Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.erstes Capitel. wegen gemeiner und allen Thiereneingepflantzter Zuneigung nothwen- dig auf die Erhaltung seines Leibes und Lebens/ und auf die hintertrei- bung alle desjenigen/ so ihm daran einigen Schaden zu thun trachtet/ äusserst geflissen ist/ auch alle zu die- sen Zweck dienende Mittel hervor kehret; Und aber im Natürlichen Stande niemand einen Ober-Herrn erkennet/ dem er seinen freyen Wil- len und Meinung untergeben hätte; Als fasset in selbige ein jeder den Rath wegen sothaner Mittel nach seinen eigenen Kopffe und Gutdüncken/ ob sie nemlich zu seiner Erhaltung zu- länglich seyn möchten/ oder nicht. Und wann er auch schon eines an- dern Rath mit anhöret/ so stehet es doch bey ihm/ ob er solchen folgen oder verwerffen wolle. Damit er sich aber in Anstellung seines Thuns und Lassens rechtschaffen verhalten mö-
erſtes Capitel. wegen gemeiner und allen Thiereneingepflantzter Zuneigung nothwen- dig auf die Erhaltung ſeines Leibes und Lebens/ und auf die hintertrei- bung alle desjenigen/ ſo ihm daran einigen Schaden zu thun trachtet/ aͤuſſerſt gefliſſen iſt/ auch alle zu die- ſen Zweck dienende Mittel hervor kehret; Und aber im Natuͤrlichen Stande niemand einen Ober-Herrn erkennet/ dem er ſeinen freyen Wil- len und Meinung untergeben haͤtte; Als faſſet in ſelbige ein jeder den Rath wegen ſothaner Mittel nach ſeinen eigenen Kopffe und Gutduͤncken/ ob ſie nemlich zu ſeiner Erhaltung zu- laͤnglich ſeyn moͤchten/ oder nicht. Und wann er auch ſchon eines an- dern Rath mit anhoͤret/ ſo ſtehet es doch bey ihm/ ob er ſolchen folgen oder verwerffen wolle. Damit er ſich aber in Anſtellung ſeines Thuns und Laſſens rechtſchaffen verhalten moͤ-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0457" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">erſtes Capitel.</hi></fw><lb/> wegen gemeiner und allen Thieren<lb/> eingepflantzter Zuneigung nothwen-<lb/> dig auf die Erhaltung ſeines Leibes<lb/> und Lebens/ und auf die hintertrei-<lb/> bung alle desjenigen/ ſo ihm daran<lb/> einigen Schaden zu thun trachtet/<lb/> aͤuſſerſt gefliſſen iſt/ auch alle zu die-<lb/> ſen Zweck dienende Mittel hervor<lb/> kehret; Und aber im Natuͤrlichen<lb/> Stande niemand einen Ober-Herrn<lb/> erkennet/ dem er ſeinen freyen Wil-<lb/> len und Meinung untergeben haͤtte;<lb/> Als faſſet in ſelbige ein jeder den Rath<lb/> wegen ſothaner Mittel nach ſeinen<lb/> eigenen Kopffe und Gutduͤncken/ ob<lb/> ſie nemlich zu ſeiner Erhaltung zu-<lb/> laͤnglich ſeyn moͤchten/ oder nicht.<lb/> Und wann er auch ſchon eines an-<lb/> dern Rath mit anhoͤret/ ſo ſtehet es<lb/> doch bey ihm/ ob er ſolchen folgen<lb/> oder verwerffen wolle. Damit er<lb/> ſich aber in Anſtellung ſeines Thuns<lb/> und Laſſens rechtſchaffen verhalten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">moͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0457]
erſtes Capitel.
wegen gemeiner und allen Thieren
eingepflantzter Zuneigung nothwen-
dig auf die Erhaltung ſeines Leibes
und Lebens/ und auf die hintertrei-
bung alle desjenigen/ ſo ihm daran
einigen Schaden zu thun trachtet/
aͤuſſerſt gefliſſen iſt/ auch alle zu die-
ſen Zweck dienende Mittel hervor
kehret; Und aber im Natuͤrlichen
Stande niemand einen Ober-Herrn
erkennet/ dem er ſeinen freyen Wil-
len und Meinung untergeben haͤtte;
Als faſſet in ſelbige ein jeder den Rath
wegen ſothaner Mittel nach ſeinen
eigenen Kopffe und Gutduͤncken/ ob
ſie nemlich zu ſeiner Erhaltung zu-
laͤnglich ſeyn moͤchten/ oder nicht.
Und wann er auch ſchon eines an-
dern Rath mit anhoͤret/ ſo ſtehet es
doch bey ihm/ ob er ſolchen folgen
oder verwerffen wolle. Damit er
ſich aber in Anſtellung ſeines Thuns
und Laſſens rechtſchaffen verhalten
moͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |