Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel ser der Welt die Seeligkeit erlangenkunten. Es waren auch einige Juden fleissig genug die Heyden/ sonderlich mit denen sie zuthun hatten/ zu ihrem Glauben zubekehren. Allein es gefiel damahls dem Allweisen Gott noch nicht/ gewisse und mit sonderbaren Ga- ben ausgerüstete Abgesandten oder A- postel in die gantze Welt auszuschicken/ so alle Völcker zu der Judischen Religi- on einladeten: und was einige particulier Personen für sich in Bekehrung der Ungläubigen für Fleiß anwendeten/ kunte in Ansehen der weiten Welt nichts verschlagen. Und weil die Ju- den damahls/ als Gottes besonder Volck/ einen Vorzug für andern hat- ten/ auch bey ihnen der einzige Tempel Gottes war/ bildeten sie sich viel darauf ein/ und verachteten andere Nationen neben sich. Sie waren auch wegen ihrer Ceremonien genöthiget sich in vie- len Stücken von der genauen Conver- sation mit andern Völckern zu enthal- ten. Woraus ein bitterer Haß ande- rer Nationen gegen die Juden/ und dieser wiederumb gegen andere entstund/ welcher die Ausbreitung ihrer Religion sehr verhinderte. So kunte auch keine Nation
Das XII. Capitel ſer der Welt die Seeligkeit erlangenkunten. Es waren auch einige Juden fleiſſig genug die Heyden/ ſonderlich mit denen ſie zuthun hatten/ zu ihrem Glauben zubekehren. Allein es gefiel damahls dem Allweiſen Gott noch nicht/ gewiſſe und mit ſonderbaren Ga- ben ausgeruͤſtete Abgeſandten oder A- poſtel in die gantze Welt auszuſchicken/ ſo alle Voͤlcker zu der Judiſchen Religi- on einladeten: und was einige particulier Perſonen fuͤr ſich in Bekehrung der Unglaͤubigen fuͤr Fleiß anwendeten/ kunte in Anſehen der weiten Welt nichts verſchlagen. Und weil die Ju- den damahls/ als Gottes beſonder Volck/ einen Vorzug fuͤr andern hat- ten/ auch bey ihnen der einzige Tempel Gottes war/ bildeten ſie ſich viel darauf ein/ und verachteten andere Nationen neben ſich. Sie waren auch wegen ihrer Ceremonien genoͤthiget ſich in vie- len Stuͤcken von der genauen Conver- ſation mit andern Voͤlckern zu enthal- ten. Woraus ein bitterer Haß ande- rer Nationen gegen die Juden/ und dieſer wiederumb gegen andere entſtund/ welcher die Ausbreitung ihrer Religion ſehr verhinderte. So kunte auch keine Nation
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0756" n="726"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> ſer der Welt die Seeligkeit erlangen<lb/> kunten. Es waren auch einige Juden<lb/> fleiſſig genug die Heyden/ ſonderlich<lb/> mit denen ſie zuthun hatten/ zu ihrem<lb/> Glauben zubekehren. Allein es gefiel<lb/> damahls dem Allweiſen Gott noch<lb/> nicht/ gewiſſe und mit ſonderbaren Ga-<lb/> ben ausgeruͤſtete Abgeſandten oder A-<lb/> poſtel in die gantze Welt auszuſchicken/<lb/> ſo alle Voͤlcker zu der Judiſchen Religi-<lb/> on einladeten: und was einige <hi rendition="#aq">particu</hi>lier<lb/> Perſonen fuͤr ſich in Bekehrung der<lb/> Unglaͤubigen fuͤr Fleiß anwendeten/<lb/> kunte in Anſehen der weiten Welt<lb/> nichts verſchlagen. Und weil die Ju-<lb/> den damahls/ als Gottes beſonder<lb/> Volck/ einen Vorzug fuͤr andern hat-<lb/> ten/ auch bey ihnen der einzige Tempel<lb/> Gottes war/ bildeten ſie ſich viel darauf<lb/> ein/ und verachteten andere <hi rendition="#aq">Nationen</hi><lb/> neben ſich. Sie waren auch wegen<lb/> ihrer <hi rendition="#aq">Ceremonien</hi> genoͤthiget ſich in vie-<lb/> len Stuͤcken von der genauen <hi rendition="#aq">Conver-<lb/> ſation</hi> mit andern Voͤlckern zu enthal-<lb/> ten. Woraus ein bitterer Haß ande-<lb/> rer <hi rendition="#aq">Nation</hi>en gegen die Juden/ und<lb/> dieſer wiederumb gegen andere entſtund/<lb/> welcher die Ausbreitung ihrer <hi rendition="#aq">Religion</hi><lb/> ſehr verhinderte. So kunte auch keine<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Nation</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [726/0756]
Das XII. Capitel
ſer der Welt die Seeligkeit erlangen
kunten. Es waren auch einige Juden
fleiſſig genug die Heyden/ ſonderlich
mit denen ſie zuthun hatten/ zu ihrem
Glauben zubekehren. Allein es gefiel
damahls dem Allweiſen Gott noch
nicht/ gewiſſe und mit ſonderbaren Ga-
ben ausgeruͤſtete Abgeſandten oder A-
poſtel in die gantze Welt auszuſchicken/
ſo alle Voͤlcker zu der Judiſchen Religi-
on einladeten: und was einige particulier
Perſonen fuͤr ſich in Bekehrung der
Unglaͤubigen fuͤr Fleiß anwendeten/
kunte in Anſehen der weiten Welt
nichts verſchlagen. Und weil die Ju-
den damahls/ als Gottes beſonder
Volck/ einen Vorzug fuͤr andern hat-
ten/ auch bey ihnen der einzige Tempel
Gottes war/ bildeten ſie ſich viel darauf
ein/ und verachteten andere Nationen
neben ſich. Sie waren auch wegen
ihrer Ceremonien genoͤthiget ſich in vie-
len Stuͤcken von der genauen Conver-
ſation mit andern Voͤlckern zu enthal-
ten. Woraus ein bitterer Haß ande-
rer Nationen gegen die Juden/ und
dieſer wiederumb gegen andere entſtund/
welcher die Ausbreitung ihrer Religion
ſehr verhinderte. So kunte auch keine
Nation
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/756 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/756>, abgerufen am 16.07.2024. |