und mildester Heros kann hieran viel verändern! Lovisia, halte aber doch Deinen Knopf fest. Es ist ein köst¬ liches, herrliches Angedenken!"
"Liebster Gott, Herr Magister, meinen Rockknopf hat mir ja der liebe Herr in der Hand behalten, als er in seiner Zerstreuung weiter reiten mußte!" ......
Eine Controverse darüber, ob man "Katthagen" oder "Quadhagen" zu sprechen und zu schreiben habe, würde jeder Gelehrte auf die nächste bessere Gelegen¬ heit verschoben haben, wenn ihm die Frage unter ob¬ waltenden Umständen vorgelegt sein würde. Im Quad¬ oder Katthagen kurzweg suchten die Gejagten noch einmal nothdürftiges Unterkommen vor Freund und Feind:
"Ein Mensch ist wie der Andere, an so 'nem Bataillentage, und kein Unterschied ist zwischen unserm Herrn Klosteramtmann und unserm Herrn Herzog Ferdi¬ nand Durchlaucht, Herr Magister," meinte Knecht Schelze, immer noch ein bischen schwummerig im Sinn sich weiterschleppend. "Jeder hat mit sich selber zu thun und keine Zeit für Höflichkeit und gute Freundschaft und alte Bekanntschaft. Es ist auch ganz einerlei, ob man's mit den Franzosen oder den Engländern zu thun kriegt, und unsere Braunschweigschen und die aus'm Hannöverschen und die Bückeburger und die Hessen, na, es ist als würde Ein Sack voll Flegel ausgeschüttelt, so viel hat Jedermann an seinen eigenen Molesten zu schleppen. Mamsell Fegebanck, was ist
und mildeſter Heros kann hieran viel verändern! Loviſia, halte aber doch Deinen Knopf feſt. Es iſt ein köſt¬ liches, herrliches Angedenken!“
„Liebſter Gott, Herr Magiſter, meinen Rockknopf hat mir ja der liebe Herr in der Hand behalten, als er in ſeiner Zerſtreuung weiter reiten mußte!“ ......
Eine Controverſe darüber, ob man „Katthagen“ oder „Quadhagen“ zu ſprechen und zu ſchreiben habe, würde jeder Gelehrte auf die nächſte beſſere Gelegen¬ heit verſchoben haben, wenn ihm die Frage unter ob¬ waltenden Umſtänden vorgelegt ſein würde. Im Quad¬ oder Katthagen kurzweg ſuchten die Gejagten noch einmal nothdürftiges Unterkommen vor Freund und Feind:
„Ein Menſch iſt wie der Andere, an ſo 'nem Bataillentage, und kein Unterſchied iſt zwiſchen unſerm Herrn Kloſteramtmann und unſerm Herrn Herzog Ferdi¬ nand Durchlaucht, Herr Magiſter,“ meinte Knecht Schelze, immer noch ein bischen ſchwummerig im Sinn ſich weiterſchleppend. „Jeder hat mit ſich ſelber zu thun und keine Zeit für Höflichkeit und gute Freundſchaft und alte Bekanntſchaft. Es iſt auch ganz einerlei, ob man's mit den Franzoſen oder den Engländern zu thun kriegt, und unſere Braunſchweigſchen und die aus'm Hannöverſchen und die Bückeburger und die Heſſen, na, es iſt als würde Ein Sack voll Flegel ausgeſchüttelt, ſo viel hat Jedermann an ſeinen eigenen Moleſten zu ſchleppen. Mamſell Fegebanck, was iſt
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und mildeſter Heros kann hieran viel verändern! Loviſia,
halte aber doch Deinen Knopf feſt. Es iſt ein köſt¬
liches, herrliches Angedenken!“
„Liebſter Gott, Herr Magiſter, meinen Rockknopf hat
mir ja der liebe Herr in der Hand behalten, als er in
ſeiner Zerſtreuung weiter reiten mußte!“ ......
Eine Controverſe darüber, ob man „Katthagen“
oder „Quadhagen“ zu ſprechen und zu ſchreiben habe,
würde jeder Gelehrte auf die nächſte beſſere Gelegen¬
heit verſchoben haben, wenn ihm die Frage unter ob¬
waltenden Umſtänden vorgelegt ſein würde. Im Quad¬
oder Katthagen kurzweg ſuchten die Gejagten noch
einmal nothdürftiges Unterkommen vor Freund und
Feind:
„Ein Menſch iſt wie der Andere, an ſo 'nem
Bataillentage, und kein Unterſchied iſt zwiſchen unſerm
Herrn Kloſteramtmann und unſerm Herrn Herzog Ferdi¬
nand Durchlaucht, Herr Magiſter,“ meinte Knecht Schelze,
immer noch ein bischen ſchwummerig im Sinn ſich
weiterſchleppend. „Jeder hat mit ſich ſelber zu thun
und keine Zeit für Höflichkeit und gute Freundſchaft
und alte Bekanntſchaft. Es iſt auch ganz einerlei, ob
man's mit den Franzoſen oder den Engländern zu
thun kriegt, und unſere Braunſchweigſchen und die
aus'm Hannöverſchen und die Bückeburger und die
Heſſen, na, es iſt als würde Ein Sack voll Flegel
ausgeſchüttelt, ſo viel hat Jedermann an ſeinen eigenen
Moleſten zu ſchleppen. Mamſell Fegebanck, was iſt
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/270>, abgerufen am 05.07.2024.
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