Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs terlassen hat. Jedoch hat dieses auchseine gewisse Mase und Schran- cken/ und muß also die Mögligkeit nicht allzuhoch gespannet/ sondern nach dem in der Welt üblichen/ und einen freyen Menschen anständigen Temperamente verstanden wer- den. Denn weil durch eine iedwede Untergebung/ welcherley sie auch seyn mag/ des Untergebenen Frey- heit gleichwol in so gar nicht verschnit- ten wird/ daß er des andern Dire- ction mit Gewalt oder List nicht sol- te widerstreben/ und sich auf die schlimme Seite legen können; Zu dem es auch die Art des menschlichen Lebens nicht leidet/ daß man sich al- lezeit nur an einen gleichsam anfes- seln lasse/ und auf alle seine Schrit- te und Tritte Achtung gebe; So kan man denjenigen/ der die Aufsicht gebühret/ wenn er sonsten alles thut/ was sein Amt erfordert/ auch dar- über
Des erſten Buchs terlaſſen hat. Jedoch hat dieſes auchſeine gewiſſe Maſe und Schran- cken/ und muß alſo die Moͤgligkeit nicht allzuhoch geſpannet/ ſondern nach dem in der Welt uͤblichen/ und einen freyen Menſchen anſtaͤndigen Temperamente verſtanden wer- den. Denn weil durch eine iedwede Untergebung/ welcherley ſie auch ſeyn mag/ des Untergebenen Frey- heit gleichwol in ſo gar nicht veꝛſchnit- ten wird/ daß er des andern Dire- ction mit Gewalt oder Liſt nicht ſol- te widerſtreben/ und ſich auf die ſchlimme Seite legen koͤnnen; Zu dem es auch die Art des menſchlichen Lebens nicht leidet/ daß man ſich al- lezeit nur an einen gleichſam anfeſ- ſeln laſſe/ und auf alle ſeine Schrit- te und Tritte Achtung gebe; So kan man denjenigen/ der die Aufſicht gebuͤhret/ wenn er ſonſten alles thut/ was ſein Amt erfordert/ auch dar- uͤber
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Des erſten Buchs
terlaſſen hat. Jedoch hat dieſes auch
ſeine gewiſſe Maſe und Schran-
cken/ und muß alſo die Moͤgligkeit
nicht allzuhoch geſpannet/ ſondern
nach dem in der Welt uͤblichen/ und
einen freyen Menſchen anſtaͤndigen
Temperamente verſtanden wer-
den. Denn weil durch eine iedwede
Untergebung/ welcherley ſie auch
ſeyn mag/ des Untergebenen Frey-
heit gleichwol in ſo gar nicht veꝛſchnit-
ten wird/ daß er des andern Dire-
ction mit Gewalt oder Liſt nicht ſol-
te widerſtreben/ und ſich auf die
ſchlimme Seite legen koͤnnen; Zu
dem es auch die Art des menſchlichen
Lebens nicht leidet/ daß man ſich al-
lezeit nur an einen gleichſam anfeſ-
ſeln laſſe/ und auf alle ſeine Schrit-
te und Tritte Achtung gebe; So
kan man denjenigen/ der die Aufſicht
gebuͤhret/ wenn er ſonſten alles thut/
was ſein Amt erfordert/ auch dar-
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