Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs gleichen beygeleget werden/ so mußman dieses alles in einer weit höhern Vortrefligkeit annehmen/ als es sich bey uns sterblichen Menschen befin- det. Denn der Wille bestehet in ei- nen vernünfftigen Begehren; Das Begehren aber praesupponiret ei- ne Abwesenheit/ und Bedürffniß ei- ner uns anständigen Sache. Den Verstand und die Sinne des Men- schen anlangende/ so seynd sie einer Leydenschafft unterworffen/ welche die vorkommende Dinge sei- nen Gemüths-Kräfften/ und den Werckzeugen des Leibes eindrücken/ Und gleich wie nun dieses eine An- zeugung ist eines erst von anderern herrührenden Vermögens; Also kan man es auch durchaus nicht vor was recht vollkommenes angeben. End- lich so stimmet auch dis mit der Göt- lichen Vollkommenheit nicht über- ein/ wenn man saget/ daß mehr/ als
Des erſten Buchs gleichen beygeleget werden/ ſo mußman dieſes alles in einer weit hoͤhern Vortrefligkeit annehmen/ als es ſich bey uns ſterblichen Menſchen befin- det. Denn der Wille beſtehet in ei- nen vernuͤnfftigen Begehren; Das Begehren aber præſupponiret ei- ne Abweſenheit/ und Beduͤrffniß ei- ner uns anſtaͤndigen Sache. Den Verſtand und die Sinne des Men- ſchen anlangende/ ſo ſeynd ſie einer Leydenſchafft unterworffen/ welche die vorkommende Dinge ſei- nen Gemuͤths-Kraͤfften/ und den Werckzeugen des Leibes eindruͤcken/ Und gleich wie nun dieſes eine An- zeugung iſt eines erſt von anderern herruͤhrenden Vermoͤgens; Alſo kan man es auch durchaus nicht vor was recht vollkommenes angeben. End- lich ſo ſtimmet auch dis mit der Goͤt- lichen Vollkommenheit nicht uͤber- ein/ wenn man ſaget/ daß mehr/ als
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Des erſten Buchs
gleichen beygeleget werden/ ſo muß
man dieſes alles in einer weit hoͤhern
Vortrefligkeit annehmen/ als es ſich
bey uns ſterblichen Menſchen befin-
det. Denn der Wille beſtehet in ei-
nen vernuͤnfftigen Begehren; Das
Begehren aber præſupponiret ei-
ne Abweſenheit/ und Beduͤrffniß ei-
ner uns anſtaͤndigen Sache. Den
Verſtand und die Sinne des Men-
ſchen anlangende/ ſo ſeynd ſie
einer Leydenſchafft unterworffen/
welche die vorkommende Dinge ſei-
nen Gemuͤths-Kraͤfften/ und den
Werckzeugen des Leibes eindruͤcken/
Und gleich wie nun dieſes eine An-
zeugung iſt eines erſt von anderern
herruͤhrenden Vermoͤgens; Alſo kan
man es auch durchaus nicht vor was
recht vollkommenes angeben. End-
lich ſo ſtimmet auch dis mit der Goͤt-
lichen Vollkommenheit nicht uͤber-
ein/ wenn man ſaget/ daß mehr/
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