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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.
negativ elektrisch. Fühlt sich nicht kalt an. Das Pulver färbt Aetzkali
nicht, oder doch nur unbedeutend.

Chemische Bestandtheile sind Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff;
Schwefelkies und Bergart unwesentlich. Allein das Verhältniß der drei
Bestandtheile wechselt außerordentlich. Es gibt (magere) Kohlen, die fast
rein aus C bestehen, andere (fette) haben außer C noch einen wesentlichen
Gehalt an O und H, welche sich zu einem Bitumen verbunden haben,
das mit lichter Flamme brennt, und woher der beim Verbrennen so eigen-
thümliche gerade nicht unangenehme Geruch kommt. Die Elementarana-
lyse geht aus Folgendem hervor:

[Tabelle]
Der Gehalt an Kohle nimmt von der Holzfaser bis zur Steinkohle zu,
Sauerstoff dagegen ab. Die Entstehung beruht ohne Zweifel auf einem
einfachen Faulungsproceß, der unter dem Abschluß der atmosphärischen
Luft vorgieng. Die Kohle fand nicht Sauerstoff genug, um gänzlich ver-
schwinden zu können. Ja Dr. Kremers (Pogg. Ann. 84. 74) weist den
Zusammenhang nach, in welchem die Holzfaser mit der Kohlenbildung zu
stehen scheint: die Holzfaser veranlaßt nämlich bei der Destillation des
Holzes wesentlich die Bildung von Essigsäure. Nun zeigt sich, daß unter
den Produkten der trockenen Destillation von Braunkohle, auch wenn sie
noch so zersetzt sein mag, entschieden Essigsäure vorkommt, es scheint also
noch unzersetzte Holzfaser darin zu sein, während bei ächten Steinkohlen
solche Anzeichen gänzlich fehlen. In der Steinkohle sind also alle Spuren
unversehrter Holzfaser geschwunden, was direkte Untersuchungen mit dem
Mikroskop auch bestätigt haben. Der Druck der Wassersäule und des
später darauf abgelagerten Gebirges trugen dann noch das ihrige bei,
daß das Ganze sich zu einer so homogenen Masse vereinigte. In Be-
ziehung auf den Gehalt an Asche muß man wesentlich zweierlei unter-
scheiden: der größte Theil stammt vom Gebirge, und besteht dann aus
Thon und Schwefelkies; ein kleiner gehört dagegen schon der Pflanze als
solcher an. Dieser beträgt aber in der Asche lebender Pflanzen meist
unter 1/3 p. C., und besteht hauptsächlich in Kali- und Natronsalzen, mit
etwas Phosphorsäure, Kieselerde etc., kann daher auch für die Steinkohlen
keine große Bedeutung haben. Die Kohlen kommen übrigens so rein
vor, daß die Asche mancher Cannelkohle nur 0,5 p. C., von Commentry
sogar nur 0,24 p. C. beträgt. Dr. Kremers glaubt den Beweis führen
zu können, daß die ursprünglichen Aschenbestandtheile aus der Braun-
und Steinkohle gänzlich entfernt seien: dieß zeigen nicht blos die sehr ge-
ringen Spuren von Phosphorsäure, sondern die unlöslichen Silicate selbst
in der compactesten Kohle.

Der Bitumengehalt ist bei der Anwendung als Brennmaterial
von dem größten Einfluß, denn derselbe brennt mit rußiger Flamme, läßt
sich daher vor dem Löthrohr leicht nachweisen. Der Rückstand, englisch
Coaks genannt, verhält sich verschieden: bei den fetten glänzenden Kohlen
bläht und krümmt er sich, und backt zuletzt zu einer glänzenden porösen
Masse zusammen; bei den fetten matten und bei den magern bleibt die

VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.
negativ elektriſch. Fühlt ſich nicht kalt an. Das Pulver färbt Aetzkali
nicht, oder doch nur unbedeutend.

