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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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des Dörfleins Qverleqvitsch.
lares. Er schrieb ein Sinngedichte auf seine Leyer,
und lachte sich darüber zu tode.

Endlich machen auf der 384 Seite allerhand ver-
mischte Merkwürdigkeiten einen erwünschten Schluß.
Die Züge sind hier in dem Manuscripte von den vo-
rigen ganz unterschieden, und ich glaube, daß des Ver-
fassers Ehefrau diese Merkwürdigkeiten niederge-
schrieben habe. Meine Vermuthung ist nicht un-
wahrscheinlich, die Sache aber behält doch ihren
Werth, und die ganze Einrichtung ist noch itzt nicht
altväterisch geworden. Ja ich kenne einen gelehrten
Mann, von dessen Chronike man schwören sollte, daß
seine Großmutter die angefügten Merkwürdigkeiten
verfertigt habe.

Jch weis nicht, ob ich mich um meine Leser ver-
dient machen werde, wenn ich ihnen einen Auszug
davon liefere. Vielleicht geben sie sich zufrieden,
wenn sie auch nicht wissen, wie oft Soldaten daselbst
im Qvartiere gelegen, und des gestrengen Junkers
seine Feueresse gebrannt, oder die gnädige Frau in der
Kirche, zum Schrecken und schmerzlichen Beyleide
aller Anwesenden, den Unterrock versengt habe. Eben
so erbaulich ist es, wenn man liest, wie oftmals die
Bauern in Qverleqvitsch mit dem Durchfalle heim-
gesucht worden sind. Die Geschichte von einem
Pferdediebe, dessen Lebenswandel, Verbrechen, Ge-
fangennehmung, und erfolgter Strafe, machet viele
Seiten aus, und die Unterredungen des Herrn Pfar-
rers mit diesem Diebe sind von einer ziemlichen Weit-
läuftigkeit, an und für sich aber sehr erbaulich. Des
Schulmeisters ältester Sohn, ein Kind guter Art

und
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des Doͤrfleins Qverleqvitſch.
lares. Er ſchrieb ein Sinngedichte auf ſeine Leyer,
und lachte ſich daruͤber zu tode.

Endlich machen auf der 384 Seite allerhand ver-
miſchte Merkwuͤrdigkeiten einen erwuͤnſchten Schluß.
Die Zuͤge ſind hier in dem Manuſcripte von den vo-
rigen ganz unterſchieden, und ich glaube, daß des Ver-
faſſers Ehefrau dieſe Merkwuͤrdigkeiten niederge-
ſchrieben habe. Meine Vermuthung iſt nicht un-
wahrſcheinlich, die Sache aber behaͤlt doch ihren
Werth, und die ganze Einrichtung iſt noch itzt nicht
altvaͤteriſch geworden. Ja ich kenne einen gelehrten
Mann, von deſſen Chronike man ſchwoͤren ſollte, daß
ſeine Großmutter die angefuͤgten Merkwuͤrdigkeiten
verfertigt habe.

Jch weis nicht, ob ich mich um meine Leſer ver-
dient machen werde, wenn ich ihnen einen Auszug
davon liefere. Vielleicht geben ſie ſich zufrieden,
wenn ſie auch nicht wiſſen, wie oft Soldaten daſelbſt
im Qvartiere gelegen, und des geſtrengen Junkers
ſeine Feuereſſe gebrannt, oder die gnaͤdige Frau in der
Kirche, zum Schrecken und ſchmerzlichen Beyleide
aller Anweſenden, den Unterrock verſengt habe. Eben
ſo erbaulich iſt es, wenn man lieſt, wie oftmals die
Bauern in Qverleqvitſch mit dem Durchfalle heim-
geſucht worden ſind. Die Geſchichte von einem
Pferdediebe, deſſen Lebenswandel, Verbrechen, Ge-
fangennehmung, und erfolgter Strafe, machet viele
Seiten aus, und die Unterredungen des Herrn Pfar-
rers mit dieſem Diebe ſind von einer ziemlichen Weit-
laͤuftigkeit, an und fuͤr ſich aber ſehr erbaulich. Des
Schulmeiſters aͤlteſter Sohn, ein Kind guter Art

und
G 5
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[105/0179] des Doͤrfleins Qverleqvitſch. lares. Er ſchrieb ein Sinngedichte auf ſeine Leyer, und lachte ſich daruͤber zu tode. Endlich machen auf der 384 Seite allerhand ver- miſchte Merkwuͤrdigkeiten einen erwuͤnſchten Schluß. Die Zuͤge ſind hier in dem Manuſcripte von den vo- rigen ganz unterſchieden, und ich glaube, daß des Ver- faſſers Ehefrau dieſe Merkwuͤrdigkeiten niederge- ſchrieben habe. Meine Vermuthung iſt nicht un- wahrſcheinlich, die Sache aber behaͤlt doch ihren Werth, und die ganze Einrichtung iſt noch itzt nicht altvaͤteriſch geworden. Ja ich kenne einen gelehrten Mann, von deſſen Chronike man ſchwoͤren ſollte, daß ſeine Großmutter die angefuͤgten Merkwuͤrdigkeiten verfertigt habe. Jch weis nicht, ob ich mich um meine Leſer ver- dient machen werde, wenn ich ihnen einen Auszug davon liefere. Vielleicht geben ſie ſich zufrieden, wenn ſie auch nicht wiſſen, wie oft Soldaten daſelbſt im Qvartiere gelegen, und des geſtrengen Junkers ſeine Feuereſſe gebrannt, oder die gnaͤdige Frau in der Kirche, zum Schrecken und ſchmerzlichen Beyleide aller Anweſenden, den Unterrock verſengt habe. Eben ſo erbaulich iſt es, wenn man lieſt, wie oftmals die Bauern in Qverleqvitſch mit dem Durchfalle heim- geſucht worden ſind. Die Geſchichte von einem Pferdediebe, deſſen Lebenswandel, Verbrechen, Ge- fangennehmung, und erfolgter Strafe, machet viele Seiten aus, und die Unterredungen des Herrn Pfar- rers mit dieſem Diebe ſind von einer ziemlichen Weit- laͤuftigkeit, an und fuͤr ſich aber ſehr erbaulich. Des Schulmeiſters aͤlteſter Sohn, ein Kind guter Art und G 5

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/179>, abgerufen am 18.05.2024.