Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
erstes Capitel.
§. 3.

Denn es ist den Menschen
gegeben/ nicht allein allerley in der
Welt vorkommende Sachen zu er-
kennen/ sie gegen einander zu halten/
und durch deroselben Veranlassung
sich mancherley neue Vorstellung zu
machen; sondern/ daß er auch kön-
ne wohl zuvor absehen/ was er thun
wolle/ und sich zu dessen Vollbrin-
gung gebührend anschicken/ dasselbe
nach einer gewissen Norm und Zwe-
cke einrichten/ und was daraus er-
folgen mögte/ durch einen gefaßten
Schluß erkennen/ nichtsweniger
auch dasjenige/ so bereits vollbracht/
ob es mit der Richtschnur überein-
stimme/ oder nicht/ aufs allerge-
naueste beurtheilen. Allein es seynd
diese Gemüths-Kräffte des Men-
schen nicht alle/ auch nicht allezeit in
einer gleichmässigen Bewegung;
sondern theils deroselben werden
durch einen innerlichen Antrieb des

Men-
A 2
erſtes Capitel.
§. 3.

Denn es iſt den Menſchen
gegeben/ nicht allein allerley in der
Welt vorkommende Sachen zu er-
kennen/ ſie gegen einander zu halten/
und durch deroſelben Veranlaſſung
ſich mancherley neue Vorſtellung zu
machen; ſondern/ daß er auch koͤn-
ne wohl zuvor abſehen/ was er thun
wolle/ und ſich zu deſſen Vollbrin-
gung gebuͤhrend anſchicken/ daſſelbe
nach einer gewiſſen Norm und Zwe-
cke einrichten/ und was daraus er-
folgen moͤgte/ durch einen gefaßten
Schluß erkennen/ nichtsweniger
auch dasjenige/ ſo bereits vollbracht/
ob es mit der Richtſchnur uͤberein-
ſtimme/ oder nicht/ aufs allerge-
naueſte beurtheilen. Allein es ſeynd
dieſe Gemuͤths-Kraͤffte des Men-
ſchen nicht alle/ auch nicht allezeit in
einer gleichmaͤſſigen Bewegung;
ſondern theils deroſelben werden
durch einen innerlichen Antrieb des

Men-
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="3"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">er&#x017F;tes Capitel.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Denn es i&#x017F;t den Men&#x017F;chen<lb/>
gegeben/ nicht allein allerley in der<lb/>
Welt vorkommende Sachen zu er-<lb/>
kennen/ &#x017F;ie gegen einander zu halten/<lb/>
und durch dero&#x017F;elben Veranla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;ich mancherley neue Vor&#x017F;tellung zu<lb/>
machen; &#x017F;ondern/ daß er auch ko&#x0364;n-<lb/>
ne wohl zuvor ab&#x017F;ehen/ was er thun<lb/>
wolle/ und &#x017F;ich zu de&#x017F;&#x017F;en Vollbrin-<lb/>
gung gebu&#x0364;hrend an&#x017F;chicken/ da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
nach einer gewi&#x017F;&#x017F;en Norm und Zwe-<lb/>
cke einrichten/ und was daraus er-<lb/>
folgen mo&#x0364;gte/ durch einen gefaßten<lb/>
Schluß erkennen/ nichtsweniger<lb/>
auch dasjenige/ &#x017F;o bereits vollbracht/<lb/>
ob es mit der Richt&#x017F;chnur u&#x0364;berein-<lb/>
&#x017F;timme/ oder nicht/ aufs allerge-<lb/>
naue&#x017F;te beurtheilen. Allein es &#x017F;eynd<lb/>
die&#x017F;e Gemu&#x0364;ths-Kra&#x0364;ffte des Men-<lb/>
&#x017F;chen nicht alle/ auch nicht allezeit in<lb/>
einer gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Bewegung;<lb/>
&#x017F;ondern theils dero&#x017F;elben werden<lb/>
durch einen innerlichen Antrieb des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Men-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0067] erſtes Capitel. §. 3. Denn es iſt den Menſchen gegeben/ nicht allein allerley in der Welt vorkommende Sachen zu er- kennen/ ſie gegen einander zu halten/ und durch deroſelben Veranlaſſung ſich mancherley neue Vorſtellung zu machen; ſondern/ daß er auch koͤn- ne wohl zuvor abſehen/ was er thun wolle/ und ſich zu deſſen Vollbrin- gung gebuͤhrend anſchicken/ daſſelbe nach einer gewiſſen Norm und Zwe- cke einrichten/ und was daraus er- folgen moͤgte/ durch einen gefaßten Schluß erkennen/ nichtsweniger auch dasjenige/ ſo bereits vollbracht/ ob es mit der Richtſchnur uͤberein- ſtimme/ oder nicht/ aufs allerge- naueſte beurtheilen. Allein es ſeynd dieſe Gemuͤths-Kraͤffte des Men- ſchen nicht alle/ auch nicht allezeit in einer gleichmaͤſſigen Bewegung; ſondern theils deroſelben werden durch einen innerlichen Antrieb des Men- A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/67
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/67>, abgerufen am 28.11.2024.