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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 4te Fam.: Chondrodit, Dichroit.
ersten Typus müßte man aber mit 7, des zweiten mit 5 und des dritten
mit 9 dividiren. Da alle Ausdrücke rational bleiben, so sollte man aller-
dings sämmtliche, als einem System angehörig betrachten können. Dann
hätte der Humit 50 verschiedene Flächenzeichen mit 3 Einzelflächen, 20
Paaren und 27 Oktaedern, Summa 151 Krystallräume.

Vergleichen wir nun diese Axen mit denen des Olivins, wo
a : b = 0,794 : 1,704 oder 2a : b = 1,59 : 1,704
war, so stimmen sie vollkommen mit Humit, wenn man 2a (Ol.) = c (Hum.)
und b (Ol.) = a (Hum.) setzt.

Scacchi weist nun auch Zwillinge und Drillinge nach, die sich ganz
wie beim Chrysoberyll mit den Axen b unter 60° (ungefähr) durchwachsen,
ein weiterer Beweis, daß b Humit = c Chrysoberyll sei. Oefter zeigt
sich auch eine Neigung zu Hemiedrie, indem von den Oktaederflächen sich
2 zu einer rhombischen Säule ausdehnen, daher wurden sie längere Zeit
als 2 + 1gliedrig angesehen, wie sie Miller Mineral. pag. 352 noch
beschreibt.

Vor dem Löthrohr unschmelzbar, im Wesentlichen Mg4 Si aber mit
einem Gehalt an Fluor. Nach Rammelsberg

1ster Typus 27 Mg4 Si + 4 Mg Fl + Si Fl3
2ter Typus 18 Mg4 Si + 4 Mg Fl + Si Fl3
3ter Typus 36 Mg4 Si + 4 Mg Fl + Si Fl3

Chondrodit 12 Mg4 Si + 4 Mg Fl + Si Fl3 (khondros Korn) Graf
d'Ohsson Kongl. Vet. Acad. Handl. 1817. pag. 206. -- Wachsgelbe Körner
eingesprengt in den körnigen Kalk mit Graphit von Sparta in New-
Yersey, mit Pargasit von Pargas in Finnland etc. Gute Krystalle selten.
Nach Dana 2 + 1gliedrig. Eine geschobene Säule von 68°, darauf ein
vorderes Augitpaar von 89° und ein hinteres von 80° (in der Median-
kante) aufgesetzt. Wegen der Zusammensetzung dennoch wahrscheinlich mit
Humit stimmend. Auch Maclureit und Brucit genannt.

5. Dichroit Cord.

Man fand ihn zuerst am Cabo de Gata in Südspanien in Fünd-
lingen mit rothen edlen Granaten, die von basaltischer Lava eingeschlossen
werden, Werner nannte diese Jolith (ion Veilchen). Freilich kannten
schon längst die Steinschleifer den Saphir d'eau (Luchssaphir) von Ceylon,
welchen Werner als Peliom (pelioma Farbe des unterlaufenen Bluts)
unterschied. Cordier machte zuerst auf Krystallform und Dichroismus auf-
merksam, daher nannte ihn Hauy Cordierit. Tamnau Pogg. Ann. 12. 495
hat die Krystallform am besten auseinander gesetzt. Sie sind ohne Zweifel

Zweigliedrig, aber die Krystalle nicht mit dem Goniometer meß-
bar. Die rhombische Säule M = a : b : infinityc ist ungefähr 120°, und
das Oktaeder d = a : b : c macht mit der Säule M etwa einen Winkel
M/d = 140°. Daraus ergibt sich
a : b = [Formel 1] = 0,969 : 1,678,
lga = 9,98628, lgb = 0,22484.

Die Gradendfläche P = c : infinitya : infinityb dehnt sich immer stark aus; l =
b : infinitya : infinityc
fehlt selten und ist etwas blättrig, sie bildet mit M den

I. Cl. 4te Fam.: Chondrodit, Dichroit.
erſten Typus müßte man aber mit 7, des zweiten mit 5 und des dritten
mit 9 dividiren. Da alle Ausdrücke rational bleiben, ſo ſollte man aller-
dings ſämmtliche, als einem Syſtem angehörig betrachten können. Dann
hätte der Humit 50 verſchiedene Flächenzeichen mit 3 Einzelflächen, 20
Paaren und 27 Oktaedern, Summa 151 Kryſtallräume.

Vergleichen wir nun dieſe Axen mit denen des Olivins, wo
a : b = 0,794 : 1,704 oder 2a : b = 1,59 : 1,704
war, ſo ſtimmen ſie vollkommen mit Humit, wenn man 2a (Ol.) = c (Hum.)
und b (Ol.) = a (Hum.) ſetzt.

Scacchi weist nun auch Zwillinge und Drillinge nach, die ſich ganz
wie beim Chryſoberyll mit den Axen b unter 60° (ungefähr) durchwachſen,
ein weiterer Beweis, daß b Humit = c Chryſoberyll ſei. Oefter zeigt
ſich auch eine Neigung zu Hemiedrie, indem von den Oktaederflächen ſich
2 zu einer rhombiſchen Säule ausdehnen, daher wurden ſie längere Zeit
als 2 + 1gliedrig angeſehen, wie ſie Miller Mineral. pag. 352 noch
beſchreibt.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, im Weſentlichen Ṁg4 S⃛i aber mit
einem Gehalt an Fluor. Nach Rammelsberg

1ſter Typus 27 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3
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Chondrodit 12 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 (χόνδρος Korn) Graf
d’Ohsson Kongl. Vet. Acad. Handl. 1817. pag. 206. — Wachsgelbe Körner
eingeſprengt in den körnigen Kalk mit Graphit von Sparta in New-
Yerſey, mit Pargaſit von Pargas in Finnland ꝛc. Gute Kryſtalle ſelten.
Nach Dana 2 + 1gliedrig. Eine geſchobene Säule von 68°, darauf ein
vorderes Augitpaar von 89° und ein hinteres von 80° (in der Median-
kante) aufgeſetzt. Wegen der Zuſammenſetzung dennoch wahrſcheinlich mit
Humit ſtimmend. Auch Maclureit und Brucit genannt.

