Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Vorrede. grosse Klufft befindet. Demnach so sindgleichsam drey unterschiedene Qvel- len/ daraus die Menschen die Erkänt- niß ihrer Schuldigkeit/ und alles deß- jenigen/ so sie in diesem Leben entwe- der/ als was löbliches zu thun/ oder/ als was schändliches zu unterlassen ha- ben/ schöpffen müssen; Nemlich ihr natürlicher Verstand/ die bürger- lichen Gesetze/ und endlich das geoffenbarte Wort GOttes. Aus den ersten flüsset die allgemeine Schul- digkeit der Menschen herfür/ dadurch sie sich in der menschlichen Gesellschafft gegen einander wohl zu verhalten lernen; Aus der andern die jenige Gebühr/ die ein iedweder/ als ein Bürger und Glied- maß einer gewissen Republiqve zu beob- achten hat; Aus den dritten aber/ das Amt und Pflicht wahrer und rechtschaffe- ner Christen. Daher entstehe auch drey unterschiedene Discipline deren die erste handelt von dem natürlichen Rechte/ und gehet alle Menschen und Völcker an; Die andere von den bür- gerlichen Gesetzen einer ieden Re- pu-
Vorrede. groſſe Klufft befindet. Demnach ſo ſindgleichſam drey unterſchiedene Qvel- len/ daraus die Menſchen die Erkaͤnt- niß ihrer Schuldigkeit/ und alles deß- jenigen/ ſo ſie in dieſem Leben entwe- der/ als was loͤbliches zu thun/ oder/ als was ſchaͤndliches zu unterlaſſen ha- ben/ ſchoͤpffen muͤſſen; Nemlich ihr natuͤrlicher Verſtand/ die buͤrger- lichen Geſetze/ und endlich das geoffenbarte Wort GOttes. Aus den erſten fluͤſſet die allgemeine Schul- digkeit der Menſchen herfür/ dadurch ſie ſich in der menſchlichen Geſellſchafft gegen einander wohl zu verhalten lernen; Aus der andern die jenige Gebuͤhr/ die ein iedweder/ als ein Buͤrger und Glied- maß einer gewiſſen Republiqve zu beob- achten hat; Aus den dritten aber/ das Amt und Pflicht wahꝛer und rechtſchaffe- ner Chriſten. Daher entſtehē auch drey unterſchiedene Diſciplinē deren die erſte handelt von dem natuͤrlichen Rechte/ und gehet alle Menſchen und Voͤlcker an; Die andere von den buͤr- gerlichen Geſetzen einer ieden Re- pu-
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> groſſe Klufft befindet. Demnach ſo ſind<lb/> gleichſam <hi rendition="#fr">drey unterſchiedene Qvel-<lb/> len/</hi> daraus die Menſchen die Erkaͤnt-<lb/> niß ihrer Schuldigkeit/ und alles deß-<lb/> jenigen/ ſo ſie in dieſem Leben entwe-<lb/> der/ als was loͤbliches zu thun/ oder/<lb/> als was ſchaͤndliches zu unterlaſſen ha-<lb/> ben/ ſchoͤpffen muͤſſen; Nemlich <hi rendition="#fr">ihr<lb/> natuͤrlicher Verſtand/ die buͤrger-<lb/> lichen Geſetze/ und endlich das<lb/> geoffenbarte Wort GOttes.</hi> Aus<lb/> den erſten fluͤſſet die allgemeine Schul-<lb/> digkeit der Menſchen herfür/ dadurch<lb/> ſie ſich in der menſchlichen Geſellſchafft<lb/> gegen einander wohl zu verhalten lernen;<lb/> Aus der <hi rendition="#fr">andern</hi> die jenige Gebuͤhr/ die<lb/> ein iedweder/ als ein Buͤrger und Glied-<lb/> maß einer gewiſſen <hi rendition="#aq">Republiqve</hi> zu beob-<lb/> achten hat; Aus den <hi rendition="#fr">dritten</hi> aber/ das<lb/> Amt und Pflicht wahꝛer und rechtſchaffe-<lb/> ner Chriſten. Daher entſtehē auch <hi rendition="#fr">drey<lb/> unterſchiedene</hi> <hi rendition="#aq">Diſcipli</hi>nē deren <hi rendition="#fr">die<lb/> erſte</hi> handelt <hi rendition="#fr">von dem natuͤrlichen<lb/> Rechte/</hi> und gehet alle Menſchen und<lb/> Voͤlcker an; <hi rendition="#fr">Die andere von den buͤr-<lb/> gerlichen Geſetzen</hi> einer ieden <hi rendition="#aq">Re-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">pu-</hi></fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0032]
Vorrede.
groſſe Klufft befindet. Demnach ſo ſind
gleichſam drey unterſchiedene Qvel-
len/ daraus die Menſchen die Erkaͤnt-
niß ihrer Schuldigkeit/ und alles deß-
jenigen/ ſo ſie in dieſem Leben entwe-
der/ als was loͤbliches zu thun/ oder/
als was ſchaͤndliches zu unterlaſſen ha-
ben/ ſchoͤpffen muͤſſen; Nemlich ihr
natuͤrlicher Verſtand/ die buͤrger-
lichen Geſetze/ und endlich das
geoffenbarte Wort GOttes. Aus
den erſten fluͤſſet die allgemeine Schul-
digkeit der Menſchen herfür/ dadurch
ſie ſich in der menſchlichen Geſellſchafft
gegen einander wohl zu verhalten lernen;
Aus der andern die jenige Gebuͤhr/ die
ein iedweder/ als ein Buͤrger und Glied-
maß einer gewiſſen Republiqve zu beob-
achten hat; Aus den dritten aber/ das
Amt und Pflicht wahꝛer und rechtſchaffe-
ner Chriſten. Daher entſtehē auch drey
unterſchiedene Diſciplinē deren die
erſte handelt von dem natuͤrlichen
Rechte/ und gehet alle Menſchen und
Voͤlcker an; Die andere von den buͤr-
gerlichen Geſetzen einer ieden Re-
pu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |