Will man wißen ob der Pfropf an seinem rechten Orte stecke; so probire man das tiefe D. gegen das mittelste und höchste D. Sind diese zwo Octaven gegen einander rein; so hat es seine Richtigkeit. Jst aber das höchste D. zu hoch, und das tiefe folglich zu tief; so ziehe man den Pfropf um so viel zurück, bis sie rein werden. Jst hingegen das höchste D. zu tief, und das tiefe zu hoch; so drücke man den Pfropf um so viel tiefer hinein, bis beyde Octaven rein stimmen.
13. §.
Vom Ausziehen der Mittelstücken ist zu merken, daß man darinne nicht zu weit gehen darf: sonst wird das eingestrichene C, und der Triller sowohl auf demselben, als auf dem Cis, zu hart. Deswegen ist nöthig, daß die Mittelstücken, wie schon oben gesaget worden, nicht mehr als um ein Komma von einander unterschieden seyn dürfen: oder man müßte den inwendigen leeren Raum, mit einem Ringe, der so dick als der Zapfen wäre, ausfüllen. Das Ausziehen der Stücken darf nirgends anders als nur allein am dicken Ende, welches in das Kopfstück geht, geschehen. Denn wenn es am dünnen Ende, oder zwischen dem untersten Ende und dem Füßgen geschieht; so wird wegen der Löcher, welche durch die weitere Entfernung von einander, die folgenden Töne erhöhen, die ganze Flöte verstimmet.
14. §.
Vor nicht gar langer Zeit, ist eine Erfindung zum Vorschein ge- kommen, vermöge welcher man das Füßgen der Flöte aus zwey Stücken gemacht hat, welche man, wie eine Nadelbüchse, um einen halben Zoll auseinander ziehen, und wieder zusammen schieben, folglich das Füßgen länger oder kürzer machen kann. Das Ausziehen geschieht unter den Lö- chern worauf die Klappen liegen. Die Absicht soll seyn, daß das Füßgen zu einem jeden kürzern Mittelstücke, etwas kürzer werden solle; und die Flöte also, vermittelst der sechs Mittelstücken, um einen ganzen Ton höher oder tiefer gemacht werden könne. Diese Erfindung, wenn sie Stich hiel- te, würde ihren Werth haben. Da aber durch die Verkürzung des Füß- gens, nur das D. höher wird; die folgenden Töne, als: Dis, E, F, G, u. s. w. aber, mehrentheils in ihrer Stimmung bleiben, und sich nicht mit dem D. zugleich, im gehörigen Verhalte erhöhen: so folget daraus, daß die Flöte zwar um einen ganzen Ton höher, aber auch, nur das erste Stück ausgenommen, durch und durch falsch wird. Diese Erfindung ist also
aus
D 2
und Beſchreibung der Floͤte traverſiere.
12. §.
Will man wißen ob der Pfropf an ſeinem rechten Orte ſtecke; ſo probire man das tiefe D. gegen das mittelſte und hoͤchſte D. Sind dieſe zwo Octaven gegen einander rein; ſo hat es ſeine Richtigkeit. Jſt aber das hoͤchſte D. zu hoch, und das tiefe folglich zu tief; ſo ziehe man den Pfropf um ſo viel zuruͤck, bis ſie rein werden. Jſt hingegen das hoͤchſte D. zu tief, und das tiefe zu hoch; ſo druͤcke man den Pfropf um ſo viel tiefer hinein, bis beyde Octaven rein ſtimmen.
13. §.
Vom Ausziehen der Mittelſtuͤcken iſt zu merken, daß man darinne nicht zu weit gehen darf: ſonſt wird das eingeſtrichene C, und der Triller ſowohl auf demſelben, als auf dem Cis, zu hart. Deswegen iſt noͤthig, daß die Mittelſtuͤcken, wie ſchon oben geſaget worden, nicht mehr als um ein Komma von einander unterſchieden ſeyn duͤrfen: oder man muͤßte den inwendigen leeren Raum, mit einem Ringe, der ſo dick als der Zapfen waͤre, ausfuͤllen. Das Ausziehen der Stuͤcken darf nirgends anders als nur allein am dicken Ende, welches in das Kopfſtuͤck geht, geſchehen. Denn wenn es am duͤnnen Ende, oder zwiſchen dem unterſten Ende und dem Fuͤßgen geſchieht; ſo wird wegen der Loͤcher, welche durch die weitere Entfernung von einander, die folgenden Toͤne erhoͤhen, die ganze Floͤte verſtimmet.
14. §.
