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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
trage. Und ob also gleich ein jeder
von seiner Ungeschickligkeit und Un-
taugligkeit selbst den größten Scha-
den empfindet; So wird doch deß-
wegen ein fauler Schüler von seinen
Lehr-Meister nicht unbillig noch dar-
zu gestraffet/ wenn er dasjenige/ wo-
zu er sonst fähig gewesen/ aus blosser
Faulheit zu begreiffen unterlässet.

§. 2.

Ferner/ weil der Mensch
aus zweyen Haupt-Theilen/ nem-
lich aus der Seelen/ und dem Leibe
bestehet/ worunter jene vor den
Herrn/ dieser aber vor den Diener
zu achten/ und wir also der Seelen
um des Befehls/ des Leibes aber um
des Dienstes willen gebrauchen; So
muß man zwar vor beyde/ jedoch
aber vor jene die allermeiste Sorge
tragen. Und zwar/ was anfänglich
die Seele/ oder das Gemüthe an-
belanget/ so ist dasselbe überhaupt
dahin anzuweisen/ damit der Mensch

von

Des erſten Buchs
trage. Und ob alſo gleich ein jeder
von ſeiner Ungeſchickligkeit und Un-
taugligkeit ſelbſt den groͤßten Scha-
den empfindet; So wird doch deß-
wegen ein fauler Schuͤler von ſeinen
Lehr-Meiſter nicht unbillig noch dar-
zu geſtraffet/ wenn er dasjenige/ wo-
zu er ſonſt faͤhig geweſen/ aus bloſſer
Faulheit zu begreiffen unterlaͤſſet.

§. 2.

Ferner/ weil der Menſch
aus zweyen Haupt-Theilen/ nem-
lich aus der Seelen/ und dem Leibe
beſtehet/ worunter jene vor den
Herꝛn/ dieſer aber vor den Diener
zu achten/ und wir alſo der Seelen
um des Befehls/ des Leibes aber um
des Dienſtes willen gebrauchen; So
muß man zwar vor beyde/ jedoch
aber vor jene die allermeiſte Sorge
tragen. Und zwar/ was anfaͤnglich
die Seele/ oder das Gemuͤthe an-
belanget/ ſo iſt daſſelbe uͤberhaupt
dahin anzuweiſen/ damit der Menſch

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[116/0180] Des erſten Buchs trage. Und ob alſo gleich ein jeder von ſeiner Ungeſchickligkeit und Un- taugligkeit ſelbſt den groͤßten Scha- den empfindet; So wird doch deß- wegen ein fauler Schuͤler von ſeinen Lehr-Meiſter nicht unbillig noch dar- zu geſtraffet/ wenn er dasjenige/ wo- zu er ſonſt faͤhig geweſen/ aus bloſſer Faulheit zu begreiffen unterlaͤſſet. §. 2. Ferner/ weil der Menſch aus zweyen Haupt-Theilen/ nem- lich aus der Seelen/ und dem Leibe beſtehet/ worunter jene vor den Herꝛn/ dieſer aber vor den Diener zu achten/ und wir alſo der Seelen um des Befehls/ des Leibes aber um des Dienſtes willen gebrauchen; So muß man zwar vor beyde/ jedoch aber vor jene die allermeiſte Sorge tragen. Und zwar/ was anfaͤnglich die Seele/ oder das Gemuͤthe an- belanget/ ſo iſt daſſelbe uͤberhaupt dahin anzuweiſen/ damit der Menſch von

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/180>, abgerufen am 24.11.2024.