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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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fünftes Capitel.
von allen seine Pflicht und Amt be-
treffenden Dingen eine rechtschaf-
fene Meinung fassen/ was tugend-
hafft und erbar ist/ wohl begreiffen/
die Reitzungen derer Begierden ge-
nau unterscheiden/ und vernünfftig
mässigen/ auch sonst guten Künsten
und Wissenschaften nachstreben/ und/
mit einem Worte/ sich zu einen
tauglichen Gliedmaß der menschli-
chen Gesellschafft qvalificiren mö-
ge.

§. 3.

Unter denenjenigen Mei-
nungen nun die sich ein jeder Mensch
wohl zu imprimiren hat/ ist das/ so
er von GOtt den Schöpffer/ und
Erhalter dieses gantz Welt-Run-
des
vorhin angezeugter massen wis-
sen und gläuben muß/ ohnstreitig das
vornehmste. Denn es heisset ihm
nicht allein seine schuldige Gebühr
zu förderst dahin dencken/ sondern es
gibt auch dieser Wahn den stärcksten

Ein-
F 5

fuͤnftes Capitel.
von allen ſeine Pflicht und Amt be-
treffenden Dingen eine rechtſchaf-
fene Meinung faſſen/ was tugend-
hafft und erbar iſt/ wohl begreiffen/
die Reitzungen derer Begierden ge-
nau unterſcheiden/ und vernuͤnfftig
maͤſſigen/ auch ſonſt guten Kuͤnſten
und Wiſſenſchaften nachſtreben/ und/
mit einem Worte/ ſich zu einen
tauglichen Gliedmaß der menſchli-
chen Geſellſchafft qvalificiren moͤ-
ge.

§. 3.

Unter denenjenigen Mei-
nungen nun die ſich ein jeder Menſch
wohl zu imprimiren hat/ iſt das/ ſo
er von GOtt den Schoͤpffer/ und
Erhalter dieſes gantz Welt-Run-
des
vorhin angezeugter maſſen wiſ-
ſen und glaͤuben muß/ ohnſtreitig das
vornehmſte. Denn es heiſſet ihm
nicht allein ſeine ſchuldige Gebuͤhr
zu foͤrderſt dahin dencken/ ſondern es
gibt auch dieſer Wahn den ſtaͤrckſten

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[117/0181] fuͤnftes Capitel. von allen ſeine Pflicht und Amt be- treffenden Dingen eine rechtſchaf- fene Meinung faſſen/ was tugend- hafft und erbar iſt/ wohl begreiffen/ die Reitzungen derer Begierden ge- nau unterſcheiden/ und vernuͤnfftig maͤſſigen/ auch ſonſt guten Kuͤnſten und Wiſſenſchaften nachſtreben/ und/ mit einem Worte/ ſich zu einen tauglichen Gliedmaß der menſchli- chen Geſellſchafft qvalificiren moͤ- ge. §. 3. Unter denenjenigen Mei- nungen nun die ſich ein jeder Menſch wohl zu imprimiren hat/ iſt das/ ſo er von GOtt den Schoͤpffer/ und Erhalter dieſes gantz Welt-Run- des vorhin angezeugter maſſen wiſ- ſen und glaͤuben muß/ ohnſtreitig das vornehmſte. Denn es heiſſet ihm nicht allein ſeine ſchuldige Gebuͤhr zu foͤrderſt dahin dencken/ ſondern es gibt auch dieſer Wahn den ſtaͤrckſten Ein- F 5

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/181>, abgerufen am 24.11.2024.