zu früh soll doch Niemand erfahren, wo Barthel Most holt. Das hat mir meine selige Mutter zu zehntausend Malen gesagt und hat noch auf ihrem Todtenbett ge¬ sagt: Mädchen, daß Du mir nicht dumme Dinge machst in Amelungsborn unter den Herren Scholaren und jungen Herren Magistern. -- Da, küsse Er mir denn die Hand, wenn Er durchaus es nicht lassen kann!"...
In dieser Nacht nun, die mit dem Beginn dieser Geschichte ebenfalls angefangen hat, haben wir itzo nun auch einen bescheidenen Blick in Mamsell Gelindens jungfräulich Kämmerlein drüben im andern Theil der weiland Klostergebäude zu werfen. Eine einfache Mönchs¬ zelle war ihr darin nicht vom galanten Fato angewiesen worden. Die Tante, die Frau Klosteramtmännin hatte sie im Gemach des weiland Subpriors von Amelungs¬ born untergebracht, und ihr bei ihrer Ankunft gesagt: "Wer sich im Kloster Amelungsborn vor'm Spuken fürchtet, dem können wir nicht helfen; aber sollte Dir mal was Ernsthaftes widerfahren, so brauchst Du nur hier im Gange hell zu schreien. Wir werden Dich dann schon hören, und zusehen, wo es Dir fehlt. Mir persönlich ist bei meinem hiesigen Leben noch niemalen ein Ge¬ spenst begegnet, als ein paar Male, wo ich aber gleich am andern Morgen zum alten Tropf, dem Herrn Rector ging und mir in meiner Gegenwart die nächtlichen Halunken aus seiner lateinischen Spitzbubenbande heraus¬ langte. Da ist so ein Schlingel, so einer von den Münchhausens, die in Bevern zuletzt nichts zu beißen
zu früh ſoll doch Niemand erfahren, wo Barthel Moſt holt. Das hat mir meine ſelige Mutter zu zehntauſend Malen geſagt und hat noch auf ihrem Todtenbett ge¬ ſagt: Mädchen, daß Du mir nicht dumme Dinge machſt in Amelungsborn unter den Herren Scholaren und jungen Herren Magiſtern. — Da, küſſe Er mir denn die Hand, wenn Er durchaus es nicht laſſen kann!“...
In dieſer Nacht nun, die mit dem Beginn dieſer Geſchichte ebenfalls angefangen hat, haben wir itzo nun auch einen beſcheidenen Blick in Mamſell Gelindens jungfräulich Kämmerlein drüben im andern Theil der weiland Kloſtergebäude zu werfen. Eine einfache Mönchs¬ zelle war ihr darin nicht vom galanten Fato angewieſen worden. Die Tante, die Frau Kloſteramtmännin hatte ſie im Gemach des weiland Subpriors von Amelungs¬ born untergebracht, und ihr bei ihrer Ankunft geſagt: „Wer ſich im Kloſter Amelungsborn vor'm Spuken fürchtet, dem können wir nicht helfen; aber ſollte Dir mal was Ernſthaftes widerfahren, ſo brauchſt Du nur hier im Gange hell zu ſchreien. Wir werden Dich dann ſchon hören, und zuſehen, wo es Dir fehlt. Mir perſönlich iſt bei meinem hieſigen Leben noch niemalen ein Ge¬ ſpenſt begegnet, als ein paar Male, wo ich aber gleich am andern Morgen zum alten Tropf, dem Herrn Rector ging und mir in meiner Gegenwart die nächtlichen Halunken aus ſeiner lateiniſchen Spitzbubenbande heraus¬ langte. Da iſt ſo ein Schlingel, ſo einer von den Münchhauſens, die in Bevern zuletzt nichts zu beißen
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zu früh ſoll doch Niemand erfahren, wo Barthel Moſt
holt. Das hat mir meine ſelige Mutter zu zehntauſend
Malen geſagt und hat noch auf ihrem Todtenbett ge¬
ſagt: Mädchen, daß Du mir nicht dumme Dinge machſt
in Amelungsborn unter den Herren Scholaren und
jungen Herren Magiſtern. — Da, küſſe Er mir denn
die Hand, wenn Er durchaus es nicht laſſen kann!“...
In dieſer Nacht nun, die mit dem Beginn dieſer
Geſchichte ebenfalls angefangen hat, haben wir itzo nun
auch einen beſcheidenen Blick in Mamſell Gelindens
jungfräulich Kämmerlein drüben im andern Theil der
weiland Kloſtergebäude zu werfen. Eine einfache Mönchs¬
zelle war ihr darin nicht vom galanten Fato angewieſen
worden. Die Tante, die Frau Kloſteramtmännin hatte
ſie im Gemach des weiland Subpriors von Amelungs¬
born untergebracht, und ihr bei ihrer Ankunft geſagt:
„Wer ſich im Kloſter Amelungsborn vor'm Spuken fürchtet,
dem können wir nicht helfen; aber ſollte Dir mal was
Ernſthaftes widerfahren, ſo brauchſt Du nur hier im
Gange hell zu ſchreien. Wir werden Dich dann ſchon
hören, und zuſehen, wo es Dir fehlt. Mir perſönlich
iſt bei meinem hieſigen Leben noch niemalen ein Ge¬
ſpenſt begegnet, als ein paar Male, wo ich aber gleich
am andern Morgen zum alten Tropf, dem Herrn Rector
ging und mir in meiner Gegenwart die nächtlichen
Halunken aus ſeiner lateiniſchen Spitzbubenbande heraus¬
langte. Da iſt ſo ein Schlingel, ſo einer von den
Münchhauſens, die in Bevern zuletzt nichts zu beißen
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/122>, abgerufen am 21.11.2024.
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