"Können wir das? Ja, so lebe wohl für heute, mein Freund, mein Freund, und habe Dank dafür, daß Du zu mir gekommen bist. Ich wußte keinen Anderen, den ich rufen konnte!"
So haben wir wieder Abschied von einander genommen. Ob für immer, wer kann's sagen? Ich hätte nun noch auch diesmal Freund Leon aufsuchen können in Berlin, aber ich wußte es ja, daß ich die Schwester Leonie nicht mehr bei ihm finden würde. Es war mir wirklich unmöglich, seinem Lebensbehagen jetzt die rechte Theilnahme entgegenzubringen, seine Wera singen, seine Viktoria Klavier spielen zu hören und mit ihm den Erben der Troubadourharfe, der Albigenserlanze und des Hugenottenschwerts der Ahnen, seinen braven Friedrich vom Kadettenhause zu Lichterfelde durch alle möglichen neuen kriegerischen Ehren der Familie bis zu dem Prädikat Excellenz zu begleiten.
Eine schlaflose Nacht in meinem Gasthause; dann der Morgen und die Heimfahrt: -- Trüber Tag. Feld! -- Die Wälder, Felder, Dörfer, Städte und die Bahn¬ höfe mit ihrem Getreide im triefenden November¬ regen und Nebel. Am Spätnachmittag vom Regen und Nebel gleichfalls verhangen, der Osterberg und -- ein erstes Aufathmen!
Das Haus, die Frau und die Kinder! . . . Und
„Können wir das? Ja, ſo lebe wohl für heute, mein Freund, mein Freund, und habe Dank dafür, daß Du zu mir gekommen biſt. Ich wußte keinen Anderen, den ich rufen konnte!“
So haben wir wieder Abſchied von einander genommen. Ob für immer, wer kann's ſagen? Ich hätte nun noch auch diesmal Freund Leon aufſuchen können in Berlin, aber ich wußte es ja, daß ich die Schweſter Leonie nicht mehr bei ihm finden würde. Es war mir wirklich unmöglich, ſeinem Lebensbehagen jetzt die rechte Theilnahme entgegenzubringen, ſeine Wera ſingen, ſeine Viktoria Klavier ſpielen zu hören und mit ihm den Erben der Troubadourharfe, der Albigenſerlanze und des Hugenottenſchwerts der Ahnen, ſeinen braven Friedrich vom Kadettenhauſe zu Lichterfelde durch alle möglichen neuen kriegeriſchen Ehren der Familie bis zu dem Prädikat Excellenz zu begleiten.
Eine ſchlafloſe Nacht in meinem Gaſthauſe; dann der Morgen und die Heimfahrt: — Trüber Tag. Feld! — Die Wälder, Felder, Dörfer, Städte und die Bahn¬ höfe mit ihrem Getreide im triefenden November¬ regen und Nebel. Am Spätnachmittag vom Regen und Nebel gleichfalls verhangen, der Oſterberg und — ein erſtes Aufathmen!
Das Haus, die Frau und die Kinder! . . . Und
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„Können wir das? Ja, ſo lebe wohl für heute,
mein Freund, mein Freund, und habe Dank dafür,
daß Du zu mir gekommen biſt. Ich wußte keinen
Anderen, den ich rufen konnte!“
So haben wir wieder Abſchied von einander
genommen. Ob für immer, wer kann's ſagen? Ich
hätte nun noch auch diesmal Freund Leon aufſuchen
können in Berlin, aber ich wußte es ja, daß ich die
Schweſter Leonie nicht mehr bei ihm finden würde.
Es war mir wirklich unmöglich, ſeinem Lebensbehagen
jetzt die rechte Theilnahme entgegenzubringen, ſeine
Wera ſingen, ſeine Viktoria Klavier ſpielen zu
hören und mit ihm den Erben der Troubadourharfe,
der Albigenſerlanze und des Hugenottenſchwerts der
Ahnen, ſeinen braven Friedrich vom Kadettenhauſe
zu Lichterfelde durch alle möglichen neuen kriegeriſchen
Ehren der Familie bis zu dem Prädikat Excellenz
zu begleiten.
Eine ſchlafloſe Nacht in meinem Gaſthauſe; dann
der Morgen und die Heimfahrt: — Trüber Tag. Feld!
— Die Wälder, Felder, Dörfer, Städte und die Bahn¬
höfe mit ihrem Getreide im triefenden November¬
regen und Nebel. Am Spätnachmittag vom Regen
und Nebel gleichfalls verhangen, der Oſterberg und —
ein erſtes Aufathmen!
Das Haus, die Frau und die Kinder! . . . Und
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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/329>, abgerufen am 24.11.2024.
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