Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.nicht allein auf Messer und Gabel angewiesen in "Er erzählt das wie er es weder vor Gott und "Was für mich die Hauptsache bei der Geschichte nicht allein auf Meſſer und Gabel angewieſen in „Er erzählt das wie er es weder vor Gott und „Was für mich die Hauptſache bei der Geſchichte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="189"/> nicht allein auf Meſſer und Gabel angewieſen in<lb/> dieſer Welt, und eine Serviette bekommt er auch nicht<lb/> umgebunden bei jedem Lebensgericht ſo ihm auf den<lb/> Tiſch geſetzt wird. Braucht ſie auch nicht. Aber das<lb/> Kind, das gnädige Fräulein, das Burgfräulein von<lb/> Quakatzenburg ſchickte ich doch lieber wieder mit<lb/> wiedergewaſchenen Händen in die Küche. Reinlich-<lb/> keit iſt doch eine Tugend, Eduard! Man ſchätzt ſie<lb/> an der Hottentottin und man nimmt ſie als etwas<lb/> Selbſtverſtändliches an ſeiner europäiſchen Geliebten.<lb/> O Gott, wie dankbar war mir dies kätzlich reinliche,<lb/> gute alte junge Mädchen da, als ich ihr die Möglichkeit<lb/> bot, unterzutauchen wie Schundkönigs Tochter und<lb/> aufzutauchen wie Prinzeß Schwanhilde. Sag es<lb/> ſelber: iſt es nicht ſo, Lichtalfe, o Du Herrin meines<lb/> Lebens?“</p><lb/> <p>„Er erzählt das wie er es weder vor Gott und<lb/> den Menſchen und ſelber kaum vor ſeinem beſten<lb/> Freunde verantworten kann; aber es iſt ſo — es<lb/> war ſo!“ rief Frau Valentine zwiſchen Lachen und<lb/> Weinen. Und wie ihr ging es mir beinahe auch,<lb/> was das Lachen und das Weinen anbetraf. Zu einer<lb/> Äußerung darüber aber kam ich nicht; denn natürlich<lb/> grinſte Stopfkuchen:</p><lb/> <p>„Was für mich die Hauptſache bei der Geſchichte<lb/> war, war das Vergn<supplied>ü</supplied>gen, das ich mir in den Ge-<lb/> fühlen, durch die Gefühle der Gegend und der Um-<lb/> gegend bereitete. Nur ſo lange der Schnee hoch lag,<lb/> und er thürmte ſich in den Tagen nach meiner An-<lb/> kunft auf Quakatzenburg ſehr hoch, hatte ich das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
nicht allein auf Meſſer und Gabel angewieſen in
dieſer Welt, und eine Serviette bekommt er auch nicht
umgebunden bei jedem Lebensgericht ſo ihm auf den
Tiſch geſetzt wird. Braucht ſie auch nicht. Aber das
Kind, das gnädige Fräulein, das Burgfräulein von
Quakatzenburg ſchickte ich doch lieber wieder mit
wiedergewaſchenen Händen in die Küche. Reinlich-
keit iſt doch eine Tugend, Eduard! Man ſchätzt ſie
an der Hottentottin und man nimmt ſie als etwas
Selbſtverſtändliches an ſeiner europäiſchen Geliebten.
O Gott, wie dankbar war mir dies kätzlich reinliche,
gute alte junge Mädchen da, als ich ihr die Möglichkeit
bot, unterzutauchen wie Schundkönigs Tochter und
aufzutauchen wie Prinzeß Schwanhilde. Sag es
ſelber: iſt es nicht ſo, Lichtalfe, o Du Herrin meines
Lebens?“
„Er erzählt das wie er es weder vor Gott und
den Menſchen und ſelber kaum vor ſeinem beſten
Freunde verantworten kann; aber es iſt ſo — es
war ſo!“ rief Frau Valentine zwiſchen Lachen und
Weinen. Und wie ihr ging es mir beinahe auch,
was das Lachen und das Weinen anbetraf. Zu einer
Äußerung darüber aber kam ich nicht; denn natürlich
grinſte Stopfkuchen:
„Was für mich die Hauptſache bei der Geſchichte
war, war das Vergnügen, das ich mir in den Ge-
fühlen, durch die Gefühle der Gegend und der Um-
gegend bereitete. Nur ſo lange der Schnee hoch lag,
und er thürmte ſich in den Tagen nach meiner An-
kunft auf Quakatzenburg ſehr hoch, hatte ich das
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