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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 6te Fam.: Topas, Beryll.
glimmer von Roschna in Mähren, und mit Zinnstein sogar in Auswürf-
lingen des Versuvs. Sie haben meist schmutzigweiße Farbe. Nordamerika,
Schottland etc.

6. Gemeiner Topas. Verliert Klarheit und Schönheit der Farbe,
aber der Blätterbruch bleibt immer noch deutlich, und derbe Massen ge-
winnen dann nicht selten ein Feldspathartiges Ansehen. Am bekanntesten
sind die graulich weißen derben Massen mit Andeutungen von rohen Kry-
stallflächen, welche Gahn im Ganggranit des Gneuses von Finbo und
im großen Blocke Broddbo bei Fahlun entdeckte. Es sind daselbst Stücke
27 Lb schwer gefunden. Die feinsten Splitter bedecken sich bei sehr
starkem Feuer mit feinen Blasen, welche zerplatzen, daher auch Pyro-
physalith
genannt.

Daubree (Compt. rend. 1851. XXXII, 625) glückte es, künstliche
Topase darzustellen.

Pyknit Hauy (puknos dicht) wurde lange mit Beryll verwechselt
(daher schörlartiger Beryll Werner). Er kommt in derben strahligen
Massen mit grauen Lithionglimmern gemengt auf Zinnsteinstöcken besonders
zu Altenberg auf dem Erzgebirge vor. Derselbe ist grünlich gelb und
stellenweis von Eisenoxyd roth geflammt. Den Blätterbruch, senkrecht
gegen die strahligen Säulen kann man zwar darstellen, allein er ist durch
schiefe Quersprünge sehr unkenntlich gemacht, und die spröde Masse läßt
sich auf Härte nicht sicher prüfen. Er zeigt dabei fast genau die Zusam-
mensetzung des Topases, nur gibt er vor dem Löthrohr leichter Blasen,
wahrscheinlich wegen seines etwas größern Fluorgehaltes (18,5 Fl).

7. Beryll.

Beryllus Plinius hist. nat. 37. 20 poliuntur omnes sexangula figura
artificum ingenio .. probatissimi ex iis sunt qui viriditatem maris puri
imitantur.
Daher nennen ihn die Steinschleifer noch heute vorzugsweise
Aquamarin.

Sechsgliedriges Krystallsystem mit vollkommener Vollzählig-
keit der Flächen, wie es selten vorkommt. Die erste sechsseitige Säule
M = a : a : infinitya : infinityc herrscht immer vor, mit starken Längsstreifen. Die
zweite Säule n = a : 1/2a : a : infinityc stumpft öfter die Kanten der ersten
bei den smaragdgrünen ab. Dagegen kommt eine 6 + 6kantige Säule
a : 1/3 a : 1/2a : infinitya nur selten bei sibirischen vor, doch gibt sie Dufrenoy an.
Durch die Fülle dieser Flächen werden die nicht selten armdicken Säulen
förmlich cylindrisch. Dagegen fehlt es meist an guten Endflächen. Der
Gradenfläche P = c : infinitya : infinitya : infinitya entspricht ein schwacher, aber doch
gut erkennbarer Blätterbruch. Wenn außerdem Endflächen vorkommen,
so ist es das Dihexaeder t = a : a : infinitya : c mit den Rhomben-
flächen s = a : 1/2a : a : c, die freilich auch nicht immer voll-
zählig auftreten. Da das Dihexaeder t 151° 5' Endkanten
und 59° 53' Seitenkanten hat, so ist
[Abbildung] a = 2,0057 = [Formel 1] , lga = 0,30205.
Ein zweites Dihexaeder u = 2/3 a : 2/3 a : infinitya : c liegt unter t
in der Diagonalzone von s. Selten aber vollständig kommt
der 6kantner a : 1/3 a : 1/2a : c vor, welcher die Kanten M/s an
jedem Ende 12mal abstumpft.

[Abbildung]

I. Cl. 6te Fam.: Topas, Beryll.
glimmer von Roſchna in Mähren, und mit Zinnſtein ſogar in Auswürf-
lingen des Verſuvs. Sie haben meiſt ſchmutzigweiße Farbe. Nordamerika,
Schottland ꝛc.

