Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das VI. Capitel

Gelegenheit/ und Sicherheit des Landes;
das wenige interesse so man dar giebt/
welches ein Zeichen ist von Menge des paa-
ren Geldes; die strenge Justitz gegen
Diebstahl/ Betrug und bancorotto; die
Amsterdammer banco, die Convoy-
Schiffe/ die Mässigkeit des Zolls; daß sie
so nett und accurat sind in ihrem Handel;
daß der Magistrat meists aus Kaufleuten
bestehet/ oder solchen/ die bey den Com-
mercien interessiret sind; daß sie in Ost-
Jndien Meister spielen; und weil wegen
Sparsamkeit und Arbeitsamkeit der Ein-
wohner mehr Wahren aus-als eingefüh-
ret werden/ wie denn zu mercken ist/ daß
ob wohl die Holländer von den Spece-
reyen in Jndien Meister sind/ brauchen
sie doch dieselbe selbst am wenigsten. Sie
haben auch grossen Theil an sich den
Seyden-Handelin Persien und andern
Orten/ und kleiden sich doch selbst meists
in Lacken. Ja sie verkauffen ihre feineste
Lacken anderwerts/ und lassen gröbere
aus Engeland zu ihrem Gebrauch kommen;
verkauffen ihre gute Butter/ und lassen
aus Nord-Engeland und Jrland schlechtere
für sich zu essen kommen/ undbestehet ihre
gröste Consumtion in Frantzenwein/ und
Brandtewein/ damit sie sich lustig machen/
doch daß man bey solchen debauchen auch
nicht viel lässet aufs Wammes trieffen.

§. 21.

Das VI. Capitel

Gelegenheit/ und Sicherheit des Landes;
das wenige intereſſe ſo man dar giebt/
welches ein Zeichