Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.siebenzehendes Capitel. tzes Krafft befreyet gelassen werden.Jedoch darff man zu dieser Billig- keit nicht eher schreiten/ als bis selbi- ges genugsame Anzeugungen erfor- dern; Worunter wohl dieses das ge- wisseste ist/ wenn es sich äussert/ daß durch genaue und buchstäbliche Ve- obachtung des bürgerlichen Gesetzes die Natürlichen Rechte würden verle- tzet werden. Nächst dem aber/ wenn es zwar nicht schlechter Dinges un- billig wäre/ denen Worten eines Gesetzes genau nachzufolgen; gleich- wohl aber/ und da man die Sache der Güte und Gelindigkeit nach be- hertziget/ sothane scharffe Obacht entweder allen Menschen insge- mein/ oder nur gewissen Personen ziemlich harte und unerträglich fal- len würde. Und endlich/ wenn es sich mit dem Haupt-Absehen/ oder zwecke der mühsamen und genaue- sten Beobachtung nicht verlohnen/ dürff- R 4
ſiebenzehendes Capitel. tzes Krafft befreyet gelaſſen werden.Jedoch darff man zu dieſer Billig- keit nicht eher ſchreiten/ als bis ſelbi- ges genugſame Anzeugungen erfor- dern; Worunter wohl dieſes das ge- wiſſeſte iſt/ wenn es ſich aͤuſſert/ daß durch genaue und buchſtaͤbliche Ve- obachtung des buͤrgerlichen Geſetzes die Natuͤrlichen Rechte wuͤrden verle- tzet werden. Naͤchſt dem aber/ wenn es zwar nicht ſchlechter Dinges un- billig waͤre/ denen Worten eines Geſetzes genau nachzufolgen; gleich- wohl aber/ und da man die Sache der Guͤte und Gelindigkeit nach be- hertziget/ ſothane ſcharffe Obacht entweder allen Menſchen insge- mein/ oder nur gewiſſen Perſonen ziemlich harte und unertraͤglich fal- len wuͤrde. Und endlich/ wenn es ſich mit dem Haupt-Abſehen/ oder zwecke der muͤhſamen und genaue- ſten Beobachtung nicht verlohnen/ duͤrff- R 4
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ſiebenzehendes Capitel.
tzes Krafft befreyet gelaſſen werden.
Jedoch darff man zu dieſer Billig-
keit nicht eher ſchreiten/ als bis ſelbi-
ges genugſame Anzeugungen erfor-
dern; Worunter wohl dieſes das ge-
wiſſeſte iſt/ wenn es ſich aͤuſſert/ daß
durch genaue und buchſtaͤbliche Ve-
obachtung des buͤrgerlichen Geſetzes
die Natuͤrlichen Rechte wuͤrden verle-
tzet werden. Naͤchſt dem aber/ wenn
es zwar nicht ſchlechter Dinges un-
billig waͤre/ denen Worten eines
Geſetzes genau nachzufolgen; gleich-
wohl aber/ und da man die Sache
der Guͤte und Gelindigkeit nach be-
hertziget/ ſothane ſcharffe Obacht
entweder allen Menſchen insge-
mein/ oder nur gewiſſen Perſonen
ziemlich harte und unertraͤglich fal-
len wuͤrde. Und endlich/ wenn es
ſich mit dem Haupt-Abſehen/ oder
zwecke der muͤhſamen und genaue-
ſten Beobachtung nicht verlohnen/
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