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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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gesprochen oder herausgeschrieen. Es handelte sich
sicherlich um hohe Dinge; aber wie viele Leute gab
es da in dem Gedränge, die der Wittwe Mungo
höflich Platz gemacht haben würden, wenn sie gewußt
hätten, wer die Frau in Trauerkleidung an meinem
Arm war, und über welche Mittel sie verfügte, den
Neid der Menschheit zu erregen und Menschen glück¬
lich zu machen!

Sie wohnte natürlich im berühmtesten Gasthause
der Stadt, und ich brachte sie bis zu dessen Thür:

"Was thun wir weiter mit der Nacht?" fragte
sie in dem Lichterglanz, inmitten der herbeieilenden
Dienerschaft. "Willst Du noch ein Stündchen mit
heraufkommen, und sollen wir noch ein wenig von
anderen Sachen plaudern? Unsere Gesandtin hat
mir heute Morgen geschrieben und mich dringend ge¬
beten, den heutigen Abend bei ihr nicht zu ver¬
säumen. Willst Du mich dahin begleiten? Wir
werden sehr willkommen sein, und Mr. Irving, der
berühmte Komödiant, ist aus London inkognito hier.
Willst Du den Monolog: To be or not to be von
ihm hören? Der Herr wird mir einer Tournee
drüben bei uns zuliebe gewiß gern den Gefallen thun."

"Lebe wohl, Helene. Laß uns Beide dazu thun,
daß wir einander noch einmal wiedersehen, gefesteter
in uns auf der wankenden Erde."

geſprochen oder herausgeſchrieen. Es handelte ſich
ſicherlich um hohe Dinge; aber wie viele Leute gab
es da in dem Gedränge, die der Wittwe Mungo
höflich Platz gemacht haben würden, wenn ſie gewußt
hätten, wer die Frau in Trauerkleidung an meinem
Arm war, und über welche Mittel ſie verfügte, den
Neid der Menſchheit zu erregen und Menſchen glück¬
lich zu machen!

Sie wohnte natürlich im berühmteſten Gaſthauſe
der Stadt, und ich brachte ſie bis zu deſſen Thür:

„Was thun wir weiter mit der Nacht?“ fragte
ſie in dem Lichterglanz, inmitten der herbeieilenden
Dienerſchaft. „Willſt Du noch ein Stündchen mit
heraufkommen, und ſollen wir noch ein wenig von
anderen Sachen plaudern? Unſere Geſandtin hat
mir heute Morgen geſchrieben und mich dringend ge¬
beten, den heutigen Abend bei ihr nicht zu ver¬
ſäumen. Willſt Du mich dahin begleiten? Wir
werden ſehr willkommen ſein, und Mr. Irving, der
berühmte Komödiant, iſt aus London inkognito hier.
Willſt Du den Monolog: To be or not to be von
ihm hören? Der Herr wird mir einer Tournee
drüben bei uns zuliebe gewiß gern den Gefallen thun.“

„Lebe wohl, Helene. Laß uns Beide dazu thun,
daß wir einander noch einmal wiederſehen, gefeſteter
in uns auf der wankenden Erde.“

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[318/0328] geſprochen oder herausgeſchrieen. Es handelte ſich ſicherlich um hohe Dinge; aber wie viele Leute gab es da in dem Gedränge, die der Wittwe Mungo höflich Platz gemacht haben würden, wenn ſie gewußt hätten, wer die Frau in Trauerkleidung an meinem Arm war, und über welche Mittel ſie verfügte, den Neid der Menſchheit zu erregen und Menſchen glück¬ lich zu machen! Sie wohnte natürlich im berühmteſten Gaſthauſe der Stadt, und ich brachte ſie bis zu deſſen Thür: „Was thun wir weiter mit der Nacht?“ fragte ſie in dem Lichterglanz, inmitten der herbeieilenden Dienerſchaft. „Willſt Du noch ein Stündchen mit heraufkommen, und ſollen wir noch ein wenig von anderen Sachen plaudern? Unſere Geſandtin hat mir heute Morgen geſchrieben und mich dringend ge¬ beten, den heutigen Abend bei ihr nicht zu ver¬ ſäumen. Willſt Du mich dahin begleiten? Wir werden ſehr willkommen ſein, und Mr. Irving, der berühmte Komödiant, iſt aus London inkognito hier. Willſt Du den Monolog: To be or not to be von ihm hören? Der Herr wird mir einer Tournee drüben bei uns zuliebe gewiß gern den Gefallen thun.“ „Lebe wohl, Helene. Laß uns Beide dazu thun, daß wir einander noch einmal wiederſehen, gefeſteter in uns auf der wankenden Erde.“

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/328>, abgerufen am 24.11.2024.