Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.erleben muß, zu dick hinter den Ohren. Ja, ja, ja, "Moriamur pro rege nostro Maria Theresia," "Der Doktor hatte mich wohl getröstet, daß es erleben muß, zu dick hinter den Ohren. Ja, ja, ja, „Moriamur pro rege nostro Maria Theresia,“ „Der Doktor hatte mich wohl getröſtet, daß es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="168"/> erleben muß, zu dick hinter den Ohren<choice><sic/><corr>.</corr></choice> Ja, ja, ja,<lb/> er kam damals zur rechten Zeit! meinen Vater hatte<lb/> zum erſtenmale der Schlag gerührt, und ich war<lb/> einundzwanzig Jahre alt geworden und die Herrin<lb/> auf der rothen Schanze. O du grundgütige Barm-<lb/> herzigkeit, was für eine Herrin! Mit was für einer<lb/> Welt auf dem Hofe und rund umher! Seine Witze<lb/> konnte Heinrich ja natürlich auch dabei nicht laſſen.<lb/> Ich habe es aber in ſeinem Konverſationslexikon<lb/> nachgeſchlagen, weshalb er mich mitten in meinen<lb/> Thränen Kaiſerliche Majeſtät nannte. Die Frau<lb/> Kaiſerin Maria Thereſia meinte er mit mir und<lb/> hatte wohl nicht Unrecht.“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Moriamur pro rege nostro Maria Theresia,“</hi><lb/> brummte Stopfkuchen. „Sie will die Schmeichelei<lb/> bloß wieder hören in Deiner Gegenwart, Eduard.“</p><lb/> <p>„Der Doktor hatte mich wohl getröſtet, daß es<lb/> für diesmal noch nichts auf ſich habe, und der Vater<lb/> war auch ſchon wieder aus dem Bett und ging an<lb/> meinem Arm und an einem Stocke herum, aber daß<lb/> er ſein geſundes Menſchenverſtändniß ganz und völlig<lb/> wiedererhalte, das wollte der Doktor mir nicht<lb/> verſprechen. Auf Alles mußte ich mich für ihn be-<lb/> ſinnen, für Alles was er ſagen wollte, die Worte<lb/> finden. Und er wollte immer reden und mir ſo<lb/> Vieles ſagen und hatte doch für nichts mehr das<lb/> richtige Wort. Und von keinem Menſchen, und wenn<lb/> er noch ſo gut wußte, wie er hieß, konnte er den<lb/> richtigen Namen finden. Da erfand er auch neue,<lb/> o was für ſchlimme für alle ſeine Bekannten!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
erleben muß, zu dick hinter den Ohren. Ja, ja, ja,
er kam damals zur rechten Zeit! meinen Vater hatte
zum erſtenmale der Schlag gerührt, und ich war
einundzwanzig Jahre alt geworden und die Herrin
auf der rothen Schanze. O du grundgütige Barm-
herzigkeit, was für eine Herrin! Mit was für einer
Welt auf dem Hofe und rund umher! Seine Witze
konnte Heinrich ja natürlich auch dabei nicht laſſen.
Ich habe es aber in ſeinem Konverſationslexikon
nachgeſchlagen, weshalb er mich mitten in meinen
Thränen Kaiſerliche Majeſtät nannte. Die Frau
Kaiſerin Maria Thereſia meinte er mit mir und
hatte wohl nicht Unrecht.“
„Moriamur pro rege nostro Maria Theresia,“
brummte Stopfkuchen. „Sie will die Schmeichelei
bloß wieder hören in Deiner Gegenwart, Eduard.“
„Der Doktor hatte mich wohl getröſtet, daß es
für diesmal noch nichts auf ſich habe, und der Vater
war auch ſchon wieder aus dem Bett und ging an
meinem Arm und an einem Stocke herum, aber daß
er ſein geſundes Menſchenverſtändniß ganz und völlig
wiedererhalte, das wollte der Doktor mir nicht
verſprechen. Auf Alles mußte ich mich für ihn be-
ſinnen, für Alles was er ſagen wollte, die Worte
finden. Und er wollte immer reden und mir ſo
Vieles ſagen und hatte doch für nichts mehr das
richtige Wort. Und von keinem Menſchen, und wenn
er noch ſo gut wußte, wie er hieß, konnte er den
richtigen Namen finden. Da erfand er auch neue,
o was für ſchlimme für alle ſeine Bekannten!“
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