Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs was einen gegen andere recht ist/nach demselben muß er sich auch selbst richten lassen. Denn die Verbünd- ligkeit/ mit andern ein geselliges Leben zuführen/ gehet alle Men- schen gleich durch an/ und ist dis- falls keinen eingeräumet/ daß er die Natürlichen Rechte an jemanden vor andern brechen dürffe. Wiewohl es über dis auch nicht an gemeinen Beweiß-Gründen fehlet/ welche die Natürliche Gleichheit nicht we- nig erleutern; als da seynd/ daß wir alle von einem Stamme absprossen/ alle auf einerley Art gebohren und ernehret werden/ ja auch sterben müssen/ und daß GOtt niemanden eines beständigen und immerblühen- den Glücks wegen einen Bürgen gestellet/ v. s. w. Gleichwie auch die Lehre der Christlichen Religion zur Erlangung der Göttlichen Gnade keinesweges den Adel/ Gewalt/ oder Reich-
Des erſten Buchs was einen gegen andere recht iſt/nach demſelben muß er ſich auch ſelbſt richten laſſen. Denn die Verbuͤnd- ligkeit/ mit andern ein geſelliges Leben zufuͤhren/ gehet alle Men- ſchen gleich durch an/ und iſt dis- falls keinen eingeraͤumet/ daß er die Natuͤrlichen Rechte an jemanden vor andern brechen duͤrffe. Wiewohl es uͤber dis auch nicht an gemeinen Beweiß-Gruͤnden fehlet/ welche die Natuͤrliche Gleichheit nicht we- nig erleutern; als da ſeynd/ daß wir alle von einem Stamme abſproſſen/ alle auf einerley Art gebohren und ernehret werden/ ja auch ſterben muͤſſen/ und daß GOtt niemanden eines beſtaͤndigen und immerbluͤhen- den Gluͤcks wegen einen Buͤrgen geſtellet/ v. ſ. w. Gleichwie auch die Lehre der Chriſtlichen Religion zur Erlangung der Goͤttlichen Gnade keinesweges den Adel/ Gewalt/ oder Reich-
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Des erſten Buchs
was einen gegen andere recht iſt/
nach demſelben muß er ſich auch ſelbſt
richten laſſen. Denn die Verbuͤnd-
ligkeit/ mit andern ein geſelliges
Leben zufuͤhren/ gehet alle Men-
ſchen gleich durch an/ und iſt dis-
falls keinen eingeraͤumet/ daß er die
Natuͤrlichen Rechte an jemanden
vor andern brechen duͤrffe. Wiewohl
es uͤber dis auch nicht an gemeinen
Beweiß-Gruͤnden fehlet/ welche
die Natuͤrliche Gleichheit nicht we-
nig erleutern; als da ſeynd/ daß wir
alle von einem Stamme abſproſſen/
alle auf einerley Art gebohren und
ernehret werden/ ja auch ſterben
muͤſſen/ und daß GOtt niemanden
eines beſtaͤndigen und immerbluͤhen-
den Gluͤcks wegen einen Buͤrgen
geſtellet/ v. ſ. w. Gleichwie auch die
Lehre der Chriſtlichen Religion zur
Erlangung der Goͤttlichen Gnade
keinesweges den Adel/ Gewalt/ oder
Reich-
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