Chemiſche Beſtandtheile ſind Kohlenſtoff, Sauerſtoff und Waſſerſtoff;
Schwefelkies und Bergart unweſentlich. Allein das Verhältniß der drei
Beſtandtheile wechſelt außerordentlich. Es gibt (magere) Kohlen, die faſt
rein aus C beſtehen, andere (fette) haben außer C noch einen weſentlichen
Gehalt an O und H, welche ſich zu einem Bitumen verbunden haben,
das mit lichter Flamme brennt, und woher der beim Verbrennen ſo eigen-
thümliche gerade nicht unangenehme Geruch kommt. Die Elementarana-
lyſe geht aus Folgendem hervor:

[Tabelle]
Der Gehalt an Kohle nimmt von der Holzfaſer bis zur Steinkohle zu,
Sauerſtoff dagegen ab. Die Entſtehung beruht ohne Zweifel auf einem
einfachen Faulungsproceß, der unter dem Abſchluß der atmoſphäriſchen
Luft vorgieng. Die Kohle fand nicht Sauerſtoff genug, um gänzlich ver-
ſchwinden zu können. Ja Dr. Kremers (Pogg. Ann. 84. 74) weist den
Zuſammenhang nach, in welchem die Holzfaſer mit der Kohlenbildung zu
ſtehen ſcheint: die Holzfaſer veranlaßt nämlich bei der Deſtillation des
Holzes weſentlich die Bildung von Eſſigſäure. Nun zeigt ſich, daß unter
den Produkten der trockenen Deſtillation von Braunkohle, auch wenn ſie
noch ſo zerſetzt ſein mag, entſchieden Eſſigſäure vorkommt, es ſcheint alſo
noch unzerſetzte Holzfaſer darin zu ſein, während bei ächten Steinkohlen
ſolche Anzeichen gänzlich fehlen. In der Steinkohle ſind alſo alle Spuren
unverſehrter Holzfaſer geſchwunden, was direkte Unterſuchungen mit dem
Mikroſkop auch beſtätigt haben. Der Druck der Waſſerſäule und des
ſpäter darauf abgelagerten Gebirges trugen dann noch das ihrige bei,
daß das Ganze ſich zu einer ſo homogenen Maſſe vereinigte. In Be-
ziehung auf den Gehalt an Aſche muß man weſentlich zweierlei unter-
ſcheiden: der größte Theil ſtammt vom Gebirge, und beſteht dann aus
Thon und Schwefelkies; ein kleiner gehört dagegen ſchon der Pflanze als
ſolcher an. Dieſer beträgt aber in der Aſche lebender Pflanzen meiſt
unter ⅓ p. C., und beſteht hauptſächlich in Kali- und Natronſalzen, mit
etwas Phosphorſäure, Kieſelerde ꝛc., kann daher auch für die Steinkohlen
keine große Bedeutung haben. Die Kohlen kommen übrigens ſo rein
vor, daß die Aſche mancher Cannelkohle nur 0,5 p. C., von Commentry
ſogar nur 0,24 p. C. beträgt. Dr. Kremers glaubt den Beweis führen
zu können, daß die urſprünglichen Aſchenbeſtandtheile aus der Braun-
und Steinkohle gänzlich entfernt ſeien: dieß zeigen nicht blos die ſehr ge-
ringen Spuren von Phosphorſäure, ſondern die unlöslichen Silicate ſelbſt
in der compacteſten Kohle.

Der Bitumengehalt iſt bei der Anwendung als Brennmaterial
von dem größten Einfluß, denn derſelbe brennt mit rußiger Flamme, läßt
ſich daher vor dem Löthrohr leicht nachweiſen. Der Rückſtand, engliſch
Coaks genannt, verhält ſich verſchieden: bei den fetten glänzenden Kohlen
bläht und krümmt er ſich, und backt zuletzt zu einer glänzenden poröſen
Maſſe zuſammen; bei den fetten matten und bei den magern bleibt die

