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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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"Beschütze Deinen Sohn Ulrich Georg Strobel! --
Guten Morgen, Meister Wachholder!" sagte eine Stimme
hinter mir.

Es war der Karikaturenzeichner, der, den grauen Filz
auf dem Kopf, die Reisetasche über der Schulter, den
Eichenstock in der Hand, hinter mir stand.

"Ach Gott, nun ist mein' Zeit vorbei!" fuhr er
lachend fort. "Ich komme Ihnen Lebewohl zu sagen,
alter Herr."

"Was, Sie wollen fort? Was fällt Ihnen ein?"
"Kann Deutschland nit finden
"Rutsch allweil drauf 'rum!"

sang der Zeichner und zeigte auf eine lustige blaue Stelle
zwischen den ziehenden Wolken. "Es ist nicht anders;
haben Sie einen Gruß an die freie weite Welt zu bestellen,
heraus damit! Oder noch besser; kommen Sie -- dort
steht Ihr Regenschirm -- begleiten Sie mich. Hören
Sie, wie lustig der Spatz da in's Fenster pfeift!"

Was sollte ich machen; ich schlug meinen Folianten
zu, der tolle Vagabond bot mir seinen Arm und wir
traten hinaus in die Gasse.

"Leben Sie wohl Mama, Adieu Fräulein!" rief der
Zeichner seiner Hausgenossenschaft zu, die ganz aufgeregt
in der Thür stand. "Adieu Freund Marquart; lebt
wohl Mutter Karsten; lebt wohl Meister und Meisterin!

„Beſchütze Deinen Sohn Ulrich Georg Strobel! —
Guten Morgen, Meiſter Wachholder!“ ſagte eine Stimme
hinter mir.

Es war der Karikaturenzeichner, der, den grauen Filz
auf dem Kopf, die Reiſetaſche über der Schulter, den
Eichenſtock in der Hand, hinter mir ſtand.

„Ach Gott, nun iſt mein’ Zeit vorbei!“ fuhr er
lachend fort. „Ich komme Ihnen Lebewohl zu ſagen,
alter Herr.“

„Was, Sie wollen fort? Was fällt Ihnen ein?“
„Kann Deutſchland nit finden
„Rutſch allweil drauf ’rum!“

ſang der Zeichner und zeigte auf eine luſtige blaue Stelle
zwiſchen den ziehenden Wolken. „Es iſt nicht anders;
haben Sie einen Gruß an die freie weite Welt zu beſtellen,
heraus damit! Oder noch beſſer; kommen Sie — dort
ſteht Ihr Regenſchirm — begleiten Sie mich. Hören
Sie, wie luſtig der Spatz da in’s Fenſter pfeift!“

Was ſollte ich machen; ich ſchlug meinen Folianten
zu, der tolle Vagabond bot mir ſeinen Arm und wir
traten hinaus in die Gaſſe.

„Leben Sie wohl Mama, Adieu Fräulein!“ rief der
Zeichner ſeiner Hausgenoſſenſchaft zu, die ganz aufgeregt
in der Thür ſtand. „Adieu Freund Marquart; lebt
wohl Mutter Karſten; lebt wohl Meiſter und Meiſterin!

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[249/0259] „Beſchütze Deinen Sohn Ulrich Georg Strobel! — Guten Morgen, Meiſter Wachholder!“ ſagte eine Stimme hinter mir. Es war der Karikaturenzeichner, der, den grauen Filz auf dem Kopf, die Reiſetaſche über der Schulter, den Eichenſtock in der Hand, hinter mir ſtand. „Ach Gott, nun iſt mein’ Zeit vorbei!“ fuhr er lachend fort. „Ich komme Ihnen Lebewohl zu ſagen, alter Herr.“ „Was, Sie wollen fort? Was fällt Ihnen ein?“ „Kann Deutſchland nit finden „Rutſch allweil drauf ’rum!“ ſang der Zeichner und zeigte auf eine luſtige blaue Stelle zwiſchen den ziehenden Wolken. „Es iſt nicht anders; haben Sie einen Gruß an die freie weite Welt zu beſtellen, heraus damit! Oder noch beſſer; kommen Sie — dort ſteht Ihr Regenſchirm — begleiten Sie mich. Hören Sie, wie luſtig der Spatz da in’s Fenſter pfeift!“ Was ſollte ich machen; ich ſchlug meinen Folianten zu, der tolle Vagabond bot mir ſeinen Arm und wir traten hinaus in die Gaſſe. „Leben Sie wohl Mama, Adieu Fräulein!“ rief der Zeichner ſeiner Hausgenoſſenſchaft zu, die ganz aufgeregt in der Thür ſtand. „Adieu Freund Marquart; lebt wohl Mutter Karſten; lebt wohl Meiſter und Meiſterin!

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/259>, abgerufen am 27.11.2024.