6. Gemeiner Topas. Verliert Klarheit und Schönheit der Farbe,
aber der Blätterbruch bleibt immer noch deutlich, und derbe Maſſen ge-
winnen dann nicht ſelten ein Feldſpathartiges Anſehen. Am bekannteſten
ſind die graulich weißen derben Maſſen mit Andeutungen von rohen Kry-
ſtallflächen, welche Gahn im Ganggranit des Gneuſes von Finbo und
im großen Blocke Broddbo bei Fahlun entdeckte. Es ſind daſelbſt Stücke
27 ℔ ſchwer gefunden. Die feinſten Splitter bedecken ſich bei ſehr
ſtarkem Feuer mit feinen Blaſen, welche zerplatzen, daher auch Pyro-
phyſalith
genannt.

Daubrée (Compt. rend. 1851. XXXII, 625) glückte es, künſtliche
Topaſe darzuſtellen.

Pyknit Hauy (πυκνός dicht) wurde lange mit Beryll verwechſelt
(daher ſchörlartiger Beryll Werner). Er kommt in derben ſtrahligen
Maſſen mit grauen Lithionglimmern gemengt auf Zinnſteinſtöcken beſonders
zu Altenberg auf dem Erzgebirge vor. Derſelbe iſt grünlich gelb und
ſtellenweis von Eiſenoxyd roth geflammt. Den Blätterbruch, ſenkrecht
gegen die ſtrahligen Säulen kann man zwar darſtellen, allein er iſt durch
ſchiefe Querſprünge ſehr unkenntlich gemacht, und die ſpröde Maſſe läßt
ſich auf Härte nicht ſicher prüfen. Er zeigt dabei faſt genau die Zuſam-
menſetzung des Topaſes, nur gibt er vor dem Löthrohr leichter Blaſen,
wahrſcheinlich wegen ſeines etwas größern Fluorgehaltes (18,5 Fl).

7. Beryll.

Beryllus Plinius hist. nat. 37. 20 poliuntur omnes sexangula figura
artificum ingenio .. probatissimi ex iis sunt qui viriditatem maris puri
imitantur.
Daher nennen ihn die Steinſchleifer noch heute vorzugsweiſe
Aquamarin.

Sechsgliedriges Kryſtallſyſtem mit vollkommener Vollzählig-
keit der Flächen, wie es ſelten vorkommt. Die erſte ſechsſeitige Säule
M = a : a : ∞a : ∞c herrſcht immer vor, mit ſtarken Längsſtreifen. Die
zweite Säule n = a : ½a : a : ∞c ſtumpft öfter die Kanten der erſten
bei den ſmaragdgrünen ab. Dagegen kommt eine 6 + 6kantige Säule
a : ⅓a : ½a : ∞a nur ſelten bei ſibiriſchen vor, doch gibt ſie Dufrenoy an.
Durch die Fülle dieſer Flächen werden die nicht ſelten armdicken Säulen
förmlich cylindriſch. Dagegen fehlt es meiſt an guten Endflächen. Der
Gradenfläche P = c : ∞a : ∞a : ∞a entſpricht ein ſchwacher, aber doch
gut erkennbarer Blätterbruch. Wenn außerdem Endflächen vorkommen,
ſo iſt es das Dihexaeder t = a : a : ∞a : c mit den Rhomben-
flächen s = a : ½a : a : c, die freilich auch nicht immer voll-
zählig auftreten. Da das Dihexaeder t 151° 5′ Endkanten
und 59° 53′ Seitenkanten hat, ſo iſt
[Abbildung] a = 2,0057 = [Formel 1] , lga = 0,30205.
Ein zweites Dihexaeder u = ⅔a : ⅔a : ∞a : c liegt unter t
in der Diagonalzone von s. Selten aber vollſtändig kommt
der 6kantner a : ⅓a : ½a : c vor, welcher die Kanten M/s an
jedem Ende 12mal abſtumpft.

