Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.den Bierkrug zur Rechten, die Feuer-Schloß- und Es wurde gesponnen. Er saß nicht an, sondern auf dem rechten Thor- den Bierkrug zur Rechten, die Feuer-Schloß- und Es wurde geſponnen. Er ſaß nicht an, ſondern auf dem rechten Thor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> den Bierkrug zur Rechten, die Feuer-Schloß- und<lb/> Stein-loſe Flinte zur Linken, in idylliſcher Ruhe und<lb/> Beſchaulichkeit an ſeinem Strumpf ſtrickt. Ich habe<lb/> ſelber ſolch ein Bild, Spitzweg gezeichnet, draußen zu<lb/> Hauſe, drunten in Afrika, an der Wand über dem<lb/> Sopha und Sophatiſch meiner Frau, (es muthet mich<lb/> dann und wann um ſo mehr an, weil unter dem<lb/> letztern, dem Sophatiſch meiner Frau nämlich, ein<lb/> Löwenfell zum Fußteppich dient) und ich fand es<lb/> nicht ohne Behagen wieder, hier zu Hauſe am Thor<lb/> der rothen Schanze. Nur wurde von dem jetzigen<lb/> Wachtinhaber des weiland Prinzen Xaverius von<lb/> Sachſen und Kienbaums Mörder, des Bauern Qua-<lb/> katz, nicht geſtrickt.</p><lb/> <p>Es wurde geſponnen.</p><lb/> <p>Er ſaß nicht an, ſondern auf dem rechten Thor-<lb/> pfeiler, der jetzige Wachtmann der rothen Schanze.<lb/> Er ſaß mit Würde da in der Morgenſonne und ſah<lb/> ruhig, gelaſſen, zu mir hinüber — und er ſpann<lb/> dabei. Sein Spinnen hinderte ihn aber nicht, auch<lb/> den Schnurrbart zu ſtreichen, ja, er fuhr ſich mit<lb/> der wehrhaften Fauſt ſogar über die Ohren (was<lb/> beiläufig in ſeiner Kompagnie bedeutet, daß Beſuch<lb/> kommt) und ſtrich ſich die Naſe und nieſte dabei. Ich<lb/> war ganz dicht bei ihm, als er einen Satz that, und<lb/> langſam, ſtattlich und über die Schulter gleichmüthig<lb/> nach mir zurückſehend, mir voranging, hinein in<lb/> Quakatzenhof: der „Kapitän Hinze“, der „weiße<lb/> Mann“, der wirklich fleckenlos weiße Kater — der<lb/> Hauskater der Schanze des <hi rendition="#aq">Comte de Lusace.</hi></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
den Bierkrug zur Rechten, die Feuer-Schloß- und
Stein-loſe Flinte zur Linken, in idylliſcher Ruhe und
Beſchaulichkeit an ſeinem Strumpf ſtrickt. Ich habe
ſelber ſolch ein Bild, Spitzweg gezeichnet, draußen zu
Hauſe, drunten in Afrika, an der Wand über dem
Sopha und Sophatiſch meiner Frau, (es muthet mich
dann und wann um ſo mehr an, weil unter dem
letztern, dem Sophatiſch meiner Frau nämlich, ein
Löwenfell zum Fußteppich dient) und ich fand es
nicht ohne Behagen wieder, hier zu Hauſe am Thor
der rothen Schanze. Nur wurde von dem jetzigen
Wachtinhaber des weiland Prinzen Xaverius von
Sachſen und Kienbaums Mörder, des Bauern Qua-
katz, nicht geſtrickt.
Es wurde geſponnen.
Er ſaß nicht an, ſondern auf dem rechten Thor-
pfeiler, der jetzige Wachtmann der rothen Schanze.
Er ſaß mit Würde da in der Morgenſonne und ſah
ruhig, gelaſſen, zu mir hinüber — und er ſpann
dabei. Sein Spinnen hinderte ihn aber nicht, auch
den Schnurrbart zu ſtreichen, ja, er fuhr ſich mit
der wehrhaften Fauſt ſogar über die Ohren (was
beiläufig in ſeiner Kompagnie bedeutet, daß Beſuch
kommt) und ſtrich ſich die Naſe und nieſte dabei. Ich
war ganz dicht bei ihm, als er einen Satz that, und
langſam, ſtattlich und über die Schulter gleichmüthig
nach mir zurückſehend, mir voranging, hinein in
Quakatzenhof: der „Kapitän Hinze“, der „weiße
Mann“, der wirklich fleckenlos weiße Kater — der
Hauskater der Schanze des Comte de Lusace.
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