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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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und Vogler nicht, so grauete ihnen vor meiner Com¬
pagnie mit den Weserschiffern fast noch mehr. Konnte
aber ich denn davor, daß heute kein Bock den Fluß
herauf- oder herunterfährt, von dem sie nicht nach dem
lieben Thedel Münchhausen zu den Classenfenstern hinauf¬
rufen? Und der Frau Priorin war ich schon seit der
Quarta ein Dorn im Auge; das wissen der Herr Ma¬
gister ja eben so gut als wie ich. Das Poem, die zwei
Reime, die ihr an den Reifrock hinten gespendelt waren
und so mit ihr umliefen auf dem Schützenhof auf der
Steinbreite, sind nicht von mir gewesen; aber ich habe
sie auch auf mich nehmen müssen in der letzten Con¬
ferenz gestern. Ach ja, was ganz Besonderes ist nicht
weiter vorgefallen, das Faß ist übergelaufen und damit
basta. Sie haben mir in Zärtlichkeit gerathen, nun¬
mehro das Vaterland nicht länger warten zu lassen,
sondern zum Kalbfell zu schwören, wie es mir in der
Wiege gesungen worden sei und zumal da der Herr
Vormund zu Wolfenbüttel ja selber dazu rathe. Daß
sie mir mit dem Herrn Vormund und Oheim riethen,
doch meinen Herrn Vetter von Bodenwerder unter den
hannöverschen Jägern, den hohen Alliirten und dem
Herzog Ferdinand aufzusuchen, das traf wohl meine
Meinung auch; aber -- ohne meine Sehnsucht nach
Ihm, Herr Magister, hätte ich sie doch noch einmal
persuadirt, es noch einmal, zum allerletztenmal mit der
lateinischen Stallfütterung bei mir armen Coridon zu pro¬
biren. Aber das Verlangen nach dem Herrn Magister --"

und Vogler nicht, ſo grauete ihnen vor meiner Com¬
pagnie mit den Weſerſchiffern faſt noch mehr. Konnte
aber ich denn davor, daß heute kein Bock den Fluß
herauf- oder herunterfährt, von dem ſie nicht nach dem
lieben Thedel Münchhauſen zu den Claſſenfenſtern hinauf¬
rufen? Und der Frau Priorin war ich ſchon ſeit der
Quarta ein Dorn im Auge; das wiſſen der Herr Ma¬
giſter ja eben ſo gut als wie ich. Das Poem, die zwei
Reime, die ihr an den Reifrock hinten geſpendelt waren
und ſo mit ihr umliefen auf dem Schützenhof auf der
Steinbreite, ſind nicht von mir geweſen; aber ich habe
ſie auch auf mich nehmen müſſen in der letzten Con¬
ferenz geſtern. Ach ja, was ganz Beſonderes iſt nicht
weiter vorgefallen, das Faß iſt übergelaufen und damit
baſta. Sie haben mir in Zärtlichkeit gerathen, nun¬
mehro das Vaterland nicht länger warten zu laſſen,
ſondern zum Kalbfell zu ſchwören, wie es mir in der
Wiege geſungen worden ſei und zumal da der Herr
Vormund zu Wolfenbüttel ja ſelber dazu rathe. Daß
ſie mir mit dem Herrn Vormund und Oheim riethen,
doch meinen Herrn Vetter von Bodenwerder unter den
hannöverſchen Jägern, den hohen Alliirten und dem
Herzog Ferdinand aufzuſuchen, das traf wohl meine
Meinung auch; aber — ohne meine Sehnſucht nach
Ihm, Herr Magiſter, hätte ich ſie doch noch einmal
perſuadirt, es noch einmal, zum allerletztenmal mit der
lateiniſchen Stallfütterung bei mir armen Coridon zu pro¬
biren. Aber das Verlangen nach dem Herrn Magiſter —“

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[98/0106] und Vogler nicht, ſo grauete ihnen vor meiner Com¬ pagnie mit den Weſerſchiffern faſt noch mehr. Konnte aber ich denn davor, daß heute kein Bock den Fluß herauf- oder herunterfährt, von dem ſie nicht nach dem lieben Thedel Münchhauſen zu den Claſſenfenſtern hinauf¬ rufen? Und der Frau Priorin war ich ſchon ſeit der Quarta ein Dorn im Auge; das wiſſen der Herr Ma¬ giſter ja eben ſo gut als wie ich. Das Poem, die zwei Reime, die ihr an den Reifrock hinten geſpendelt waren und ſo mit ihr umliefen auf dem Schützenhof auf der Steinbreite, ſind nicht von mir geweſen; aber ich habe ſie auch auf mich nehmen müſſen in der letzten Con¬ ferenz geſtern. Ach ja, was ganz Beſonderes iſt nicht weiter vorgefallen, das Faß iſt übergelaufen und damit baſta. Sie haben mir in Zärtlichkeit gerathen, nun¬ mehro das Vaterland nicht länger warten zu laſſen, ſondern zum Kalbfell zu ſchwören, wie es mir in der Wiege geſungen worden ſei und zumal da der Herr Vormund zu Wolfenbüttel ja ſelber dazu rathe. Daß ſie mir mit dem Herrn Vormund und Oheim riethen, doch meinen Herrn Vetter von Bodenwerder unter den hannöverſchen Jägern, den hohen Alliirten und dem Herzog Ferdinand aufzuſuchen, das traf wohl meine Meinung auch; aber — ohne meine Sehnſucht nach Ihm, Herr Magiſter, hätte ich ſie doch noch einmal perſuadirt, es noch einmal, zum allerletztenmal mit der lateiniſchen Stallfütterung bei mir armen Coridon zu pro¬ biren. Aber das Verlangen nach dem Herrn Magiſter —“

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/106>, abgerufen am 24.11.2024.