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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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diesem regnigen windigen Februartage auch in diese
Blätter. -- -- --

Was todt war, wird lebendig; was Fluch war, wird
Segen; die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht
an den Kindern bis in's dritte und vierte Glied!

Eine helle frische Stimme erschallt unten im Hause;
ein leichter Schritt kommt die Treppe herauf -- Elise
horcht. -- Nach einigen Minuten erschallt plötzlich drau-
ßen ein Gepolter -- Martha's Stimme läßt sich hören,
klagend und ärgerlich. -- Da ist er -- der Tauge-
nichts der Gasse!

Die Thür wird halb aufgemacht und herein schaut
ein lachendes, kerngesundes, mit unzähligen Sommer-
flecken bedecktes Knabengesicht.

"Nun Gustav, was giebt's wieder?"

"O gar nichts!" sagt das mauvais sujet, den Mund
von einem Ohr bis zum andern ziehend, während Martha
jetzt kläglich draußen nach Elisen ruft. "Was mag er
nur angefangen haben?" sagt diese aufspringend und
hinausgehend. Ein helles Gelächter, in welches ich sie
herzlich draußen ausbrechen höre, zwingt auch mich von
meinen Büchern aufzustehen, während Gustav sich ganz
ehrbar in einen Band von Becker's Weltgeschichte ver-
tieft zu haben scheint. Ich nehme die möglichst ernsteste

dieſem regnigen windigen Februartage auch in dieſe
Blätter. — — —

Was todt war, wird lebendig; was Fluch war, wird
Segen; die Sünde der Väter wird nicht heimgeſucht
an den Kindern bis in’s dritte und vierte Glied!

Eine helle friſche Stimme erſchallt unten im Hauſe;
ein leichter Schritt kommt die Treppe herauf — Eliſe
horcht. — Nach einigen Minuten erſchallt plötzlich drau-
ßen ein Gepolter — Martha’s Stimme läßt ſich hören,
klagend und ärgerlich. — Da iſt er — der Tauge-
nichts der Gaſſe!

Die Thür wird halb aufgemacht und herein ſchaut
ein lachendes, kerngeſundes, mit unzähligen Sommer-
flecken bedecktes Knabengeſicht.

„Nun Guſtav, was giebt’s wieder?“

„O gar nichts!“ ſagt das mauvais sujet, den Mund
von einem Ohr bis zum andern ziehend, während Martha
jetzt kläglich draußen nach Eliſen ruft. „Was mag er
nur angefangen haben?“ ſagt dieſe aufſpringend und
hinausgehend. Ein helles Gelächter, in welches ich ſie
herzlich draußen ausbrechen höre, zwingt auch mich von
meinen Büchern aufzuſtehen, während Guſtav ſich ganz
ehrbar in einen Band von Becker’s Weltgeſchichte ver-
tieft zu haben ſcheint. Ich nehme die möglichſt ernſteſte

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[154/0164] dieſem regnigen windigen Februartage auch in dieſe Blätter. — — — Was todt war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen; die Sünde der Väter wird nicht heimgeſucht an den Kindern bis in’s dritte und vierte Glied! Eine helle friſche Stimme erſchallt unten im Hauſe; ein leichter Schritt kommt die Treppe herauf — Eliſe horcht. — Nach einigen Minuten erſchallt plötzlich drau- ßen ein Gepolter — Martha’s Stimme läßt ſich hören, klagend und ärgerlich. — Da iſt er — der Tauge- nichts der Gaſſe! Die Thür wird halb aufgemacht und herein ſchaut ein lachendes, kerngeſundes, mit unzähligen Sommer- flecken bedecktes Knabengeſicht. „Nun Guſtav, was giebt’s wieder?“ „O gar nichts!“ ſagt das mauvais sujet, den Mund von einem Ohr bis zum andern ziehend, während Martha jetzt kläglich draußen nach Eliſen ruft. „Was mag er nur angefangen haben?“ ſagt dieſe aufſpringend und hinausgehend. Ein helles Gelächter, in welches ich ſie herzlich draußen ausbrechen höre, zwingt auch mich von meinen Büchern aufzuſtehen, während Guſtav ſich ganz ehrbar in einen Band von Becker’s Weltgeſchichte ver- tieft zu haben ſcheint. Ich nehme die möglichſt ernſteſte

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/164>, abgerufen am 25.11.2024.