[Abbildung]
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[261/0273] I. Cl. 6te Fam.: Topas, Beryll. glimmer von Roſchna in Mähren, und mit Zinnſtein ſogar in Auswürf- lingen des Verſuvs. Sie haben meiſt ſchmutzigweiße Farbe. Nordamerika, Schottland ꝛc. 6. Gemeiner Topas. Verliert Klarheit und Schönheit der Farbe, aber der Blätterbruch bleibt immer noch deutlich, und derbe Maſſen ge- winnen dann nicht ſelten ein Feldſpathartiges Anſehen. Am bekannteſten ſind die graulich weißen derben Maſſen mit Andeutungen von rohen Kry- ſtallflächen, welche Gahn im Ganggranit des Gneuſes von Finbo und im großen Blocke Broddbo bei Fahlun entdeckte. Es ſind daſelbſt Stücke 27 ℔ ſchwer gefunden. Die feinſten Splitter bedecken ſich bei ſehr ſtarkem Feuer mit feinen Blaſen, welche zerplatzen, daher auch Pyro- phyſalith genannt. Daubrée (Compt. rend. 1851. XXXII, 625) glückte es, künſtliche Topaſe darzuſtellen. Pyknit Hauy (πυκνός dicht) wurde lange mit Beryll verwechſelt (daher ſchörlartiger Beryll Werner). Er kommt in derben ſtrahligen Maſſen mit grauen Lithionglimmern gemengt auf Zinnſteinſtöcken beſonders zu Altenberg auf dem Erzgebirge vor. Derſelbe iſt grünlich gelb und ſtellenweis von Eiſenoxyd roth geflammt. Den Blätterbruch, ſenkrecht gegen die ſtrahligen Säulen kann man zwar darſtellen, allein er iſt durch ſchiefe Querſprünge ſehr unkenntlich gemacht, und die ſpröde Maſſe läßt ſich auf Härte nicht ſicher prüfen. Er zeigt dabei faſt genau die Zuſam- menſetzung des Topaſes, nur gibt er vor dem Löthrohr leichter Blaſen, wahrſcheinlich wegen ſeines etwas größern Fluorgehaltes (18,5 Fl). 7. Beryll. Beryllus Plinius hist. nat. 37. 20 poliuntur omnes sexangula figura artificum ingenio .. probatissimi ex iis sunt qui viriditatem maris puri imitantur. Daher nennen ihn die Steinſchleifer noch heute vorzugsweiſe Aquamarin. Sechsgliedriges Kryſtallſyſtem mit vollkommener Vollzählig- keit der Flächen, wie es ſelten vorkommt. Die erſte ſechsſeitige Säule M = a : a : ∞a : ∞c herrſcht immer vor, mit ſtarken Längsſtreifen. Die zweite Säule n = a : ½a : a : ∞c ſtumpft öfter die Kanten der erſten bei den ſmaragdgrünen ab. Dagegen kommt eine 6 + 6kantige Säule a : ⅓a : ½a : ∞a nur ſelten bei ſibiriſchen vor, doch gibt ſie Dufrenoy an. Durch die Fülle dieſer Flächen werden die nicht ſelten armdicken Säulen förmlich cylindriſch. Dagegen fehlt es meiſt an guten Endflächen. Der Gradenfläche P = c : ∞a : ∞a : ∞a entſpricht ein ſchwacher, aber doch gut erkennbarer Blätterbruch. Wenn außerdem Endflächen vorkommen, ſo iſt es das Dihexaeder t = a : a : ∞a : c mit den Rhomben- flächen s = a : ½a : a : c, die freilich auch nicht immer voll- zählig auftreten. Da das Dihexaeder t 151° 5′ Endkanten und 59° 53′ Seitenkanten hat, ſo iſt [Abbildung] a = 2,0057 = [FORMEL], lga = 0,30205. Ein zweites Dihexaeder u = ⅔a : ⅔a : ∞a : c liegt unter t in der Diagonalzone von s. Selten aber vollſtändig kommt der 6kantner a : ⅓a : ½a : c vor, welcher die Kanten M/s an jedem Ende 12mal abſtumpft. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/273>, abgerufen am 22.11.2024.