Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VI. Capitel sich niemahls so fest versichern können.Sonsten gehöret wohl auch die ver- schiedene Religion unter die Schwach- heiten eines Staats. Aber einige wollen dieses unter die Ursachen der zeitlichen Wohlfahrt und Flor von Holland rech- nen/ weil dardurch die Menge der Ein- wohner sehr vermehret wird/ welche zu Stärcke und Grösse ihres Staats haupt- sächlich dienet. Wiewohl allda die Refor- mirte Religion die Oberhand hat/ die an- dern werden nur geduldet/ den Papisten siehet man durch die Finger/ doch daß man ihnen den Daumen aufm Auge hält/ aus Beysorge/ die dem Pabst erge- bene Priester möchten mit Spanien cor- respondiren. Jedoch siehet man in Hol- land nicht/ daß ein Bürger den andern wegen Unterschied der Religion hasset o- der verfolget. Und haben einige gesagt: es thäte die Religion wohl in andern Län- dern mehr gutes/ aber in Holland thäte sie am wenigsten Schaden. Endlich fällt auch dieses den Einwohnern selbiges Lan- des beschwerlich/ daß die victualien all- dar so theuer sind; welches daher kommt/ weil die meisten Einkünfften von Hol- land aus den imposten auf die consum- tion herfliessen/ und sagt man/ daß ehe man zu Amsterdam ein Gericht Fische mit
Das VI. Capitel ſich niemahls ſo feſt verſichern koͤnnen.Sonſten gehoͤret wohl auch die ver- ſchiedene Religion unter die Schwach- heiten eines Staats. Aber einige wollen dieſes unter die Urſachen der zeitlichen Wohlfahrt und Flor von Holland rech- nen/ weil dardurch die Menge der Ein- wohner ſehr vermehret wird/ welche zu Staͤrcke uñ Groͤſſe ihres Staats haupt- ſaͤchlich dienet. Wiewohl allda die Refor- mirte Religion die Oberhand hat/ die an- dern werden nur geduldet/ den Papiſten ſiehet man durch die Finger/ doch daß man ihnen den Daumen aufm Auge haͤlt/ aus Beyſorge/ die dem Pabſt erge- bene Prieſter moͤchten mit Spanien cor- reſpondiren. Jedoch ſiehet man in Hol- land nicht/ daß ein Buͤrger den andern wegen Unterſchied der Religion haſſet o- der verfolget. Und haben einige geſagt: es thaͤte die Religion wohl in andern Laͤn- dern mehr gutes/ aber in Holland thaͤte ſie am wenigſten Schaden. Endlich faͤllt auch dieſes den Einwohneꝛn ſelbiges Lan- des beſchwerlich/ daß die victualien all- dar ſo theuer ſind; welches daher kom̃t/ weil die meiſten Einkuͤnfften von Hol- land aus den impoſten auf die conſum- tion herflieſſen/ und ſagt man/ daß ehe man zu Amſterdam ein Gericht Fiſche mit
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Das VI. Capitel
ſich niemahls ſo feſt verſichern koͤnnen.
Sonſten gehoͤret wohl auch die ver-
ſchiedene Religion unter die Schwach-
heiten eines Staats. Aber einige wollen
dieſes unter die Urſachen der zeitlichen
Wohlfahrt und Flor von Holland rech-
nen/ weil dardurch die Menge der Ein-
wohner ſehr vermehret wird/ welche zu
Staͤrcke uñ Groͤſſe ihres Staats haupt-
ſaͤchlich dienet. Wiewohl allda die Refor-
mirte Religion die Oberhand hat/ die an-
dern werden nur geduldet/ den Papiſten
ſiehet man durch die Finger/ doch daß
man ihnen den Daumen aufm Auge
haͤlt/ aus Beyſorge/ die dem Pabſt erge-
bene Prieſter moͤchten mit Spanien cor-
reſpondiren. Jedoch ſiehet man in Hol-
land nicht/ daß ein Buͤrger den andern
wegen Unterſchied der Religion haſſet o-
der verfolget. Und haben einige geſagt:
es thaͤte die Religion wohl in andern Laͤn-
dern mehr gutes/ aber in Holland thaͤte
ſie am wenigſten Schaden. Endlich faͤllt
auch dieſes den Einwohneꝛn ſelbiges Lan-
des beſchwerlich/ daß die victualien all-
dar ſo theuer ſind; welches daher kom̃t/
weil die meiſten Einkuͤnfften von Hol-
land aus den impoſten auf die conſum-
tion herflieſſen/ und ſagt man/ daß ehe
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