5. Dichroit Cord.

Man fand ihn zuerſt am Cabo de Gata in Südſpanien in Fünd-
lingen mit rothen edlen Granaten, die von baſaltiſcher Lava eingeſchloſſen
werden, Werner nannte dieſe Jolith (ἴον Veilchen). Freilich kannten
ſchon längſt die Steinſchleifer den Saphir d’eau (Luchsſaphir) von Ceylon,
welchen Werner als Peliom (πελιωμα Farbe des unterlaufenen Bluts)
unterſchied. Cordier machte zuerſt auf Kryſtallform und Dichroismus auf-
merkſam, daher nannte ihn Hauy Cordierit. Tamnau Pogg. Ann. 12. 495
hat die Kryſtallform am beſten auseinander geſetzt. Sie ſind ohne Zweifel

Zweigliedrig, aber die Kryſtalle nicht mit dem Goniometer meß-
bar. Die rhombiſche Säule M = a : b : ∞c iſt ungefähr 120°, und
das Oktaeder d = a : b : c macht mit der Säule M etwa einen Winkel
M/d = 140°. Daraus ergibt ſich
a : b = [Formel 1] = 0,969 : 1,678,
lga = 9,98628, lgb = 0,22484.

Die Gradendfläche P = c : ∞a : ∞b dehnt ſich immer ſtark aus; l =
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fehlt ſelten und iſt etwas blättrig, ſie bildet mit M den

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[222/0234] I. Cl. 4te Fam.: Chondrodit, Dichroit. erſten Typus müßte man aber mit 7, des zweiten mit 5 und des dritten mit 9 dividiren. Da alle Ausdrücke rational bleiben, ſo ſollte man aller- dings ſämmtliche, als einem Syſtem angehörig betrachten können. Dann hätte der Humit 50 verſchiedene Flächenzeichen mit 3 Einzelflächen, 20 Paaren und 27 Oktaedern, Summa 151 Kryſtallräume. Vergleichen wir nun dieſe Axen mit denen des Olivins, wo a : b = 0,794 : 1,704 oder 2a : b = 1,59 : 1,704 war, ſo ſtimmen ſie vollkommen mit Humit, wenn man 2a (Ol.) = c (Hum.) und b (Ol.) = a (Hum.) ſetzt. Scacchi weist nun auch Zwillinge und Drillinge nach, die ſich ganz wie beim Chryſoberyll mit den Axen b unter 60° (ungefähr) durchwachſen, ein weiterer Beweis, daß b Humit = c Chryſoberyll ſei. Oefter zeigt ſich auch eine Neigung zu Hemiedrie, indem von den Oktaederflächen ſich 2 zu einer rhombiſchen Säule ausdehnen, daher wurden ſie längere Zeit als 2 + 1gliedrig angeſehen, wie ſie Miller Mineral. pag. 352 noch beſchreibt. Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, im Weſentlichen Ṁg4 S⃛i aber mit einem Gehalt an Fluor. Nach Rammelsberg 1ſter Typus 27 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 2ter Typus 18 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 3ter Typus 36 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 Chondrodit 12 Ṁg4 S⃛i + 4 Mg F̶l + Si F̶l3 (χόνδρος Korn) Graf d’Ohsson Kongl. Vet. Acad. Handl. 1817. pag. 206. — Wachsgelbe Körner eingeſprengt in den körnigen Kalk mit Graphit von Sparta in New- Yerſey, mit Pargaſit von Pargas in Finnland ꝛc. Gute Kryſtalle ſelten. Nach Dana 2 + 1gliedrig. Eine geſchobene Säule von 68°, darauf ein vorderes Augitpaar von 89° und ein hinteres von 80° (in der Median- kante) aufgeſetzt. Wegen der Zuſammenſetzung dennoch wahrſcheinlich mit Humit ſtimmend. Auch Maclureit und Brucit genannt. 5. Dichroit Cord. Man fand ihn zuerſt am Cabo de Gata in Südſpanien in Fünd- lingen mit rothen edlen Granaten, die von baſaltiſcher Lava eingeſchloſſen werden, Werner nannte dieſe Jolith (ἴον Veilchen). Freilich kannten ſchon längſt die Steinſchleifer den Saphir d’eau (Luchsſaphir) von Ceylon, welchen Werner als Peliom (πελιωμα Farbe des unterlaufenen Bluts) unterſchied. Cordier machte zuerſt auf Kryſtallform und Dichroismus auf- merkſam, daher nannte ihn Hauy Cordierit. Tamnau Pogg. Ann. 12. 495 hat die Kryſtallform am beſten auseinander geſetzt. Sie ſind ohne Zweifel Zweigliedrig, aber die Kryſtalle nicht mit dem Goniometer meß- bar. Die rhombiſche Säule M = a : b : ∞c iſt ungefähr 120°, und das Oktaeder d = a : b : c macht mit der Säule M etwa einen Winkel M/d = 140°. Daraus ergibt ſich a : b = [FORMEL] = 0,969 : 1,678, lga = 9,98628, lgb = 0,22484. Die Gradendfläche P = c : ∞a : ∞b dehnt ſich immer ſtark aus; l = b : ∞a : ∞c fehlt ſelten und iſt etwas blättrig, ſie bildet mit M den

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/234>, abgerufen am 25.11.2024.