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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Steinsalz.
Soll das Seewasser gefrieren, so muß sich das Salz vorher ausscheiden,
darauf beruht die Gewinnung des Seesalzes in kalten Zonen (Bottnischen
Meerbusen), hier muß also das Salz unter Umständen auch 2 + 1gliedrig
werden. Wrangel fand Meersalz (Rassol) auf dem Polareis in der Ge-
gend von Neu-Sibirien ausgeschieden (Reise längs der Nordküste von
Sibirien und auf dem Eismeer, herausgegeben von Engelhardt II. 256),
das sollte füglich diese Form haben.

Vorkommen. Das Salz findet sich stets in Gesellschaft von Salz-
thon und Gyps (Anhydrit) unter Verhältnissen, die es fast außer Zweifel
setzen, daß es Niederschläge ausgetrockneter Meere waren. Denn be-
kanntlich versalzen alle Meere und Seen ohne Abfluß. Ein Beispiel ist
das Todte Meer, und der durch viele Reisende bekannt geworden Elton-
see
(Altan Nor goldne See) auf der linken Seite der untern Wolga.
Dieser obgleich nur 3 Meilen lang, 2 Meile breit, und so flach, daß
man überall durchwaten kann, liefert dennoch den Russen alljährlich
4 Millionen Pud des besten Salzes. Die Charisacha Sommer's mit
4 p. C. Na Cl bildet den Hauptzufluß, und speißt den See hauptsächlich
mit Salz: die oberste 1--2 Zoll mächtige Schicht besteht aus schneeweißen
Würfeln, im innern des Sees wird diese Schicht oft 5 Zoll dick, man
hebt sie mit langen Stangen auf, wäscht sie ab und führt sie auf Kanälen
an's Ufer. Aber nur Sommer's erzeugen sich diese Niederschläge, im Herbst
und Winter tritt dagegen Chlormagnesium an die Stelle. Dieses ist
namentlich im warmen Wasser viel löslicher als im kalten, während
Wärme auf die Kochsalzlösung keinen Einfluß übt. Sommer's wird also
alles Chlormagnesium gelöst, nur Steinsalz schlägt sich nieder, im Herbst
und Winter dagegen schlagen sich die Magnesiasalze nieder, und es ist
mehr Salz im Wasser, das überhaupt einer förmlichen Salzlake mit 30 p. C.
festen Theilen gleicht. So ist es möglich, daß das gewonnene Salz 98,8 p. C.
reines Na Cl und nur 0,13 p. C. Mg Cl enthalten kann. Und wenn
man dann bedenkt, daß in diesem kleinen See die über einander geschich-
teten Salzlager, von einander durch dünne Schlammniederschläge getrennt,
sich 14 Fuß tief in den Boden verfolgen lassen (G. Rose Ural. Reis. II.
261), so sind das schlagende Analogien für die Bildung unserer Salz-
gebirge.

An die Tagesoberfläche tritt der Salzstock nur selten. Der berühm-
teste Punkt in Europa, welchen schon Plinius 31. 39 erwähnt, liegt bei
Cardona in Catalonien: jener Salzfelsen ist 550' hoch, hat eine Stunde
Umfang, und gleicht einem Gletscher mit seinen Pyramiden und Hörnern
des reinsten Salzes. Obgleich vegetationsleer, so dürften dennoch nach
Cordier die Berge in 100 Jahren durch den Regen kaum 4 2/3 Fuß er-
niedrigt werden (Leonhard Taschenb. Min. 1821. 80). Die Salzbrüche
am Ilek bei Orenburg, welche den Russen jährlich 700,000 Pud liefern,
liegen schon jenseits des Uralflusses auf Asiatischer Seite. Zu den groß-
artigsten unterirdischen Strecken gehören die von Wielicka am Rande der
Karpathen ohnweit Krakau, eine wahrhaft unterirdische Stadt, zu welcher
eine breite Wendeltreppe führt. Wollte man die Baue alle durchschreiten,
so müßte man 86 deutsche Meilen machen. Das Salz stellenweis 1200'
mächtig. Davon wird jährlich 1 Million Centner gewonnen, theils so
reines, daß es kaum Spuren von Chlormagnesium zeigt, und gestoßen

II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.
Soll das Seewaſſer gefrieren, ſo muß ſich das Salz vorher ausſcheiden,
darauf beruht die Gewinnung des Seeſalzes in kalten Zonen (Bottniſchen
Meerbuſen), hier muß alſo das Salz unter Umſtänden auch 2 + 1gliedrig
werden. Wrangel fand Meerſalz (Raſſòl) auf dem Polareis in der Ge-
gend von Neu-Sibirien ausgeſchieden (Reiſe längs der Nordküſte von
Sibirien und auf dem Eismeer, herausgegeben von Engelhardt II. 256),
das ſollte füglich dieſe Form haben.

Vorkommen. Das Salz findet ſich ſtets in Geſellſchaft von Salz-
thon und Gyps (Anhydrit) unter Verhältniſſen, die es faſt außer Zweifel
ſetzen, daß es Niederſchläge ausgetrockneter Meere waren. Denn be-
kanntlich verſalzen alle Meere und Seen ohne Abfluß. Ein Beiſpiel iſt
das Todte Meer, und der durch viele Reiſende bekannt geworden Elton-
ſee
(Altan Nor goldne See) auf der linken Seite der untern Wolga.
Dieſer obgleich nur 3 Meilen lang, 2 Meile breit, und ſo flach, daß
man überall durchwaten kann, liefert dennoch den Ruſſen alljährlich
4 Millionen Pud des beſten Salzes. Die Chariſacha Sommer’s mit
4 p. C. Na C̶l bildet den Hauptzufluß, und ſpeißt den See hauptſächlich
mit Salz: die oberſte 1—2 Zoll mächtige Schicht beſteht aus ſchneeweißen
Würfeln, im innern des Sees wird dieſe Schicht oft 5 Zoll dick, man
hebt ſie mit langen Stangen auf, wäſcht ſie ab und führt ſie auf Kanälen
an’s Ufer. Aber nur Sommer’s erzeugen ſich dieſe Niederſchläge, im Herbſt
und Winter tritt dagegen Chlormagneſium an die Stelle. Dieſes iſt
namentlich im warmen Waſſer viel löslicher als im kalten, während
Wärme auf die Kochſalzlöſung keinen Einfluß übt. Sommer’s wird alſo
alles Chlormagneſium gelöſt, nur Steinſalz ſchlägt ſich nieder, im Herbſt
und Winter dagegen ſchlagen ſich die Magneſiaſalze nieder, und es iſt
mehr Salz im Waſſer, das überhaupt einer förmlichen Salzlake mit 30 p. C.
feſten Theilen gleicht. So iſt es möglich, daß das gewonnene Salz 98,8 p. C.
reines Na C̶l und nur 0,13 p. C. Mg C̶l enthalten kann. Und wenn
man dann bedenkt, daß in dieſem kleinen See die über einander geſchich-
teten Salzlager, von einander durch dünne Schlammniederſchläge getrennt,
ſich 14 Fuß tief in den Boden verfolgen laſſen (G. Roſe Ural. Reiſ. II.
261), ſo ſind das ſchlagende Analogien für die Bildung unſerer Salz-
gebirge.

An die Tagesoberfläche tritt der Salzſtock nur ſelten. Der berühm-
teſte Punkt in Europa, welchen ſchon Plinius 31. 39 erwähnt, liegt bei
Cardona in Catalonien: jener Salzfelſen iſt 550′ hoch, hat eine Stunde
Umfang, und gleicht einem Gletſcher mit ſeinen Pyramiden und Hörnern
des reinſten Salzes. Obgleich vegetationsleer, ſo dürften dennoch nach
Cordier die Berge in 100 Jahren durch den Regen kaum 4⅔ Fuß er-
niedrigt werden (Leonhard Taſchenb. Min. 1821. 80). Die Salzbrüche
am Ilek bei Orenburg, welche den Ruſſen jährlich 700,000 Pud liefern,
liegen ſchon jenſeits des Uralfluſſes auf Aſiatiſcher Seite. Zu den groß-
artigſten unterirdiſchen Strecken gehören die von Wieliçka am Rande der
Karpathen ohnweit Krakau, eine wahrhaft unterirdiſche Stadt, zu welcher
eine breite Wendeltreppe führt. Wollte man die Baue alle durchſchreiten,
ſo müßte man 86 deutſche Meilen machen. Das Salz ſtellenweis 1200′
mächtig. Davon wird jährlich 1 Million Centner gewonnen, theils ſo
reines, daß es kaum Spuren von Chlormagneſium zeigt, und geſtoßen

