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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von Teutschland.
Käyser wollen Hand mit anlegen/ solte
es mit der Reformation ja so leicht in
Teutschland seyn zugangen/ als in
Schweden/ Engeland/ und Dennemarck.
Und nachdem diese Spanische Maxi-
men
nach Caroli V. Zeiten eine Weile
geruhet/ haben sie sich unter Ferdinandi II.
Regierung fast heftiger hervorgethan/
worauß nebenst unsäglich viel anderm E-
lend und Jammer auch dieses gefolget/
dz die Stände ihre Freyheit zu erhalten/
sich an auswertige hencken müssen/ durch
dero Zuthun sie zwar selbige Freyheit
erhalten; wäre aber für Teutschland viel
besser gewesen/ daß es solcher Helffer nie-
mahls bedurfft hätte; die ihrer darbey
auch nicht vergessen haben. Wenn man
nun praesupponiren will/ daß der Spani-
sche Sauerteig nicht gäntzlich ausgefeget
sey/ so kan man leicht ermessen/ was für
jalousie, Mißtrauen/ und gegen einander
strebende Consilia und Bemühungen in
diesem Reiche müssen vorgehen. Wie-
wohl nun aber durch einhellige Zusam-
mensetzung des Haupts und der Stände
noch wohl Mittel könten ausgefunden
werden diesem und anderm Unheil kräftig
zubegegnen; so befinden sich doch unter
den Ständen selbst viele und grosse
Schwachheiten/ wordurch heilsame
und dem gemeinen besten nützliche

An-

von Teutſchland.
Kaͤyſer wollen Hand mit anlegen/ ſolte
es mit der Reformation ja ſo leicht in
Teutſchland ſeyn zugangen/ als in
Schweden/ Engeland/ und Dennemaꝛck.
Und nachdem dieſe Spaniſche Maxi-
men
nach Caroli V. Zeiten eine Weile
geruhet/ habẽ ſie ſich unter Ferdinandi II.
Regierung faſt heftiger hervorgethan/
worauß nebenſt unſaͤglich viel andeꝛm E-
lend und Jammer auch dieſes gefolget/
dz die Staͤnde ihre Freyheit zu erhalten/
ſich an auswertige hencken muͤſſen/ durch
dero Zuthun ſie zwar ſelbige Freyheit
erhalten; waͤre aber fuͤr Teutſchland viel
beſſer geweſen/ daß es ſolcher Helffer nie-
mahls bedurfft haͤtte; die ihrer darbey
auch nicht vergeſſen haben. Wenn man
nun præſupponiren will/ daß der Spani-
ſche Sauerteig nicht gaͤntzlich ausgefeget
ſey/ ſo kan man leicht ermeſſen/ was fuͤr
jalouſie, Mißtrauen/ und gegen einander
ſtrebende Conſilia und Bemuͤhungen in
dieſem Reiche muͤſſen vorgehen. Wie-
wohl nun aber durch einhellige Zuſam-
menſetzung des Haupts und der Staͤnde
noch wohl Mittel koͤnten ausgefunden
werden dieſem uñ anderm Unheil kraͤftig
zubegegnen; ſo befinden ſich doch unter
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[619/0649] von Teutſchland. Kaͤyſer wollen Hand mit anlegen/ ſolte es mit der Reformation ja ſo leicht in Teutſchland ſeyn zugangen/ als in Schweden/ Engeland/ und Dennemaꝛck. Und nachdem dieſe Spaniſche Maxi- men nach Caroli V. Zeiten eine Weile geruhet/ habẽ ſie ſich unter Ferdinandi II. Regierung faſt heftiger hervorgethan/ worauß nebenſt unſaͤglich viel andeꝛm E- lend und Jammer auch dieſes gefolget/ dz die Staͤnde ihre Freyheit zu erhalten/ ſich an auswertige hencken muͤſſen/ durch dero Zuthun ſie zwar ſelbige Freyheit erhalten; waͤre aber fuͤr Teutſchland viel beſſer geweſen/ daß es ſolcher Helffer nie- mahls bedurfft haͤtte; die ihrer darbey auch nicht vergeſſen haben. Wenn man nun præſupponiren will/ daß der Spani- ſche Sauerteig nicht gaͤntzlich ausgefeget ſey/ ſo kan man leicht ermeſſen/ was fuͤr jalouſie, Mißtrauen/ und gegen einander ſtrebende Conſilia und Bemuͤhungen in dieſem Reiche muͤſſen vorgehen. Wie- wohl nun aber durch einhellige Zuſam- menſetzung des Haupts und der Staͤnde noch wohl Mittel koͤnten ausgefunden werden dieſem uñ anderm Unheil kraͤftig zubegegnen; ſo befinden ſich doch unter den Staͤnden ſelbſt viele und groſſe Schwachheiten/ wordurch heilſame und dem gemeinen beſten nuͤtzliche An-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/649>, abgerufen am 23.11.2024.