lb/> erbaulich. Jch will Jhnen ein andres Muſter ge-<lb/> ben, da ich wohl wuͤnſchen wollte, daß Sie es, wie in<lb/> andern Sachen, alſo auch darinnen nachzuahmen<lb/> Sich bemuͤhen moͤchten. Die Religionsſpoͤtter<lb/> ſind Leute, welche wegen ihrer abgeſchmackten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Erſter Theil. K</fw><fw place="bottom" type="catch">Mey-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0219]
der Satyre.
Jch muß noch etwas erwaͤhnen, welches be-
ſonders Jhnen nuͤtzlich ſeyn kann. Sie haben eine
Lebensart erwaͤhlt, worinnen Sie, wie ich hoffe,
kuͤnftighin Gelegenheit haben werden, oͤffentlich
und an heiliger Staͤtte zu reden. An dieſem Orte
muͤſſen Sie die Laſter ſtrafen; aber huͤten Sie
Sich, daß Sie ſie nicht alsdann laͤcherlich zu ma-
chen ſuchen. Sie werden mir dieſe Warnung zu
gute halten. Jch weis Jhre Neigung, und kenne
große Maͤnner, welche ihre Lebhaftigkeit in dieſen
Fehler gebracht hat. Oftmals vergeht man ſich
wohl gar ſo weit, daß man auf der Kanzel uͤber
ſolche Sachen eifert, welche nicht einmal wider
die Wohlanſtaͤndigkeit ſind, geſchweige wider das
Chriſtenthum laufen. Jch habe in meiner Jugend
einen um die Kirche ſehr verdienten Lehrer gekannt,
welcher dem Volke die Pracht der Großen laͤcher-
lich machen wollte, und mit dem Poeten ſagte, ſie
haͤtten
— — — — — ſechs Viehe vor dem Wagen
Und ſechſe hinten drauf.
Redete er aber von den Feinden unſers Glau-
bens, ſo wußte ich vielmals nicht, ob ich uͤber die
Ketzerey weinen, oder lachen ſollte? Dergleichen
Vortrag iſt allenfalls annehmlich, aber gewiß nicht
erbaulich. Jch will Jhnen ein andres Muſter ge-
ben, da ich wohl wuͤnſchen wollte, daß Sie es, wie in
andern Sachen, alſo auch darinnen nachzuahmen
Sich bemuͤhen moͤchten. Die Religionsſpoͤtter
ſind Leute, welche wegen ihrer abgeſchmackten
Mey-
Erſter Theil. K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |