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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.
glas 53, Amalgam, Wismuthsilber 60, Tellursilber 61, Selensilber 73,
Bromsilber 58, Jodsilber 46, Myargyrit 35,9, Sternbergit 33, Schilfglas-
erz 24, Silberfahlerz 31,8. Besonders aber sind es die in größern Mengen
brechenden Blei- und Kupfererze, welche durch einen kleinen Silbergehalt
angereichert werden. Der Hüttenmann hat sich im Abscheiden dieses edlen
Metalls eine solche Fertigkeit erworben, daß er weniger als Loth im
Centner, also tel, nachweisen kann (Plattner's Probierkunst 37), und
zwar mit dem Löthrohr! Da man aber mit dem Löthrohr nicht leicht mehr
als 1 Decigramm ( Quentchen) bewältigt, so läßt sich weniger als 1
Milliontel Quentchen Silbers nachweisen. Eine Wage reicht da nicht
mehr hin, und Harkort kam auf den ingenieusen Gedanken, die kleine ab-
getriebene Silberkugel zwischen zwei feinen convergenten Linien auf Elfen-
bein zu messen, was vollkommen gelang. Silber ist sogar in Meerwasser
neuerlich nachgewiesen, da Chlorsilber im Salzwasser löslich ist (Pogg.
Ann. 79. 480).

Die Verbreitung des Silbers ist in Beziehung auf Menge 24mal
stärker als die des Goldes. Das edle Metall würde aber in seinen
schmalen Gängen lange verborgen geblieben sein, wenn nicht gerade die
obersten Teufen, die bis über den Boden in früherer Zeit emporragten,
am reichsten wären. So fanden schon die Phönicier bei ihren ersten
Fahrten nach Spanien so viel Silber, daß nach der Sage ihre Schiffe es
nicht fassen konnten, selbst Anker machten sie aus Silber. Auch Hannibal
hat mit spanischem Silber seinen zweiten Punischen Krieg geführt, die
Grube Bebulo in Aquitanien lieferte ihm täglich 300 Lb, Plinius hist.
nat.
33. 31. In Griechenland waren besonders die Silberbergwerke von
Laurion bei Athen berühmt, welche durch Sklaven betrieben wurden. So
kam es, daß schon zu Plinius Zeit bei reichen Römern Bildsäulen, Wagen,
Bettstellen, Kochgeschirre etc. von gediegenem Silber waren, ja in Rom
gab es 500 silberne Becken a 100 Lb, und Drusillanus hatte eines von
550 Lb.

Im Mittelalter ging der Silberbergbau in Deutschland hauptsächlich
vom Rammelsberge bei Goslar 960 aus, die Silberausbeute erreichte aber
vor der Entdeckung von Amerika im sächsischen Erzgebirge ihren Höhen-
punkt. Besonders bei Schneeberg. Schon 1471 wurde hier ein "mächtig
Erz" gefunden, 1477 auf der St. Georgenzeche ein Stück von 7 Ellen
hoch und 3 Ellen breit (es war Glaserz mit gediegenem Silber), woraus
400 Centner Silber geschmolzen wurden. Herzog Albert stieg selbst in
die Grube hinab, speiste darauf mit seinen Begleitern, und soll nach
Agricola Bermannus pag. 693 ausgerufen haben: Fridericus imperator
potens et dives est, ejusmodi tamen mensam hodie non habet.
Albinus
(Meißnische Bergchr. pag. 27) weiß nicht genug von dem Silberreichthum
des Schneebergs zu rühmen. Er rechnet uns vor, daß in den ersten 79
Jahren von 1471 bis 1550 über zehn Millionen Centner Silber gewonnen
seien. Das scheint nun zwar unmöglich (Bergmännisches Journal 1794.
VI. 1, pag. 151), doch entstand in Schneeberg ein so unsinniger Luxus,
daß besondere Gesetze dagegen gegeben werden mußten. "Zum anderm,
"ist dieses in gemeinen Geschrey, und von vielen alten Gewercken und
"Bergleuten auffgeschrieben, und bericht geschehen, das man in der
"blüet des Schnebergischen Bergwercks nicht gnug müntzen können, und

III. Cl. Gediegene Metalle: Silber.
glas 53, Amalgam, Wismuthſilber 60, Tellurſilber 61, Selenſilber 73,
Bromſilber 58, Jodſilber 46, Myargyrit 35,9, Sternbergit 33, Schilfglas-
erz 24, Silberfahlerz 31,8. Beſonders aber ſind es die in größern Mengen
brechenden Blei- und Kupfererze, welche durch einen kleinen Silbergehalt
angereichert werden. Der Hüttenmann hat ſich im Abſcheiden dieſes edlen
Metalls eine ſolche Fertigkeit erworben, daß er weniger als Loth im
Centner, alſo tel, nachweiſen kann (Plattner’s Probierkunſt 37), und
zwar mit dem Löthrohr! Da man aber mit dem Löthrohr nicht leicht mehr
als 1 Decigramm ( Quentchen) bewältigt, ſo läßt ſich weniger als 1
Milliontel Quentchen Silbers nachweiſen. Eine Wage reicht da nicht
mehr hin, und Harkort kam auf den ingenieuſen Gedanken, die kleine ab-
getriebene Silberkugel zwiſchen zwei feinen convergenten Linien auf Elfen-
bein zu meſſen, was vollkommen gelang. Silber iſt ſogar in Meerwaſſer
neuerlich nachgewieſen, da Chlorſilber im Salzwaſſer löslich iſt (Pogg.
Ann. 79. 480).

Die Verbreitung des Silbers iſt in Beziehung auf Menge 24mal
ſtärker als die des Goldes. Das edle Metall würde aber in ſeinen
ſchmalen Gängen lange verborgen geblieben ſein, wenn nicht gerade die
oberſten Teufen, die bis über den Boden in früherer Zeit emporragten,
am reichſten wären. So fanden ſchon die Phönicier bei ihren erſten
Fahrten nach Spanien ſo viel Silber, daß nach der Sage ihre Schiffe es
nicht faſſen konnten, ſelbſt Anker machten ſie aus Silber. Auch Hannibal
hat mit ſpaniſchem Silber ſeinen zweiten Puniſchen Krieg geführt, die
Grube Bebulo in Aquitanien lieferte ihm täglich 300 ℔, Plinius hist.
nat.
33. 31. In Griechenland waren beſonders die Silberbergwerke von
Laurion bei Athen berühmt, welche durch Sklaven betrieben wurden. So
kam es, daß ſchon zu Plinius Zeit bei reichen Römern Bildſäulen, Wagen,
Bettſtellen, Kochgeſchirre ꝛc. von gediegenem Silber waren, ja in Rom
gab es 500 ſilberne Becken à 100 ℔, und Druſillanus hatte eines von
550 ℔.

Im Mittelalter ging der Silberbergbau in Deutſchland hauptſächlich
vom Rammelsberge bei Goslar 960 aus, die Silberausbeute erreichte aber
vor der Entdeckung von Amerika im ſächſiſchen Erzgebirge ihren Höhen-
punkt. Beſonders bei Schneeberg. Schon 1471 wurde hier ein „mächtig
Erz“ gefunden, 1477 auf der St. Georgenzeche ein Stück von 7 Ellen
hoch und 3 Ellen breit (es war Glaserz mit gediegenem Silber), woraus
400 Centner Silber geſchmolzen wurden. Herzog Albert ſtieg ſelbſt in
die Grube hinab, ſpeiste darauf mit ſeinen Begleitern, und ſoll nach
Agricola Bermannus pag. 693 ausgerufen haben: Fridericus imperator
potens et dives est, ejusmodi tamen mensam hodie non habet.
Albinus
(Meißniſche Bergchr. pag. 27) weiß nicht genug von dem Silberreichthum
des Schneebergs zu rühmen. Er rechnet uns vor, daß in den erſten 79
Jahren von 1471 bis 1550 über zehn Millionen Centner Silber gewonnen
ſeien. Das ſcheint nun zwar unmöglich (Bergmänniſches Journal 1794.
VI. 1, pag. 151), doch entſtand in Schneeberg ein ſo unſinniger Luxus,
daß beſondere Geſetze dagegen gegeben werden mußten. „Zum anderm,
„iſt dieſes in gemeinen Geſchrey, und von vielen alten Gewercken und
„Bergleuten auffgeſchrieben, und bericht geſchehen, das man in der
„blüet des Schnebergiſchen Bergwercks nicht gnug müntzen können, und

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[477/0489] III. Cl. Gediegene Metalle: Silber. glas 53, Amalgam, Wismuthſilber 60, Tellurſilber 61, Selenſilber 73, Bromſilber 58, Jodſilber 46, Myargyrit 35,9, Sternbergit 33, Schilfglas- erz 24, Silberfahlerz 31,8. Beſonders aber ſind es die in größern Mengen brechenden Blei- und Kupfererze, welche durch einen kleinen Silbergehalt angereichert werden. Der Hüttenmann hat ſich im Abſcheiden dieſes edlen Metalls eine ſolche Fertigkeit erworben, daß er weniger als [FORMEL] Loth im Centner, alſo [FORMEL]tel, nachweiſen kann (Plattner’s Probierkunſt 37), und zwar mit dem Löthrohr! Da man aber mit dem Löthrohr nicht leicht mehr als 1 Decigramm ([FORMEL] Quentchen) bewältigt, ſo läßt ſich weniger als 1 Milliontel Quentchen Silbers nachweiſen. Eine Wage reicht da nicht mehr hin, und Harkort kam auf den ingenieuſen Gedanken, die kleine ab- getriebene Silberkugel zwiſchen zwei feinen convergenten Linien auf Elfen- bein zu meſſen, was vollkommen gelang. Silber iſt ſogar in Meerwaſſer neuerlich nachgewieſen, da Chlorſilber im Salzwaſſer löslich iſt (Pogg. Ann. 79. 480). Die Verbreitung des Silbers iſt in Beziehung auf Menge 24mal ſtärker als die des Goldes. Das edle Metall würde aber in ſeinen ſchmalen Gängen lange verborgen geblieben ſein, wenn nicht gerade die oberſten Teufen, die bis über den Boden in früherer Zeit emporragten, am reichſten wären. So fanden ſchon die Phönicier bei ihren erſten Fahrten nach Spanien ſo viel Silber, daß nach der Sage ihre Schiffe es nicht faſſen konnten, ſelbſt Anker machten ſie aus Silber. Auch Hannibal hat mit ſpaniſchem Silber ſeinen zweiten Puniſchen Krieg geführt, die Grube Bebulo in Aquitanien lieferte ihm täglich 300 ℔, Plinius hist. nat. 33. 31. In Griechenland waren beſonders die Silberbergwerke von Laurion bei Athen berühmt, welche durch Sklaven betrieben wurden. So kam es, daß ſchon zu Plinius Zeit bei reichen Römern Bildſäulen, Wagen, Bettſtellen, Kochgeſchirre ꝛc. von gediegenem Silber waren, ja in Rom gab es 500 ſilberne Becken à 100 ℔, und Druſillanus hatte eines von 550 ℔. Im Mittelalter ging der Silberbergbau in Deutſchland hauptſächlich vom Rammelsberge bei Goslar 960 aus, die Silberausbeute erreichte aber vor der Entdeckung von Amerika im ſächſiſchen Erzgebirge ihren Höhen- punkt. Beſonders bei Schneeberg. Schon 1471 wurde hier ein „mächtig Erz“ gefunden, 1477 auf der St. Georgenzeche ein Stück von 7 Ellen hoch und 3[FORMEL] Ellen breit (es war Glaserz mit gediegenem Silber), woraus 400 Centner Silber geſchmolzen wurden. Herzog Albert ſtieg ſelbſt in die Grube hinab, ſpeiste darauf mit ſeinen Begleitern, und ſoll nach Agricola Bermannus pag. 693 ausgerufen haben: Fridericus imperator potens et dives est, ejusmodi tamen mensam hodie non habet. Albinus (Meißniſche Bergchr. pag. 27) weiß nicht genug von dem Silberreichthum des Schneebergs zu rühmen. Er rechnet uns vor, daß in den erſten 79 Jahren von 1471 bis 1550 über zehn Millionen Centner Silber gewonnen ſeien. Das ſcheint nun zwar unmöglich (Bergmänniſches Journal 1794. VI. 1, pag. 151), doch entſtand in Schneeberg ein ſo unſinniger Luxus, daß beſondere Geſetze dagegen gegeben werden mußten. „Zum anderm, „iſt dieſes in gemeinen Geſchrey, und von vielen alten Gewercken und „Bergleuten auffgeſchrieben, und bericht geſchehen, das man in der „blüet des Schnebergiſchen Bergwercks nicht gnug müntzen können, und

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/489>, abgerufen am 22.11.2024.