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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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möchte doch auch ich jetzt darum wissen.' -- ,Was
Sie nachher mit mir machen wollen, das liegt ja
nun ganz bei Ihnen. Um mich selbst ist es mir
nicht mehr -- Kinder und Kindeskinder müssen aber
zu sehen, wie sie sich mit dem Geruch, den der alte
Großvater ihnen hinterläßt, abfinden. So ein oder
zwei Jahre fehlen wohl noch an der Verjährung.
Ich dachte ich brächte es noch bis dahin! aber das
ist nun eben wieder mal ganz anders gekommen.
Also, wenn auch nur des Herrn Schwiegervaters wegen,
thun Sie was Sie müssen, Herr Schaumann, und
für Recht halten!' --,Darüber später. Erzählen
Sie jetzt, wie die Sache war und sich zugetragen
hat.' -- ,Ach, das ist es ja gerade, daß da garnicht
viel zu erzählen ist, so schlimm es auch ausgegangen
ist. Es ist nicht einmal über ein Mädchen oder über
Geld und Geldeswerth, wie es sonst zwischen Anderen
zugeht, zwischen uns beiden hergekommen. Es hat
sich nur bloß gemacht durch den bösen Feind, wie es
sich hat machen sollen. Wir sind nämlich in einem
Alter, Kienbaum und ich, und haben in zwei Wiegen
gelegen, die, sozusagen, Wand an Wand standen und
sind miteinander aufgewachsen und haben Einer den
Anderen ganz genau kennen lernen können. Es war
nicht viel an ihm, Herr Schaumann, und es ist mir
diese lieben langen Jahre durch, manchmal wenigstens
ein kleiner Trost gewesen, wenn ich dieses Wort
über ihn auch aus Anderer Munde habe vernehmen
dürfen.' -- ,Ein sauberer Trost, unglückseliges
Menschenkind!' -- ,Jawohl, unglückseliges Menschen-

möchte doch auch ich jetzt darum wiſſen.‘ — ‚Was
Sie nachher mit mir machen wollen, das liegt ja
nun ganz bei Ihnen. Um mich ſelbſt iſt es mir
nicht mehr — Kinder und Kindeskinder müſſen aber
zu ſehen, wie ſie ſich mit dem Geruch, den der alte
Großvater ihnen hinterläßt, abfinden. So ein oder
zwei Jahre fehlen wohl noch an der Verjährung.
Ich dachte ich brächte es noch bis dahin! aber das
iſt nun eben wieder mal ganz anders gekommen.
Alſo, wenn auch nur des Herrn Schwiegervaters wegen,
thun Sie was Sie müſſen, Herr Schaumann, und
für Recht halten!‘ —‚Darüber ſpäter. Erzählen
Sie jetzt, wie die Sache war und ſich zugetragen
hat.‘ — ‚Ach, das iſt es ja gerade, daß da garnicht
viel zu erzählen iſt, ſo ſchlimm es auch ausgegangen
iſt. Es iſt nicht einmal über ein Mädchen oder über
Geld und Geldeswerth, wie es ſonſt zwiſchen Anderen
zugeht, zwiſchen uns beiden hergekommen. Es hat
ſich nur bloß gemacht durch den böſen Feind, wie es
ſich hat machen ſollen. Wir ſind nämlich in einem
Alter, Kienbaum und ich, und haben in zwei Wiegen
gelegen, die, ſozuſagen, Wand an Wand ſtanden und
ſind miteinander aufgewachſen und haben Einer den
Anderen ganz genau kennen lernen können. Es war
nicht viel an ihm, Herr Schaumann, und es iſt mir
dieſe lieben langen Jahre durch, manchmal wenigſtens
ein kleiner Troſt geweſen, wenn ich dieſes Wort
über ihn auch aus Anderer Munde habe vernehmen
dürfen.‘ — ‚Ein ſauberer Troſt, unglückſeliges
Menſchenkind!‘ — ‚Jawohl, unglückſeliges Menſchen-

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[255/0265] möchte doch auch ich jetzt darum wiſſen.‘ — ‚Was Sie nachher mit mir machen wollen, das liegt ja nun ganz bei Ihnen. Um mich ſelbſt iſt es mir nicht mehr — Kinder und Kindeskinder müſſen aber zu ſehen, wie ſie ſich mit dem Geruch, den der alte Großvater ihnen hinterläßt, abfinden. So ein oder zwei Jahre fehlen wohl noch an der Verjährung. Ich dachte ich brächte es noch bis dahin! aber das iſt nun eben wieder mal ganz anders gekommen. Alſo, wenn auch nur des Herrn Schwiegervaters wegen, thun Sie was Sie müſſen, Herr Schaumann, und für Recht halten!‘ —‚Darüber ſpäter. Erzählen Sie jetzt, wie die Sache war und ſich zugetragen hat.‘ — ‚Ach, das iſt es ja gerade, daß da garnicht viel zu erzählen iſt, ſo ſchlimm es auch ausgegangen iſt. Es iſt nicht einmal über ein Mädchen oder über Geld und Geldeswerth, wie es ſonſt zwiſchen Anderen zugeht, zwiſchen uns beiden hergekommen. Es hat ſich nur bloß gemacht durch den böſen Feind, wie es ſich hat machen ſollen. Wir ſind nämlich in einem Alter, Kienbaum und ich, und haben in zwei Wiegen gelegen, die, ſozuſagen, Wand an Wand ſtanden und ſind miteinander aufgewachſen und haben Einer den Anderen ganz genau kennen lernen können. Es war nicht viel an ihm, Herr Schaumann, und es iſt mir dieſe lieben langen Jahre durch, manchmal wenigſtens ein kleiner Troſt geweſen, wenn ich dieſes Wort über ihn auch aus Anderer Munde habe vernehmen dürfen.‘ — ‚Ein ſauberer Troſt, unglückſeliges Menſchenkind!‘ — ‚Jawohl, unglückſeliges Menſchen-

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/265>, abgerufen am 24.11.2024.