Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Rom. Anstalt des Gottesdiensts herrlich wa-ren: sondern man erwehlete auch die Priester aus den vornehmsten und edel- sten Bürgern; welches sich auch wohl mit der Einbildung des Pöbels reimet/ weil man also von der Vortrefligkeit eines Geschäfftes zu urtheilen pfleget/ nach dem die Personen sind/ die darzu gebrau- chet werden. Wiewohl noch eine ande- re Ursach darunter verborgen war. Denn weil sie ihre Religion nur brauchten als ein Instrumentum status umb das Volck nach der Regenten Willen zu stimmen/ so war es aller dings nöthig/ das sie zu Priestern gebrauchten solche Leute/ so dz interesse vom Staat verstunden/ u. selbst am Ruder mit sassen. Da hingegen/ wenn geringe Leute aus dem gemeinen Volck wären Priester gewesen/ hätten sie leicht entweder durch ihren Ehrgeitz eine Facti- on wider die Regenten machen können vermittelst des Pöbels Beystand/ wel- cher selbigen Leuten allzeit wegen der Ein- bildung ihrer Heiligkeit anhänget; oder aus Unwissenheit des gemeinen Anlie- gens/ und obhabender Anschläge dem Volck andere Einbildungen machen/ als die Zeiten erforderten. Wormit sie zu- gleich verwehreten/ daß die Priester nicht kunten einen besondern Stand in C ij
von Rom. Anſtalt des Gottesdienſts herrlich wa-ren: ſondern man erwehlete auch die Prieſter aus den vornehmſten und edel- ſten Buͤrgern; welches ſich auch wohl mit der Einbildung des Poͤbels reimet/ weil man alſo von der Vortrefligkeit eines Geſchaͤfftes zu urtheilen pfleget/ nach dem die Perſonen ſind/ die darzu gebrau- chet werden. Wiewohl noch eine ande- re Urſach darunter verborgen war. Deñ weil ſie ihre Religion nur brauchten als ein Inſtrumentum ſtatus umb das Volck nach der Regenten Willen zu ſtimmen/ ſo war es aller dings noͤthig/ das ſie zu Prieſtern gebrauchten ſolche Leute/ ſo dz intereſſe vom Staat verſtunden/ u. ſelbſt am Rudeꝛ mit ſaſſen. Da hingegen/ wenn geringe Leute aus dem gemeinen Volck waͤren Prieſter geweſen/ haͤtten ſie leicht entweder durch ihren Ehrgeitz eine Facti- on wider die Regenten machen koͤnnen vermittelſt des Poͤbels Beyſtand/ wel- cher ſelbigen Leuten allzeit wegen der Ein- bildung ihrer Heiligkeit anhaͤnget; oder aus Unwiſſenheit des gemeinen Anlie- gens/ und obhabender Anſchlaͤge dem Volck andere Einbildungen machen/ als die Zeiten erforderten. Wormit ſie zu- gleich verwehreten/ daß die Prieſter nicht kunten einen beſondern Stand in C ij
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von Rom.
Anſtalt des Gottesdienſts herrlich wa-
ren: ſondern man erwehlete auch die
Prieſter aus den vornehmſten und edel-
ſten Buͤrgern; welches ſich auch wohl mit
der Einbildung des Poͤbels reimet/ weil
man alſo von der Vortrefligkeit eines
Geſchaͤfftes zu urtheilen pfleget/ nach
dem die Perſonen ſind/ die darzu gebrau-
chet werden. Wiewohl noch eine ande-
re Urſach darunter verborgen war. Deñ
weil ſie ihre Religion nur brauchten als
ein Inſtrumentum ſtatus umb das Volck
nach der Regenten Willen zu ſtimmen/
ſo war es aller dings noͤthig/ das ſie zu
Prieſtern gebrauchten ſolche Leute/ ſo dz
intereſſe vom Staat verſtunden/ u. ſelbſt
am Rudeꝛ mit ſaſſen. Da hingegen/ wenn
geringe Leute aus dem gemeinen Volck
waͤren Prieſter geweſen/ haͤtten ſie leicht
entweder durch ihren Ehrgeitz eine Facti-
on wider die Regenten machen koͤnnen
vermittelſt des Poͤbels Beyſtand/ wel-
cher ſelbigen Leuten allzeit wegen der Ein-
bildung ihrer Heiligkeit anhaͤnget; oder
aus Unwiſſenheit des gemeinen Anlie-
gens/ und obhabender Anſchlaͤge dem
Volck andere Einbildungen machen/ als
die Zeiten erforderten. Wormit ſie zu-
gleich verwehreten/ daß die Prieſter
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