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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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mehr in dem Affenspiel rundum die Purzelbäume
mitschlägst und nicht Deine bürgerlichen, gesunden,
nüchternen fünf Sinne bei einander behältst!"

"Ja, bitte, bitte, bester Karl, thue das und
mache Deinen Eltern und Deinen Herrn Lehrern
Freude!" sagte meine Mutter. "Ach, Vater, aber
können denn die armen Frauen, die Amalie und
Agathe dafür, daß die eine ihren armen Doktor so
früh verloren hat und die andere ihren --"

Sie brach ab, und mein Vater brummte nur:
"Na, was Deine Andere dazu beigetragen hat, hier
jetzt wieder als abenteuerliche amerikanische Stroh¬
wittwe im Vogelsang zu sitzen, darüber sind die Akten
noch nicht mit allen dazu gehörigen Dokumenten ver¬
sehen. Für die Doktorin mag Deine Entschuldigung
zu mildernden Umständen beitragen. Adolfine."


Welch eine Nachbarschaft! Jawohl, das
war es, was trotz aller Warnungen und Drohungen,
Aufregungen und Ärgernisse meines braven seligen
Vaters mir den Vogelsang unter dem Osterberge bis
heute noch zu einem Zauber macht, der mich dahin
bannt, obgleich er so sehr, so ganz und gar Recht
hatte mit seinen Warnungen vor diesem Zauber.

mehr in dem Affenſpiel rundum die Purzelbäume
mitſchlägſt und nicht Deine bürgerlichen, geſunden,
nüchternen fünf Sinne bei einander behältſt!“

„Ja, bitte, bitte, beſter Karl, thue das und
mache Deinen Eltern und Deinen Herrn Lehrern
Freude!“ ſagte meine Mutter. „Ach, Vater, aber
können denn die armen Frauen, die Amalie und
Agathe dafür, daß die eine ihren armen Doktor ſo
früh verloren hat und die andere ihren —“

Sie brach ab, und mein Vater brummte nur:
„Na, was Deine Andere dazu beigetragen hat, hier
jetzt wieder als abenteuerliche amerikaniſche Stroh¬
wittwe im Vogelſang zu ſitzen, darüber ſind die Akten
noch nicht mit allen dazu gehörigen Dokumenten ver¬
ſehen. Für die Doktorin mag Deine Entſchuldigung
zu mildernden Umſtänden beitragen. Adolfine.“


Welch eine Nachbarſchaft! Jawohl, das
war es, was trotz aller Warnungen und Drohungen,
Aufregungen und Ärgerniſſe meines braven ſeligen
Vaters mir den Vogelſang unter dem Oſterberge bis
heute noch zu einem Zauber macht, der mich dahin
bannt, obgleich er ſo ſehr, ſo ganz und gar Recht
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[22/0032] mehr in dem Affenſpiel rundum die Purzelbäume mitſchlägſt und nicht Deine bürgerlichen, geſunden, nüchternen fünf Sinne bei einander behältſt!“ „Ja, bitte, bitte, beſter Karl, thue das und mache Deinen Eltern und Deinen Herrn Lehrern Freude!“ ſagte meine Mutter. „Ach, Vater, aber können denn die armen Frauen, die Amalie und Agathe dafür, daß die eine ihren armen Doktor ſo früh verloren hat und die andere ihren —“ Sie brach ab, und mein Vater brummte nur: „Na, was Deine Andere dazu beigetragen hat, hier jetzt wieder als abenteuerliche amerikaniſche Stroh¬ wittwe im Vogelſang zu ſitzen, darüber ſind die Akten noch nicht mit allen dazu gehörigen Dokumenten ver¬ ſehen. Für die Doktorin mag Deine Entſchuldigung zu mildernden Umſtänden beitragen. Adolfine.“ Welch eine Nachbarſchaft! Jawohl, das war es, was trotz aller Warnungen und Drohungen, Aufregungen und Ärgerniſſe meines braven ſeligen Vaters mir den Vogelſang unter dem Oſterberge bis heute noch zu einem Zauber macht, der mich dahin bannt, obgleich er ſo ſehr, ſo ganz und gar Recht hatte mit ſeinen Warnungen vor dieſem Zauber.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/32>, abgerufen am 27.11.2024.