deutlich zu reden, und vernünftiger zu denken, als er selbst gedacht hat.
Die unendliche Menge der bösen Männer über- hebt mich der Mühe, zu beschreiben, was ich eigentlich darunter verstehe. Durch das Gegentheil will ich der Sache zum Ueberflusse einige Erläuterung geben. Es befinden sich noch hier und da Geschöpfe, welche man vernünftige Männer nennt. Diese stehen in dem abergläubischen Wahne, als erfodre Pflicht und Gewissen, daß sie ihre Weiber ebenfalls für vernünf- tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey, oder ihrem herrschsüchtigen Eigensinne zum Besten erschaffen, sondern um deßwillen da sind, daß durch eine aufrichtige Liebe, und beiderseitige Hülfe die Beschwerlichkeit des menschlichen Lebens erleichtert, und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nütz- liche Bürger erzogen werden. Kurz, diese sehen ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch würde den Ungrund dieser Meynung ausführlich widerlegen, wenn ich nicht gewiß wüßte, daß die allermeisten Männer schon hinlänglich davon überzeugt wären. Ein Frauenzimmer ist ein Thier, welches vor andern Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt gesetzet ist, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem Willen seines Oberhauptes unterwürfig seyn muß. Dieses ist der eigentliche Begriff, den man sich macht. Wer diesen Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver- dient allererst den rühmlichen Beynamen eines bö- sen Mannes.
Es
Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner.
deutlich zu reden, und vernuͤnftiger zu denken, als er ſelbſt gedacht hat.
Die unendliche Menge der boͤſen Maͤnner uͤber- hebt mich der Muͤhe, zu beſchreiben, was ich eigentlich darunter verſtehe. Durch das Gegentheil will ich der Sache zum Ueberfluſſe einige Erlaͤuterung geben. Es befinden ſich noch hier und da Geſchoͤpfe, welche man vernuͤnftige Maͤnner nennt. Dieſe ſtehen in dem aberglaͤubiſchen Wahne, als erfodre Pflicht und Gewiſſen, daß ſie ihre Weiber ebenfalls fuͤr vernuͤnf- tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey, oder ihrem herrſchſuͤchtigen Eigenſinne zum Beſten erſchaffen, ſondern um deßwillen da ſind, daß durch eine aufrichtige Liebe, und beiderſeitige Huͤlfe die Beſchwerlichkeit des menſchlichen Lebens erleichtert, und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nuͤtz- liche Buͤrger erzogen werden. Kurz, dieſe ſehen ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch wuͤrde den Ungrund dieſer Meynung ausfuͤhrlich widerlegen, wenn ich nicht gewiß wuͤßte, daß die allermeiſten Maͤnner ſchon hinlaͤnglich davon uͤberzeugt waͤren. Ein Frauenzimmer iſt ein Thier, welches vor andern Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt geſetzet iſt, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem Willen ſeines Oberhauptes unterwuͤrfig ſeyn muß. Dieſes iſt der eigentliche Begriff, den man ſich macht. Wer dieſen Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver- dient allererſt den ruͤhmlichen Beynamen eines boͤ- ſen Mannes.
Es
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Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner.
deutlich zu reden, und vernuͤnftiger zu denken, als
er ſelbſt gedacht hat.
Die unendliche Menge der boͤſen Maͤnner uͤber-
hebt mich der Muͤhe, zu beſchreiben, was ich eigentlich
darunter verſtehe. Durch das Gegentheil will ich
der Sache zum Ueberfluſſe einige Erlaͤuterung geben.
Es befinden ſich noch hier und da Geſchoͤpfe, welche
man vernuͤnftige Maͤnner nennt. Dieſe ſtehen in
dem aberglaͤubiſchen Wahne, als erfodre Pflicht und
Gewiſſen, daß ſie ihre Weiber ebenfalls fuͤr vernuͤnf-
tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey,
oder ihrem herrſchſuͤchtigen Eigenſinne zum Beſten
erſchaffen, ſondern um deßwillen da ſind, daß durch
eine aufrichtige Liebe, und beiderſeitige Huͤlfe die
Beſchwerlichkeit des menſchlichen Lebens erleichtert,
und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nuͤtz-
liche Buͤrger erzogen werden. Kurz, dieſe ſehen
ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch wuͤrde den
Ungrund dieſer Meynung ausfuͤhrlich widerlegen,
wenn ich nicht gewiß wuͤßte, daß die allermeiſten
Maͤnner ſchon hinlaͤnglich davon uͤberzeugt waͤren.
Ein Frauenzimmer iſt ein Thier, welches vor andern
Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau
nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt
geſetzet iſt, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem
Willen ſeines Oberhauptes unterwuͤrfig ſeyn muß.
Dieſes iſt der eigentliche Begriff, den man ſich macht.
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ſen Mannes.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/136>, abgerufen am 16.07.2024.
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