Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.vierdtes Capitel. dergleichen von GOtt irgendwo an-trifft/ so must es nur anthropopathos, und nach einer von den Menschen hergenommenen Zueigungs - Art/ oder von der Würckung/ nicht aber einen solchen eigendlichen Affect ausgeleget werden: Jngleichen auch nicht/ was einen Mangel/ oder Ab- wesenheit einiges Guten andeu- tet; Als da seynd Begierden/ Hoff- nung/ Verlangen/ oder Liebe zu ei- niger Begierde. Denn alles dieses ist mit einer Dürfftigkeit oder Erman- gelung/ und also folglich mit einer Unvollkommenheit bewickelt/ in- massen man nicht verstehen kan/ wie einer etwas begehren/ hoffen/ oder verlangen solte/ ohne nur dasjenige/ dessen er bedarff/ oder ermangelt. Also wenn GOTT ein Verstand/ Wille/ Wissenschafft/ und Wür- ckungen derer äusserlichen Sin- ne/ als Sehen/ Hören/ und der- glei-
vierdtes Capitel. dergleichen von GOtt irgendwo an-trifft/ ſo muſt es nur αν̕ϑρωποπαϑῶς, und nach einer von den Menſchen hergenommenen Zueigungs - Art/ oder von der Wuͤrckung/ nicht aber einen ſolchen eigendlichen Affect ausgeleget werden: Jngleichen auch nicht/ was einen Mangel/ oder Ab- weſenheit einiges Guten andeu- tet; Als da ſeynd Begierden/ Hoff- nung/ Verlangen/ oder Liebe zu ei- niger Begierde. Denn alles dieſes iſt mit einer Duͤrfftigkeit oder Erman- gelung/ und alſo folglich mit einer Unvollkommenheit bewickelt/ in- maſſen man nicht verſtehen kan/ wie einer etwas begehren/ hoffen/ oder verlangen ſolte/ ohne nur dasjenige/ deſſen er bedarff/ oder ermangelt. Alſo wenn GOTT ein Verſtand/ Wille/ Wiſſenſchafft/ und Wuͤr- ckungen derer aͤuſſerlichen Sin- ne/ als Sehen/ Hoͤren/ und der- glei-
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vierdtes Capitel.
dergleichen von GOtt irgendwo an-
trifft/ ſo muſt es nur αν̕ϑρωποπαϑῶς,
und nach einer von den Menſchen
hergenommenen Zueigungs - Art/
oder von der Wuͤrckung/ nicht aber
einen ſolchen eigendlichen Affect
ausgeleget werden: Jngleichen auch
nicht/ was einen Mangel/ oder Ab-
weſenheit einiges Guten andeu-
tet; Als da ſeynd Begierden/ Hoff-
nung/ Verlangen/ oder Liebe zu ei-
niger Begierde. Denn alles dieſes iſt
mit einer Duͤrfftigkeit oder Erman-
gelung/ und alſo folglich mit einer
Unvollkommenheit bewickelt/ in-
maſſen man nicht verſtehen kan/ wie
einer etwas begehren/ hoffen/ oder
verlangen ſolte/ ohne nur dasjenige/
deſſen er bedarff/ oder ermangelt.
Alſo wenn GOTT ein Verſtand/
Wille/ Wiſſenſchafft/ und Wuͤr-
ckungen derer aͤuſſerlichen Sin-
ne/ als Sehen/ Hoͤren/ und der-
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