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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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freilich für beide Theile das Beste, wenn solche Unter¬
haltung nicht fortgesetzt wurde, sondern der Verkehr
überhaupt unterblieb. Helläugig, lebendig, wach und
das Spazierstöckchen schwingend, ging dann der "Be¬
such", in der festen Überzeugung:

"Wieder einmal Einer, der zu große Rosinen
im Sack hatte und nachher das gewöhnliche Pech im
Leben gehabt hat. Schade um den alten, lieben Kerl!"

Ich habe selber einigen solcher guten Leute von
dem Fensterstuhl der Frau Doktorin mit das Geleit
gegeben bis zu dem morschen Thürchen in der letzten
grünen Hecke des Vogelsangs, ihnen, an dieser Hecke
lehnend, nachgesehen, und, wenn ich es konnte, meine
Gedanken haben dürfen über das Wachen und das
Schlafen in dieser Welt.

Aber auch mir gegenüber verhielt der Freund
sich schweigsamer, als es mir eigentlich recht schien.
Ich erfuhr über seine Erlebnisse im Grunde jetzt aus
seinem Munde nicht mehr, als was er im Laufe der
Jahre darüber an seine Mutter geschrieben hatte.
Auf einem Spaziergange gelangten wir auf dem
Osterberge auch wieder einmal auf die Stelle, von
wo wir drei Kinder: er, Helene Trotzendorff und ich
einst um den Laurentiustag die Sternschnuppen fallen
sahen und unsere Wünsche für das Leben gehabt hatten.

Ich erinnerte ihn daran und er legte mir die

freilich für beide Theile das Beſte, wenn ſolche Unter¬
haltung nicht fortgeſetzt wurde, ſondern der Verkehr
überhaupt unterblieb. Helläugig, lebendig, wach und
das Spazierſtöckchen ſchwingend, ging dann der „Be¬
ſuch“, in der feſten Überzeugung:

„Wieder einmal Einer, der zu große Roſinen
im Sack hatte und nachher das gewöhnliche Pech im
Leben gehabt hat. Schade um den alten, lieben Kerl!“

Ich habe ſelber einigen ſolcher guten Leute von
dem Fenſterſtuhl der Frau Doktorin mit das Geleit
gegeben bis zu dem morſchen Thürchen in der letzten
grünen Hecke des Vogelſangs, ihnen, an dieſer Hecke
lehnend, nachgeſehen, und, wenn ich es konnte, meine
Gedanken haben dürfen über das Wachen und das
Schlafen in dieſer Welt.

Aber auch mir gegenüber verhielt der Freund
ſich ſchweigſamer, als es mir eigentlich recht ſchien.
Ich erfuhr über ſeine Erlebniſſe im Grunde jetzt aus
ſeinem Munde nicht mehr, als was er im Laufe der
Jahre darüber an ſeine Mutter geſchrieben hatte.
Auf einem Spaziergange gelangten wir auf dem
Oſterberge auch wieder einmal auf die Stelle, von
wo wir drei Kinder: er, Helene Trotzendorff und ich
einſt um den Laurentiustag die Sternſchnuppen fallen
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[226/0236] freilich für beide Theile das Beſte, wenn ſolche Unter¬ haltung nicht fortgeſetzt wurde, ſondern der Verkehr überhaupt unterblieb. Helläugig, lebendig, wach und das Spazierſtöckchen ſchwingend, ging dann der „Be¬ ſuch“, in der feſten Überzeugung: „Wieder einmal Einer, der zu große Roſinen im Sack hatte und nachher das gewöhnliche Pech im Leben gehabt hat. Schade um den alten, lieben Kerl!“ Ich habe ſelber einigen ſolcher guten Leute von dem Fenſterſtuhl der Frau Doktorin mit das Geleit gegeben bis zu dem morſchen Thürchen in der letzten grünen Hecke des Vogelſangs, ihnen, an dieſer Hecke lehnend, nachgeſehen, und, wenn ich es konnte, meine Gedanken haben dürfen über das Wachen und das Schlafen in dieſer Welt. Aber auch mir gegenüber verhielt der Freund ſich ſchweigſamer, als es mir eigentlich recht ſchien. Ich erfuhr über ſeine Erlebniſſe im Grunde jetzt aus ſeinem Munde nicht mehr, als was er im Laufe der Jahre darüber an ſeine Mutter geſchrieben hatte. Auf einem Spaziergange gelangten wir auf dem Oſterberge auch wieder einmal auf die Stelle, von wo wir drei Kinder: er, Helene Trotzendorff und ich einſt um den Laurentiustag die Sternſchnuppen fallen ſahen und unſere Wünſche für das Leben gehabt hatten. Ich erinnerte ihn daran und er legte mir die

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/236>, abgerufen am 24.11.2024.