P. Scr. Bier mag er schon! (Ich meine halt den Pudehl -- so wird's wohl recht geschrieben sein) Gott, ich muß wirklich in die Küchen!
N.
P. Scr. Nanette ist fort! Meine lieben Freunde, ich bin sehr glücklich und fidel! Ich hoffe auf baldige Nachrichten von Euch Allen. Gruß und Brüderschaft!
Euer H. Wimmer.
Welchen Jubel hatte einst dieser Doppelbrief mit seinen Postscripten in der Sperlingsgasse erregt! Wie tanzte an jenem Augustnachmittag im Jahr 1841, als er ankam, der Lehrer Roder mit der kleinen Elise im Zimmer herum! Heute, wo ich ihn wieder hervor- suchte, ist weder Roder bei mir, -- sie haben ihn Acht- zehnhundertundachtundvierzig nach Amerika gejagt, sie fürchteten sich gewaltig vor ihm -- noch schaut das kleine Lischen, auf einem Stuhl stehend, mir über die Schulter. Aber allein bin ich doch nicht beim Wieder- lesen; trotz dem Regen hat sich der Zeichner Strobel herausgewagt und ist, da das Glück dem Kühnen lächelt, wohlbehalten, wenn auch etwas durchnäßt, bei mir angekommen.
"Es ist ein prächtiges Ehepaar geworden," sagte er lächelnd, indem er mir die Nadel einfädelte, mit welcher ich das Document der Chronik anheften wollte. "Seit der Doctor den bösen, politischen Husten, der ihn sonst
P. Scr. Bier mag er ſchon! (Ich meine halt den Pudehl — ſo wird’s wohl recht geſchrieben ſein) Gott, ich muß wirklich in die Küchen!
N.
P. Scr. Nanette iſt fort! Meine lieben Freunde, ich bin ſehr glücklich und fidel! Ich hoffe auf baldige Nachrichten von Euch Allen. Gruß und Brüderſchaft!
Euer H. Wimmer.
Welchen Jubel hatte einſt dieſer Doppelbrief mit ſeinen Poſtſcripten in der Sperlingsgaſſe erregt! Wie tanzte an jenem Auguſtnachmittag im Jahr 1841, als er ankam, der Lehrer Roder mit der kleinen Eliſe im Zimmer herum! Heute, wo ich ihn wieder hervor- ſuchte, iſt weder Roder bei mir, — ſie haben ihn Acht- zehnhundertundachtundvierzig nach Amerika gejagt, ſie fürchteten ſich gewaltig vor ihm — noch ſchaut das kleine Lischen, auf einem Stuhl ſtehend, mir über die Schulter. Aber allein bin ich doch nicht beim Wieder- leſen; trotz dem Regen hat ſich der Zeichner Strobel herausgewagt und iſt, da das Glück dem Kühnen lächelt, wohlbehalten, wenn auch etwas durchnäßt, bei mir angekommen.
„Es iſt ein prächtiges Ehepaar geworden,“ ſagte er lächelnd, indem er mir die Nadel einfädelte, mit welcher ich das Document der Chronik anheften wollte. „Seit der Doctor den böſen, politiſchen Huſten, der ihn ſonſt
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><pbfacs="#f0192"n="182"/><postscript><p><hirendition="#aq">P. Scr.</hi> Bier mag er ſchon! (Ich meine halt den<lb/>
Pudehl —ſo wird’s wohl recht geſchrieben ſein) Gott,<lb/>
ich muß wirklich in die Küchen!</p></postscript><closer><salute><hirendition="#et">N.</hi></salute></closer><lb/><postscript><p><hirendition="#aq">P. Scr.</hi> Nanette iſt fort! Meine lieben Freunde,<lb/>
ich bin ſehr glücklich und fidel! Ich hoffe auf baldige<lb/>
Nachrichten von Euch Allen. Gruß und Brüderſchaft!</p></postscript><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Euer H. <hirendition="#g">Wimmer</hi>.</hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Welchen Jubel hatte einſt dieſer Doppelbrief mit<lb/>ſeinen Poſtſcripten in der Sperlingsgaſſe erregt! Wie<lb/>
tanzte an jenem Auguſtnachmittag im Jahr 1841, als<lb/>
er ankam, der Lehrer Roder mit der kleinen Eliſe im<lb/>
Zimmer herum! Heute, wo ich ihn wieder hervor-<lb/>ſuchte, iſt weder Roder bei mir, —ſie haben ihn Acht-<lb/>
zehnhundertundachtundvierzig nach Amerika gejagt, ſie<lb/><hirendition="#g">fürchteten</hi>ſich gewaltig vor <hirendition="#g">ihm</hi>— noch ſchaut das<lb/>
kleine Lischen, auf einem Stuhl ſtehend, mir über die<lb/>
Schulter. Aber allein bin ich doch nicht beim Wieder-<lb/>
leſen; trotz dem Regen hat ſich der Zeichner Strobel<lb/>
herausgewagt und iſt, da das Glück dem Kühnen lächelt,<lb/>
wohlbehalten, wenn auch etwas durchnäßt, bei mir<lb/>
angekommen.</p><lb/><p>„Es iſt ein prächtiges Ehepaar geworden,“ſagte er<lb/>
lächelnd, indem er mir die Nadel einfädelte, mit welcher<lb/>
ich das Document der Chronik anheften wollte. „Seit<lb/>
der Doctor den böſen, politiſchen Huſten, der ihn ſonſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[182/0192]
P. Scr. Bier mag er ſchon! (Ich meine halt den
Pudehl — ſo wird’s wohl recht geſchrieben ſein) Gott,
ich muß wirklich in die Küchen!
N.
P. Scr. Nanette iſt fort! Meine lieben Freunde,
ich bin ſehr glücklich und fidel! Ich hoffe auf baldige
Nachrichten von Euch Allen. Gruß und Brüderſchaft!
Euer H. Wimmer.
Welchen Jubel hatte einſt dieſer Doppelbrief mit
ſeinen Poſtſcripten in der Sperlingsgaſſe erregt! Wie
tanzte an jenem Auguſtnachmittag im Jahr 1841, als
er ankam, der Lehrer Roder mit der kleinen Eliſe im
Zimmer herum! Heute, wo ich ihn wieder hervor-
ſuchte, iſt weder Roder bei mir, — ſie haben ihn Acht-
zehnhundertundachtundvierzig nach Amerika gejagt, ſie
fürchteten ſich gewaltig vor ihm — noch ſchaut das
kleine Lischen, auf einem Stuhl ſtehend, mir über die
Schulter. Aber allein bin ich doch nicht beim Wieder-
leſen; trotz dem Regen hat ſich der Zeichner Strobel
herausgewagt und iſt, da das Glück dem Kühnen lächelt,
wohlbehalten, wenn auch etwas durchnäßt, bei mir
angekommen.
„Es iſt ein prächtiges Ehepaar geworden,“ ſagte er
lächelnd, indem er mir die Nadel einfädelte, mit welcher
ich das Document der Chronik anheften wollte. „Seit
der Doctor den böſen, politiſchen Huſten, der ihn ſonſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/192>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.