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[628/0640] VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle. negativ elektriſch. Fühlt ſich nicht kalt an. Das Pulver färbt Aetzkali nicht, oder doch nur unbedeutend. Chemiſche Beſtandtheile ſind Kohlenſtoff, Sauerſtoff und Waſſerſtoff; Schwefelkies und Bergart unweſentlich. Allein das Verhältniß der drei Beſtandtheile wechſelt außerordentlich. Es gibt (magere) Kohlen, die faſt rein aus C beſtehen, andere (fette) haben außer C noch einen weſentlichen Gehalt an O und H, welche ſich zu einem Bitumen verbunden haben, das mit lichter Flamme brennt, und woher der beim Verbrennen ſo eigen- thümliche gerade nicht unangenehme Geruch kommt. Die Elementarana- lyſe geht aus Folgendem hervor: Der Gehalt an Kohle nimmt von der Holzfaſer bis zur Steinkohle zu, Sauerſtoff dagegen ab. Die Entſtehung beruht ohne Zweifel auf einem einfachen Faulungsproceß, der unter dem Abſchluß der atmoſphäriſchen Luft vorgieng. Die Kohle fand nicht Sauerſtoff genug, um gänzlich ver- ſchwinden zu können. Ja Dr. Kremers (Pogg. Ann. 84. 74) weist den Zuſammenhang nach, in welchem die Holzfaſer mit der Kohlenbildung zu ſtehen ſcheint: die Holzfaſer veranlaßt nämlich bei der Deſtillation des Holzes weſentlich die Bildung von Eſſigſäure. Nun zeigt ſich, daß unter den Produkten der trockenen Deſtillation von Braunkohle, auch wenn ſie noch ſo zerſetzt ſein mag, entſchieden Eſſigſäure vorkommt, es ſcheint alſo noch unzerſetzte Holzfaſer darin zu ſein, während bei ächten Steinkohlen ſolche Anzeichen gänzlich fehlen. In der Steinkohle ſind alſo alle Spuren unverſehrter Holzfaſer geſchwunden, was direkte Unterſuchungen mit dem Mikroſkop auch beſtätigt haben. Der Druck der Waſſerſäule und des ſpäter darauf abgelagerten Gebirges trugen dann noch das ihrige bei, daß das Ganze ſich zu einer ſo homogenen Maſſe vereinigte. In Be- ziehung auf den Gehalt an Aſche muß man weſentlich zweierlei unter- ſcheiden: der größte Theil ſtammt vom Gebirge, und beſteht dann aus Thon und Schwefelkies; ein kleiner gehört dagegen ſchon der Pflanze als ſolcher an. Dieſer beträgt aber in der Aſche lebender Pflanzen meiſt unter ⅓ p. C., und beſteht hauptſächlich in Kali- und Natronſalzen, mit etwas Phosphorſäure, Kieſelerde ꝛc., kann daher auch für die Steinkohlen keine große Bedeutung haben. Die Kohlen kommen übrigens ſo rein vor, daß die Aſche mancher Cannelkohle nur 0,5 p. C., von Commentry ſogar nur 0,24 p. C. beträgt. Dr. Kremers glaubt den Beweis führen zu können, daß die urſprünglichen Aſchenbeſtandtheile aus der Braun- und Steinkohle gänzlich entfernt ſeien: dieß zeigen nicht blos die ſehr ge- ringen Spuren von Phosphorſäure, ſondern die unlöslichen Silicate ſelbſt in der compacteſten Kohle. Der Bitumengehalt iſt bei der Anwendung als Brennmaterial von dem größten Einfluß, denn derſelbe brennt mit rußiger Flamme, läßt ſich daher vor dem Löthrohr leicht nachweiſen. Der Rückſtand, engliſch Coaks genannt, verhält ſich verſchieden: bei den fetten glänzenden Kohlen bläht und krümmt er ſich, und backt zuletzt zu einer glänzenden poröſen Maſſe zuſammen; bei den fetten matten und bei den magern bleibt die

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/640>, abgerufen am 25.11.2024.