Hund! in Deine Küche, Weibsbild! Krieg -- Krieg -- Krieg! Auf dem Amtmann von Amelungsborn liegt der Krieg, und auf keinem Andern. Aus dem Wege -- aus dem Wege!"
Er schwankte wie ein Betrunkener über den alten Klosterhof, der in Frieden und Krieg schon so viel ge¬ sehen hatte, seinem Wohnhause zu; und wie er sich, die Steintreppe zur Hausthür hinauf, am Geländer hielt, war er wirklich der festen Ueberzeugung, daß die Last der Zeit ganz allein auf ihm liege -- auf ihm, dem Klosteramtmann von Amelungsborn; daß Alles, was der Satan in seinem Sack habe, über ihn aus¬ geschüttet werde, über ihn, den Klosteramtmann von Amelungsborn.
Der geschlagene Knecht sah ihm drohend nach, die geschimpfte Magd, die ihre Schürze dem Menschen um die verwundete Hand hatte binden wollen, that das jetzt schluchzend. Von dem Amthause her klang eine keifende Weiberzunge und durcheinander zeternde Kinder¬ stimmen. Die Hunde bellten sämmtlich; das wenige noch vorhandene Vieh regte sich in den Ställen. Ver¬ haltenes Spottlachen, Schimpfworte, verhaltenes Murren und dann und wann schrille Pfiffe kamen aus den Winkeln des Hofes, wo das sonstige Gesinde sich vor dem Grimm des Herrn verkrochen hatte, und der Homeister meinte zu dem Magister gewendet dem Amt¬ mann nachdeutend:
"Herr, wen Der heute Abend zu seiner Suppe
Hund! in Deine Küche, Weibsbild! Krieg — Krieg — Krieg! Auf dem Amtmann von Amelungsborn liegt der Krieg, und auf keinem Andern. Aus dem Wege — aus dem Wege!“
Er ſchwankte wie ein Betrunkener über den alten Kloſterhof, der in Frieden und Krieg ſchon ſo viel ge¬ ſehen hatte, ſeinem Wohnhauſe zu; und wie er ſich, die Steintreppe zur Hausthür hinauf, am Geländer hielt, war er wirklich der feſten Ueberzeugung, daß die Laſt der Zeit ganz allein auf ihm liege — auf ihm, dem Kloſteramtmann von Amelungsborn; daß Alles, was der Satan in ſeinem Sack habe, über ihn aus¬ geſchüttet werde, über ihn, den Kloſteramtmann von Amelungsborn.
Der geſchlagene Knecht ſah ihm drohend nach, die geſchimpfte Magd, die ihre Schürze dem Menſchen um die verwundete Hand hatte binden wollen, that das jetzt ſchluchzend. Von dem Amthauſe her klang eine keifende Weiberzunge und durcheinander zeternde Kinder¬ ſtimmen. Die Hunde bellten ſämmtlich; das wenige noch vorhandene Vieh regte ſich in den Ställen. Ver¬ haltenes Spottlachen, Schimpfworte, verhaltenes Murren und dann und wann ſchrille Pfiffe kamen aus den Winkeln des Hofes, wo das ſonſtige Geſinde ſich vor dem Grimm des Herrn verkrochen hatte, und der Homeiſter meinte zu dem Magiſter gewendet dem Amt¬ mann nachdeutend:
„Herr, wen Der heute Abend zu ſeiner Suppe
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Hund! in Deine Küche, Weibsbild! Krieg — Krieg —
Krieg! Auf dem Amtmann von Amelungsborn liegt
der Krieg, und auf keinem Andern. Aus dem Wege
— aus dem Wege!“
Er ſchwankte wie ein Betrunkener über den alten
Kloſterhof, der in Frieden und Krieg ſchon ſo viel ge¬
ſehen hatte, ſeinem Wohnhauſe zu; und wie er ſich,
die Steintreppe zur Hausthür hinauf, am Geländer
hielt, war er wirklich der feſten Ueberzeugung, daß die
Laſt der Zeit ganz allein auf ihm liege — auf ihm,
dem Kloſteramtmann von Amelungsborn; daß Alles,
was der Satan in ſeinem Sack habe, über ihn aus¬
geſchüttet werde, über ihn, den Kloſteramtmann von
Amelungsborn.
Der geſchlagene Knecht ſah ihm drohend nach, die
geſchimpfte Magd, die ihre Schürze dem Menſchen um
die verwundete Hand hatte binden wollen, that das
jetzt ſchluchzend. Von dem Amthauſe her klang eine
keifende Weiberzunge und durcheinander zeternde Kinder¬
ſtimmen. Die Hunde bellten ſämmtlich; das wenige
noch vorhandene Vieh regte ſich in den Ställen. Ver¬
haltenes Spottlachen, Schimpfworte, verhaltenes Murren
und dann und wann ſchrille Pfiffe kamen aus den
Winkeln des Hofes, wo das ſonſtige Geſinde ſich vor
dem Grimm des Herrn verkrochen hatte, und der
Homeiſter meinte zu dem Magiſter gewendet dem Amt¬
mann nachdeutend:
„Herr, wen Der heute Abend zu ſeiner Suppe
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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