Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.meinte den Nebel. "Wer sich von hier wegschleichen will, Die letztere überlegende Bemerkung zeugte jedenfalls "Sie hängen ihn --" "Krah!" sagte der Rabe -- "Oder sie erschießen ihn" -- Gerade in diesem Augenblick krachten die Flinten¬ meinte den Nebel. „Wer ſich von hier wegſchleichen will, Die letztere überlegende Bemerkung zeugte jedenfalls „Sie hängen ihn —“ „Krah!“ ſagte der Rabe — „Oder ſie erſchießen ihn“ — Gerade in dieſem Augenblick krachten die Flinten¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="139"/> meinte den Nebel. „Wer ſich von hier wegſchleichen will,<lb/> wer allhier um der Menſchheit Jammerſchule herum¬<lb/> gehen will, dem giebt der liebe Gott heute die Gelegen¬<lb/> heit — falls nicht ein Wind kommt, oder zu ſtarkes<lb/> Feuern aus grobem Geſchütz einfällt.“</p><lb/> <p>Die letztere überlegende Bemerkung zeugte jedenfalls<lb/> abermals davon, daß der Mann in ſeiner Zeit Beſcheid<lb/> wußte, ſei es aus eigener Erfahrung oder aus Büchern,<lb/> Briefen und Zeitungen. Uebrigens aber war eigentlich<lb/> durchaus keine Zeit, bloß gelaſſen und Gott ergeben in<lb/> das Wetter zu gucken. Auch der Magiſter Buchius<lb/> hatte ſich die Frage zu ſtellen, ob er ſein heutiges<lb/> Schickſal in der Zelle des Bruders Philemon abwarten<lb/> und an ſich herankommen laſſen wolle, oder ob es beſſer<lb/> und würdiger ſei, demſelben entgegen zu gehen, das heißt,<lb/> dem unbotmäßigen lieben Knaben, dem Junker Thedel<lb/> von Münchhauſen nachzueilen und zu erkunden, in welche<lb/> Fährlichkeit den ſeine Luſt am <hi rendition="#aq">bellum omnium contra<lb/> omnes</hi> diesmal geführet habe.</p><lb/> <p>„Sie hängen ihn —“</p><lb/> <p>„Krah!“ ſagte der Rabe —</p><lb/> <p>„Oder ſie erſchießen ihn“ —</p><lb/> <p>Gerade in dieſem Augenblick krachten die Flinten¬<lb/> ſchüſſe, welche das Regiment Navarra dem Junker und<lb/> ſeiner ohnmächtigen Angebeteten nachfeuerte, drunten aus<lb/> den Corridoren des Herrn Kloſteramtmanns, und —<lb/> Magiſter Buchius erwartete nicht die Gallier auf ſeiner<lb/> Stube, auf ſeinem Stuhl. Er griff noch in ſein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
meinte den Nebel. „Wer ſich von hier wegſchleichen will,
wer allhier um der Menſchheit Jammerſchule herum¬
gehen will, dem giebt der liebe Gott heute die Gelegen¬
heit — falls nicht ein Wind kommt, oder zu ſtarkes
Feuern aus grobem Geſchütz einfällt.“
Die letztere überlegende Bemerkung zeugte jedenfalls
abermals davon, daß der Mann in ſeiner Zeit Beſcheid
wußte, ſei es aus eigener Erfahrung oder aus Büchern,
Briefen und Zeitungen. Uebrigens aber war eigentlich
durchaus keine Zeit, bloß gelaſſen und Gott ergeben in
das Wetter zu gucken. Auch der Magiſter Buchius
hatte ſich die Frage zu ſtellen, ob er ſein heutiges
Schickſal in der Zelle des Bruders Philemon abwarten
und an ſich herankommen laſſen wolle, oder ob es beſſer
und würdiger ſei, demſelben entgegen zu gehen, das heißt,
dem unbotmäßigen lieben Knaben, dem Junker Thedel
von Münchhauſen nachzueilen und zu erkunden, in welche
Fährlichkeit den ſeine Luſt am bellum omnium contra
omnes diesmal geführet habe.
„Sie hängen ihn —“
„Krah!“ ſagte der Rabe —
„Oder ſie erſchießen ihn“ —
Gerade in dieſem Augenblick krachten die Flinten¬
ſchüſſe, welche das Regiment Navarra dem Junker und
ſeiner ohnmächtigen Angebeteten nachfeuerte, drunten aus
den Corridoren des Herrn Kloſteramtmanns, und —
Magiſter Buchius erwartete nicht die Gallier auf ſeiner
Stube, auf ſeinem Stuhl. Er griff noch in ſein
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