Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Fahren nicht vertragen, das könnte selbst sein häßlicher
Puhdel nicht. Es ist nur gut, daß das schwarze Thier
sich so vor meinem schönen bunten Hinz fürchtet; sie
beißen sich zwar halt nicht, aber sie sehen sich oft schief
an von der Seite. Liebes Kind, besuche uns einmal
und grüße den Herrn Onkel Wachholder und den Herrn
Lehrer recht schön!

Deine unbekannte Freundin
Nanette P.

P. Scr. Verehrtester, überreichen Sie doch meiner
dicken Freundin, der Madam Pimpernell, beifolgende
drei Fünfthalerscheine; da wird ein noch zu tilgender
Schuldenrest sein.

Dr. W.

P. Scr. Ich muß in die Küche, sonst hätte ich mich
eben noch recht über den Doctor zu beklagen. Er ist
recht böse. Gestern hat er sein Dintenfaß über meine
beste Tischdecke gegossen. Das geht mein Lebtag nicht
wieder heraus! -- Aber das ist das Wenigste. -- S'ist
nur gut, daß ich den Tabacksdampf gewohnt bin, auch
mein Papa macht furchtbare Wolken und die Gardinen
müssen nun nur noch einmal so bald gewaschen werden.

Adieu! Nanette.

P. Scr. Der Onkel Pümpel hat sich's in den Kopf
gesetzt, dem armen "Puhdel," wie Nann'l schreibt --
auf seine alten Tage noch das "Todstellen" beizubringen.

Dr. W.

Fahren nicht vertragen, das könnte ſelbſt ſein häßlicher
Puhdel nicht. Es iſt nur gut, daß das ſchwarze Thier
ſich ſo vor meinem ſchönen bunten Hinz fürchtet; ſie
beißen ſich zwar halt nicht, aber ſie ſehen ſich oft ſchief
an von der Seite. Liebes Kind, beſuche uns einmal
und grüße den Herrn Onkel Wachholder und den Herrn
Lehrer recht ſchön!

Deine unbekannte Freundin
Nanette P.

P. Scr. Verehrteſter, überreichen Sie doch meiner
dicken Freundin, der Madam Pimpernell, beifolgende
drei Fünfthalerſcheine; da wird ein noch zu tilgender
Schuldenreſt ſein.

Dr. W.

P. Scr. Ich muß in die Küche, ſonſt hätte ich mich
eben noch recht über den Doctor zu beklagen. Er iſt
recht böſe. Geſtern hat er ſein Dintenfaß über meine
beſte Tiſchdecke gegoſſen. Das geht mein Lebtag nicht
wieder heraus! — Aber das iſt das Wenigſte. — S’iſt
nur gut, daß ich den Tabacksdampf gewohnt bin, auch
mein Papa macht furchtbare Wolken und die Gardinen
müſſen nun nur noch einmal ſo bald gewaſchen werden.

Adieu! Nanette.

P. Scr. Der Onkel Pümpel hat ſich’s in den Kopf
geſetzt, dem armen „Puhdel,“ wie Nann’l ſchreibt —
auf ſeine alten Tage noch das „Todſtellen“ beizubringen.

