"Und die Sänger auf den Zweigen Jagt er aus den grünen Zellen In die Ritzen hohler Klippen --"
Kotz-Kreuz-Element, es geht nicht anders, Selinde. Ob Sie nun mag oder nicht, Jungfer Fegebanck, mit hin¬ unter, mit hinein muß Sie jetzt, wenn Sie nicht zu blutigem Brei getreten sein will!"
Und die Mamsell auf die Knie niederdrückend und sie in den Abgrund hineinschiebend, murmelte er:
"Der alte Buchius! .... er ist ein Held, ein Heros -- ein Heros! und die große Schule zu Kloster Amelungsborn war der richtige Eselstall. Vivat der alte Buchius, der Magister Buchius! Aber wundern soll's mich, was für ein Nest er sich verstohlen und heimlich, selbst hinter meinem Rücken, hier in der Wild¬ niß ausgebaut hat? Sehe ein Mensche -- nur muthig, Courage, Mamsell, Allerschönste -- es geht ja ganz hübsch in die Tiefe -- o ihr unsterblichen Götter, na, das ist denn wirklich ganz riesig, ganz famos und das Kuriöseste was mir heute passiren konnte."
Er hatte vollkommen Recht zu dem letzten Ausruf. Konnte die Holzener Höhle am Rothen Stein einen ganzen Stamm vorsündfluthlicher Urmenschen beherbergen, ein ganzes durch den siebenjährigen Krieg verjagtes Dorf aufnehmen; so hatte Magister Buchius auf seinen einsamen Wegen hinterm Rücken der bösen Welt und der großen Cistercienserschule von Amelungsborn wahr¬ lich für sich gleichfalls im Schooße der Erde gefunden
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„Und die Sänger auf den Zweigen Jagt er aus den grünen Zellen In die Ritzen hohler Klippen —“
Kotz-Kreuz-Element, es geht nicht anders, Selinde. Ob Sie nun mag oder nicht, Jungfer Fegebanck, mit hin¬ unter, mit hinein muß Sie jetzt, wenn Sie nicht zu blutigem Brei getreten ſein will!“
Und die Mamſell auf die Knie niederdrückend und ſie in den Abgrund hineinſchiebend, murmelte er:
„Der alte Buchius! .... er iſt ein Held, ein Heros — ein Heros! und die große Schule zu Kloſter Amelungsborn war der richtige Eſelſtall. Vivat der alte Buchius, der Magiſter Buchius! Aber wundern ſoll's mich, was für ein Neſt er ſich verſtohlen und heimlich, ſelbſt hinter meinem Rücken, hier in der Wild¬ niß ausgebaut hat? Sehe ein Menſche — nur muthig, Courage, Mamſell, Allerſchönſte — es geht ja ganz hübſch in die Tiefe — o ihr unſterblichen Götter, na, das iſt denn wirklich ganz rieſig, ganz famos und das Kuriöſeſte was mir heute paſſiren konnte.“
Er hatte vollkommen Recht zu dem letzten Ausruf. Konnte die Holzener Höhle am Rothen Stein einen ganzen Stamm vorſündfluthlicher Urmenſchen beherbergen, ein ganzes durch den ſiebenjährigen Krieg verjagtes Dorf aufnehmen; ſo hatte Magiſter Buchius auf ſeinen einſamen Wegen hinterm Rücken der böſen Welt und der großen Ciſtercienſerſchule von Amelungsborn wahr¬ lich für ſich gleichfalls im Schooße der Erde gefunden
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„Und die Sänger auf den Zweigen
Jagt er aus den grünen Zellen
In die Ritzen hohler Klippen —“
Kotz-Kreuz-Element, es geht nicht anders, Selinde. Ob
Sie nun mag oder nicht, Jungfer Fegebanck, mit hin¬
unter, mit hinein muß Sie jetzt, wenn Sie nicht zu
blutigem Brei getreten ſein will!“
Und die Mamſell auf die Knie niederdrückend und
ſie in den Abgrund hineinſchiebend, murmelte er:
„Der alte Buchius! .... er iſt ein Held, ein
Heros — ein Heros! und die große Schule zu Kloſter
Amelungsborn war der richtige Eſelſtall. Vivat der
alte Buchius, der Magiſter Buchius! Aber wundern
ſoll's mich, was für ein Neſt er ſich verſtohlen und
heimlich, ſelbſt hinter meinem Rücken, hier in der Wild¬
niß ausgebaut hat? Sehe ein Menſche — nur muthig,
Courage, Mamſell, Allerſchönſte — es geht ja ganz
hübſch in die Tiefe — o ihr unſterblichen Götter, na,
das iſt denn wirklich ganz rieſig, ganz famos und das
Kuriöſeſte was mir heute paſſiren konnte.“
Er hatte vollkommen Recht zu dem letzten Ausruf.
Konnte die Holzener Höhle am Rothen Stein einen
ganzen Stamm vorſündfluthlicher Urmenſchen beherbergen,
ein ganzes durch den ſiebenjährigen Krieg verjagtes
Dorf aufnehmen; ſo hatte Magiſter Buchius auf ſeinen
einſamen Wegen hinterm Rücken der böſen Welt und
der großen Ciſtercienſerſchule von Amelungsborn wahr¬
lich für ſich gleichfalls im Schooße der Erde gefunden
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/203>, abgerufen am 16.02.2025.
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