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[428/0440] II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz. Soll das Seewaſſer gefrieren, ſo muß ſich das Salz vorher ausſcheiden, darauf beruht die Gewinnung des Seeſalzes in kalten Zonen (Bottniſchen Meerbuſen), hier muß alſo das Salz unter Umſtänden auch 2 + 1gliedrig werden. Wrangel fand Meerſalz (Raſſòl) auf dem Polareis in der Ge- gend von Neu-Sibirien ausgeſchieden (Reiſe längs der Nordküſte von Sibirien und auf dem Eismeer, herausgegeben von Engelhardt II. 256), das ſollte füglich dieſe Form haben. Vorkommen. Das Salz findet ſich ſtets in Geſellſchaft von Salz- thon und Gyps (Anhydrit) unter Verhältniſſen, die es faſt außer Zweifel ſetzen, daß es Niederſchläge ausgetrockneter Meere waren. Denn be- kanntlich verſalzen alle Meere und Seen ohne Abfluß. Ein Beiſpiel iſt das Todte Meer, und der durch viele Reiſende bekannt geworden Elton- ſee (Altan Nor goldne See) auf der linken Seite der untern Wolga. Dieſer obgleich nur 3 Meilen lang, 2[FORMEL] Meile breit, und ſo flach, daß man überall durchwaten kann, liefert dennoch den Ruſſen alljährlich 4 Millionen Pud des beſten Salzes. Die Chariſacha Sommer’s mit 4 p. C. Na C̶l bildet den Hauptzufluß, und ſpeißt den See hauptſächlich mit Salz: die oberſte 1—2 Zoll mächtige Schicht beſteht aus ſchneeweißen Würfeln, im innern des Sees wird dieſe Schicht oft 5 Zoll dick, man hebt ſie mit langen Stangen auf, wäſcht ſie ab und führt ſie auf Kanälen an’s Ufer. Aber nur Sommer’s erzeugen ſich dieſe Niederſchläge, im Herbſt und Winter tritt dagegen Chlormagneſium an die Stelle. Dieſes iſt namentlich im warmen Waſſer viel löslicher als im kalten, während Wärme auf die Kochſalzlöſung keinen Einfluß übt. Sommer’s wird alſo alles Chlormagneſium gelöſt, nur Steinſalz ſchlägt ſich nieder, im Herbſt und Winter dagegen ſchlagen ſich die Magneſiaſalze nieder, und es iſt mehr Salz im Waſſer, das überhaupt einer förmlichen Salzlake mit 30 p. C. feſten Theilen gleicht. So iſt es möglich, daß das gewonnene Salz 98,8 p. C. reines Na C̶l und nur 0,13 p. C. Mg C̶l enthalten kann. Und wenn man dann bedenkt, daß in dieſem kleinen See die über einander geſchich- teten Salzlager, von einander durch dünne Schlammniederſchläge getrennt, ſich 14 Fuß tief in den Boden verfolgen laſſen (G. Roſe Ural. Reiſ. II. 261), ſo ſind das ſchlagende Analogien für die Bildung unſerer Salz- gebirge. An die Tagesoberfläche tritt der Salzſtock nur ſelten. Der berühm- teſte Punkt in Europa, welchen ſchon Plinius 31. 39 erwähnt, liegt bei Cardona in Catalonien: jener Salzfelſen iſt 550′ hoch, hat eine Stunde Umfang, und gleicht einem Gletſcher mit ſeinen Pyramiden und Hörnern des reinſten Salzes. Obgleich vegetationsleer, ſo dürften dennoch nach Cordier die Berge in 100 Jahren durch den Regen kaum 4⅔ Fuß er- niedrigt werden (Leonhard Taſchenb. Min. 1821. 80). Die Salzbrüche am Ilek bei Orenburg, welche den Ruſſen jährlich 700,000 Pud liefern, liegen ſchon jenſeits des Uralfluſſes auf Aſiatiſcher Seite. Zu den groß- artigſten unterirdiſchen Strecken gehören die von Wieliçka am Rande der Karpathen ohnweit Krakau, eine wahrhaft unterirdiſche Stadt, zu welcher eine breite Wendeltreppe führt. Wollte man die Baue alle durchſchreiten, ſo müßte man 86 deutſche Meilen machen. Das Salz ſtellenweis 1200′ mächtig. Davon wird jährlich 1 Million Centner gewonnen, theils ſo reines, daß es kaum Spuren von Chlormagneſium zeigt, und geſtoßen

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/440>, abgerufen am 16.07.2024.