Vor nicht gar langer Zeit, iſt eine Erfindung zum Vorſchein ge- kommen, vermoͤge welcher man das Fuͤßgen der Floͤte aus zwey Stuͤcken gemacht hat, welche man, wie eine Nadelbuͤchſe, um einen halben Zoll auseinander ziehen, und wieder zuſammen ſchieben, folglich das Fuͤßgen laͤnger oder kuͤrzer machen kann. Das Ausziehen geſchieht unter den Loͤ- chern worauf die Klappen liegen. Die Abſicht ſoll ſeyn, daß das Fuͤßgen zu einem jeden kuͤrzern Mittelſtuͤcke, etwas kuͤrzer werden ſolle; und die Floͤte alſo, vermittelſt der ſechs Mittelſtuͤcken, um einen ganzen Ton hoͤher oder tiefer gemacht werden koͤnne. Dieſe Erfindung, wenn ſie Stich hiel- te, wuͤrde ihren Werth haben. Da aber durch die Verkuͤrzung des Fuͤß- gens, nur das D. hoͤher wird; die folgenden Toͤne, als: Dis, E, F, G, u. ſ. w. aber, mehrentheils in ihrer Stimmung bleiben, und ſich nicht mit dem D. zugleich, im gehoͤrigen Verhalte erhoͤhen: ſo folget daraus, daß die Floͤte zwar um einen ganzen Ton hoͤher, aber auch, nur das erſte Stuͤck ausgenommen, durch und durch falſch wird. Dieſe Erfindung iſt alſo
aus
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[27/0045]
und Beſchreibung der Floͤte traverſiere.
12. §.
Will man wißen ob der Pfropf an ſeinem rechten Orte ſtecke; ſo
probire man das tiefe D. gegen das mittelſte und hoͤchſte D. Sind dieſe
zwo Octaven gegen einander rein; ſo hat es ſeine Richtigkeit. Jſt aber
das hoͤchſte D. zu hoch, und das tiefe folglich zu tief; ſo ziehe man den
Pfropf um ſo viel zuruͤck, bis ſie rein werden. Jſt hingegen das hoͤchſte
D. zu tief, und das tiefe zu hoch; ſo druͤcke man den Pfropf um ſo viel
tiefer hinein, bis beyde Octaven rein ſtimmen.
13. §.
Vom Ausziehen der Mittelſtuͤcken iſt zu merken, daß man darinne
nicht zu weit gehen darf: ſonſt wird das eingeſtrichene C, und der Triller
ſowohl auf demſelben, als auf dem Cis, zu hart. Deswegen iſt noͤthig,
daß die Mittelſtuͤcken, wie ſchon oben geſaget worden, nicht mehr als um
ein Komma von einander unterſchieden ſeyn duͤrfen: oder man muͤßte den
inwendigen leeren Raum, mit einem Ringe, der ſo dick als der Zapfen
waͤre, ausfuͤllen. Das Ausziehen der Stuͤcken darf nirgends anders als
nur allein am dicken Ende, welches in das Kopfſtuͤck geht, geſchehen.
Denn wenn es am duͤnnen Ende, oder zwiſchen dem unterſten Ende und
dem Fuͤßgen geſchieht; ſo wird wegen der Loͤcher, welche durch die weitere
Entfernung von einander, die folgenden Toͤne erhoͤhen, die ganze Floͤte
verſtimmet.
14. §.
Vor nicht gar langer Zeit, iſt eine Erfindung zum Vorſchein ge-
kommen, vermoͤge welcher man das Fuͤßgen der Floͤte aus zwey Stuͤcken
gemacht hat, welche man, wie eine Nadelbuͤchſe, um einen halben Zoll
auseinander ziehen, und wieder zuſammen ſchieben, folglich das Fuͤßgen
laͤnger oder kuͤrzer machen kann. Das Ausziehen geſchieht unter den Loͤ-
chern worauf die Klappen liegen. Die Abſicht ſoll ſeyn, daß das Fuͤßgen
zu einem jeden kuͤrzern Mittelſtuͤcke, etwas kuͤrzer werden ſolle; und die
Floͤte alſo, vermittelſt der ſechs Mittelſtuͤcken, um einen ganzen Ton hoͤher
oder tiefer gemacht werden koͤnne. Dieſe Erfindung, wenn ſie Stich hiel-
te, wuͤrde ihren Werth haben. Da aber durch die Verkuͤrzung des Fuͤß-
gens, nur das D. hoͤher wird; die folgenden Toͤne, als: Dis, E, F, G,
u. ſ. w. aber, mehrentheils in ihrer Stimmung bleiben, und ſich nicht mit
dem D. zugleich, im gehoͤrigen Verhalte erhoͤhen: ſo folget daraus, daß
die Floͤte zwar um einen ganzen Ton hoͤher, aber auch, nur das erſte Stuͤck
ausgenommen, durch und durch falſch wird. Dieſe Erfindung iſt alſo
aus
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/45>, abgerufen am 22.07.2024.
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