Dr. W.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0191" n="181"/>
Fahren nicht vertragen, das könnte &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein häßlicher<lb/>
Puhdel nicht. Es i&#x017F;t nur gut, daß das &#x017F;chwarze Thier<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o vor meinem &#x017F;chönen bunten Hinz fürchtet; &#x017F;ie<lb/>
beißen &#x017F;ich zwar halt nicht, aber &#x017F;ie &#x017F;ehen &#x017F;ich oft &#x017F;chief<lb/>
an von der Seite. Liebes Kind, be&#x017F;uche uns einmal<lb/>
und grüße den Herrn Onkel Wachholder und den Herrn<lb/>
Lehrer recht &#x017F;chön!</p>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et">Deine unbekannte Freundin<lb/><hi rendition="#g">Nanette</hi> P.</hi> </salute>
              </closer><lb/>
              <postscript>
                <p><hi rendition="#aq">P. Scr.</hi> Verehrte&#x017F;ter, überreichen Sie doch meiner<lb/>
dicken Freundin, der Madam Pimpernell, beifolgende<lb/>
drei Fünfthaler&#x017F;cheine; da wird ein noch zu tilgender<lb/>
Schuldenre&#x017F;t &#x017F;ein.</p>
              </postscript>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> W.</hi> </salute>
              </closer><lb/>
              <postscript>
                <p><hi rendition="#aq">P. Scr.</hi> Ich muß in die Küche, &#x017F;on&#x017F;t hätte ich mich<lb/>
eben noch recht über den Doctor zu beklagen. Er i&#x017F;t<lb/>
recht bö&#x017F;e. Ge&#x017F;tern hat er &#x017F;ein Dintenfaß über meine<lb/>
be&#x017F;te Ti&#x017F;chdecke gego&#x017F;&#x017F;en. Das geht mein Lebtag nicht<lb/>
wieder heraus! &#x2014; Aber das i&#x017F;t das Wenig&#x017F;te. &#x2014; S&#x2019;i&#x017F;t<lb/>
nur gut, daß ich den Tabacksdampf gewohnt bin, auch<lb/>
mein Papa macht furchtbare Wolken und die Gardinen<lb/>&#x017F;&#x017F;en nun nur noch einmal &#x017F;o bald gewa&#x017F;chen werden.</p>
              </postscript><lb/>
              <closer>
                <salute>Adieu! <hi rendition="#g">Nanette</hi>.</salute>
              </closer><lb/>
              <postscript>
                <p><hi rendition="#aq">P. Scr.</hi> Der Onkel Pümpel hat &#x017F;ich&#x2019;s in den Kopf<lb/>
ge&#x017F;etzt, dem armen &#x201E;Puhdel,&#x201C; wie Nann&#x2019;l &#x017F;chreibt &#x2014;<lb/>
auf &#x017F;eine alten Tage noch das &#x201E;Tod&#x017F;tellen&#x201C; beizubringen.</p>
              </postscript><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> W.</hi> </salute>
              </closer><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0191] Fahren nicht vertragen, das könnte ſelbſt ſein häßlicher Puhdel nicht. Es iſt nur gut, daß das ſchwarze Thier ſich ſo vor meinem ſchönen bunten Hinz fürchtet; ſie beißen ſich zwar halt nicht, aber ſie ſehen ſich oft ſchief an von der Seite. Liebes Kind, beſuche uns einmal und grüße den Herrn Onkel Wachholder und den Herrn Lehrer recht ſchön! Deine unbekannte Freundin Nanette P. P. Scr. Verehrteſter, überreichen Sie doch meiner dicken Freundin, der Madam Pimpernell, beifolgende drei Fünfthalerſcheine; da wird ein noch zu tilgender Schuldenreſt ſein. Dr. W. P. Scr. Ich muß in die Küche, ſonſt hätte ich mich eben noch recht über den Doctor zu beklagen. Er iſt recht böſe. Geſtern hat er ſein Dintenfaß über meine beſte Tiſchdecke gegoſſen. Das geht mein Lebtag nicht wieder heraus! — Aber das iſt das Wenigſte. — S’iſt nur gut, daß ich den Tabacksdampf gewohnt bin, auch mein Papa macht furchtbare Wolken und die Gardinen müſſen nun nur noch einmal ſo bald gewaſchen werden. Adieu! Nanette. P. Scr. Der Onkel Pümpel hat ſich’s in den Kopf geſetzt, dem armen „Puhdel,“ wie Nann’l ſchreibt — auf ſeine alten Tage noch das „Todſtellen“ beizubringen. Dr. W.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/191
Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/191>, abgerufen am 05.07.2024.