Hühner und den Taubenschlag haben wir ja immer gottlob noch bei der Hand."
Ich wußte es auch noch von meiner seligen Mutter her, was die Antwort und der Trost war: "Für eine gute Bouillon wollen wir jedenfalls sorgen, Stine. Die lassen sich auch die Verwöhntesten gefallen."
Frau Tinchen Schaumann hat an dem Tage aber noch aus ihrer eigenen Speisekammer und was noch besser: aus ihrer eigenen guten Seele "mit einem Stein vom Herzen" hinzugesetzt: "Und dann haben wir ja auch, Gott sei Dank, den Schinken in Bur- gunder liegen. Also denn, Stine, rasch in den Hühnerhof und auf den Taubenschlag. Der fremde Herr bleibt bis zum Abend, und es ist ein alter Freund von meinem Mann, und es ist auch mir eine große Freude, daß er nach so langen Jahren und von so weit her hier noch einmal auf der Schanze zu Besuch ist!"
Es möchten vielleicht Manche auf dem Schiffe gern wissen, womit sich eigentlich der Herr aus der Burenrepublik so eifrig litterarisch beschäftige? was er schreibe, worüber er jetzt knurre, jetzt seufze und jetzt lache? Es ist aber Keiner unter der ganzen Reisegesellschaft, dem ich es vollständig klar machen könnte, wie sich ein vernünftiger Mensch auf einer
Hühner und den Taubenſchlag haben wir ja immer gottlob noch bei der Hand.“
Ich wußte es auch noch von meiner ſeligen Mutter her, was die Antwort und der Troſt war: „Für eine gute Bouillon wollen wir jedenfalls ſorgen, Stine. Die laſſen ſich auch die Verwöhnteſten gefallen.“
Frau Tinchen Schaumann hat an dem Tage aber noch aus ihrer eigenen Speiſekammer und was noch beſſer: aus ihrer eigenen guten Seele „mit einem Stein vom Herzen“ hinzugeſetzt: „Und dann haben wir ja auch, Gott ſei Dank, den Schinken in Bur- gunder liegen. Alſo denn, Stine, raſch in den Hühnerhof und auf den Taubenſchlag. Der fremde Herr bleibt bis zum Abend, und es iſt ein alter Freund von meinem Mann, und es iſt auch mir eine große Freude, daß er nach ſo langen Jahren und von ſo weit her hier noch einmal auf der Schanze zu Beſuch iſt!“
Es möchten vielleicht Manche auf dem Schiffe gern wiſſen, womit ſich eigentlich der Herr aus der Burenrepublik ſo eifrig litterariſch beſchäftige? was er ſchreibe, worüber er jetzt knurre, jetzt ſeufze und jetzt lache? Es iſt aber Keiner unter der ganzen Reiſegeſellſchaft, dem ich es vollſtändig klar machen könnte, wie ſich ein vernünftiger Menſch auf einer
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Hühner und den Taubenſchlag haben wir ja immer
gottlob noch bei der Hand.“
Ich wußte es auch noch von meiner ſeligen
Mutter her, was die Antwort und der Troſt war:
„Für eine gute Bouillon wollen wir jedenfalls ſorgen,
Stine. Die laſſen ſich auch die Verwöhnteſten gefallen.“
Frau Tinchen Schaumann hat an dem Tage aber
noch aus ihrer eigenen Speiſekammer und was noch
beſſer: aus ihrer eigenen guten Seele „mit einem
Stein vom Herzen“ hinzugeſetzt: „Und dann haben
wir ja auch, Gott ſei Dank, den Schinken in Bur-
gunder liegen. Alſo denn, Stine, raſch in den
Hühnerhof und auf den Taubenſchlag. Der fremde
Herr bleibt bis zum Abend, und es iſt ein alter
Freund von meinem Mann, und es iſt auch mir
eine große Freude, daß er nach ſo langen Jahren
und von ſo weit her hier noch einmal auf der Schanze
zu Beſuch iſt!“
Es möchten vielleicht Manche auf dem Schiffe
gern wiſſen, womit ſich eigentlich der Herr aus der
Burenrepublik ſo eifrig litterariſch beſchäftige? was
er ſchreibe, worüber er jetzt knurre, jetzt ſeufze und
jetzt lache? Es iſt aber Keiner unter der ganzen
Reiſegeſellſchaft, dem ich es vollſtändig klar machen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/84>, abgerufen am 17.02.2025.
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