ich für mich wohl zu erbitten, da ich augenblicklich meines höchsten Wunsches Erfüllung theilhaft werde? Der liebe Gott segne Sie auf Ihren schweren, blutigen Wegen, gnädigster lieber Herzog Ferdinand, und reiten Sie nur ruhig weiter! Wir werden ja auch schon sehen, wie wir mit Gottes Hülfe durchkommen. Wir werden durchkommen gut oder schlecht, Durchlaucht; aber der alte Magister Buchius von Amelungsborn, der Sie mit seinen Unbequemlichkeiten auf Ihrem schwersten Wege unnöthig aufhielte und molestirte, der würde sich darob die bittersten Vorwürfe und Reprochen machen. Reiten Sie ruhig zu, Euer Durchlaucht, und kümmern sich nur ja nicht um was Anderes als sich selber; das ist das Beste für uns Alle! Der allerhöchste Gott segne und erhalte den Herrn Herzog auf seinem schweren, schweren Wege!"
"Herr?!" ... sagte und fragte der Herzog, nie in seinem Leben so wie jetzo verwundert über einen Menschen, dessen Bekanntschaft er machte. Er sah sich auch fragend im Kreise seiner Begleiter um und blickte vor Allem jetzt wie um genauere Auskunft auf seinen Freund Westphalen.
Darauf aber zog er den Handschuh von seiner Rechten und reichte sie vom Pferde herab dem größesten Kollaborator von Amelungsborn, dem Magister Noah Buchius, und schüttelte die festgefaßte, verständnißvoll festgehaltene hagere, nasse, verklammte Schulmeister- und Freundes-Hand:
ich für mich wohl zu erbitten, da ich augenblicklich meines höchſten Wunſches Erfüllung theilhaft werde? Der liebe Gott ſegne Sie auf Ihren ſchweren, blutigen Wegen, gnädigſter lieber Herzog Ferdinand, und reiten Sie nur ruhig weiter! Wir werden ja auch ſchon ſehen, wie wir mit Gottes Hülfe durchkommen. Wir werden durchkommen gut oder ſchlecht, Durchlaucht; aber der alte Magiſter Buchius von Amelungsborn, der Sie mit ſeinen Unbequemlichkeiten auf Ihrem ſchwerſten Wege unnöthig aufhielte und moleſtirte, der würde ſich darob die bitterſten Vorwürfe und Reprochen machen. Reiten Sie ruhig zu, Euer Durchlaucht, und kümmern ſich nur ja nicht um was Anderes als ſich ſelber; das iſt das Beſte für uns Alle! Der allerhöchſte Gott ſegne und erhalte den Herrn Herzog auf ſeinem ſchweren, ſchweren Wege!“
„Herr?!“ ... ſagte und fragte der Herzog, nie in ſeinem Leben ſo wie jetzo verwundert über einen Menſchen, deſſen Bekanntſchaft er machte. Er ſah ſich auch fragend im Kreiſe ſeiner Begleiter um und blickte vor Allem jetzt wie um genauere Auskunft auf ſeinen Freund Weſtphalen.
Darauf aber zog er den Handſchuh von ſeiner Rechten und reichte ſie vom Pferde herab dem größeſten Kollaborator von Amelungsborn, dem Magiſter Noah Buchius, und ſchüttelte die feſtgefaßte, verſtändnißvoll feſtgehaltene hagere, naſſe, verklammte Schulmeiſter- und Freundes-Hand:
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ich für mich wohl zu erbitten, da ich augenblicklich meines
höchſten Wunſches Erfüllung theilhaft werde? Der liebe
Gott ſegne Sie auf Ihren ſchweren, blutigen Wegen,
gnädigſter lieber Herzog Ferdinand, und reiten Sie
nur ruhig weiter! Wir werden ja auch ſchon ſehen,
wie wir mit Gottes Hülfe durchkommen. Wir werden
durchkommen gut oder ſchlecht, Durchlaucht; aber der
alte Magiſter Buchius von Amelungsborn, der Sie
mit ſeinen Unbequemlichkeiten auf Ihrem ſchwerſten
Wege unnöthig aufhielte und moleſtirte, der würde ſich
darob die bitterſten Vorwürfe und Reprochen machen.
Reiten Sie ruhig zu, Euer Durchlaucht, und kümmern
ſich nur ja nicht um was Anderes als ſich ſelber;
das iſt das Beſte für uns Alle! Der allerhöchſte Gott
ſegne und erhalte den Herrn Herzog auf ſeinem ſchweren,
ſchweren Wege!“
„Herr?!“ ... ſagte und fragte der Herzog, nie
in ſeinem Leben ſo wie jetzo verwundert über einen
Menſchen, deſſen Bekanntſchaft er machte. Er ſah ſich
auch fragend im Kreiſe ſeiner Begleiter um und blickte
vor Allem jetzt wie um genauere Auskunft auf ſeinen
Freund Weſtphalen.
Darauf aber zog er den Handſchuh von ſeiner
Rechten und reichte ſie vom Pferde herab dem größeſten
Kollaborator von Amelungsborn, dem Magiſter Noah
Buchius, und ſchüttelte die feſtgefaßte, verſtändnißvoll
feſtgehaltene hagere, naſſe, verklammte Schulmeiſter- und
Freundes-Hand:
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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