Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.Lorelei im lichten Sommerkleide im Mondlicht be¬ "Das Gewitter scheint doch heraufzukommen, "Laß es kommen, Den Todten im Meere kümmert's nicht, Er ist ja naß genug," und das ist wieder aus einem Poeten, den man um Seinen Vater kennt Velten eigentlich nur aus "Nur der Mutter und meinetwegen hat er sich Lorelei im lichten Sommerkleide im Mondlicht be¬ „Das Gewitter ſcheint doch heraufzukommen, „Laß es kommen, Den Todten im Meere kümmert's nicht, Er iſt ja naß genug,“ und das iſt wieder aus einem Poeten, den man um Seinen Vater kennt Velten eigentlich nur aus „Nur der Mutter und meinetwegen hat er ſich <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0057" n="47"/> Lorelei im lichten Sommerkleide im Mondlicht be¬<lb/> halten doch ihr Recht: <hi rendition="#g">der Spiegel behält ſein<lb/> Recht</hi>; <hi rendition="#g">aber nicht die Rute dahinter</hi> . . .</p><lb/> <p>„Das Gewitter ſcheint doch heraufzukommen,<lb/> Velten!“ ſage ich, während wir jetzt noch im Mondlicht<lb/> neben einem Grabe ſtehen, auf dem eine einfache<lb/> Steinplatte in Goldſchrift den Namen Valentin Andres,<lb/> Doktor der Arzneikunde, nebſt Geburts- und Todes-,<lb/> Jahres- und Tagesdatum trägt; und Velten Andres<lb/> lacht:</p><lb/> <p xml:id="p-0057a" next="p-0057b">„Laß es kommen,</p><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Den Todten im Meere kümmert's nicht,</l><lb/> <l rendition="#et">Er iſt ja naß genug,“</l> </lg><lb/> <p xml:id="p-0057b" prev="p-0057a">und das iſt wieder aus einem Poeten, den man um<lb/> dieſe Lebenszeit ſehr gern citirt, wenn auch die<lb/> Citate wie die Fauſt aufs Auge paſſen. Aus dem<lb/> Ferdinand Freiligrath iſt's, der auch nicht von den<lb/> Herren Lehrern zu den Klaſſikern gezählt wird, ſich<lb/> ſelber nicht dazu zählte, und doch auf ungezählte<lb/> Hunderttauſende, Millionen von Schuljungen von<lb/> größerem Einfluß iſt als der Dichter des Egmont,<lb/> der Iphigenie und des Torquato Taſſo. —</p><lb/> <p>Seinen Vater kennt Velten eigentlich nur aus<lb/> den Erzählungen ſeiner Mutter.</p><lb/> <p>„Nur der Mutter und meinetwegen hat er ſich<lb/> was aus dem Sterben gemacht, für ſich ſelber nichts,“<lb/></p> </body> </text> </TEI> [47/0057]
Lorelei im lichten Sommerkleide im Mondlicht be¬
halten doch ihr Recht: der Spiegel behält ſein
Recht; aber nicht die Rute dahinter . . .
„Das Gewitter ſcheint doch heraufzukommen,
Velten!“ ſage ich, während wir jetzt noch im Mondlicht
neben einem Grabe ſtehen, auf dem eine einfache
Steinplatte in Goldſchrift den Namen Valentin Andres,
Doktor der Arzneikunde, nebſt Geburts- und Todes-,
Jahres- und Tagesdatum trägt; und Velten Andres
lacht:
„Laß es kommen,
Den Todten im Meere kümmert's nicht,
Er iſt ja naß genug,“
und das iſt wieder aus einem Poeten, den man um
dieſe Lebenszeit ſehr gern citirt, wenn auch die
Citate wie die Fauſt aufs Auge paſſen. Aus dem
Ferdinand Freiligrath iſt's, der auch nicht von den
Herren Lehrern zu den Klaſſikern gezählt wird, ſich
ſelber nicht dazu zählte, und doch auf ungezählte
Hunderttauſende, Millionen von Schuljungen von
größerem Einfluß iſt als der Dichter des Egmont,
der Iphigenie und des Torquato Taſſo. —
Seinen Vater kennt Velten eigentlich nur aus
den Erzählungen ſeiner Mutter.
„Nur der Mutter und meinetwegen hat er ſich
was aus dem Sterben gemacht, für ſich ſelber nichts,“
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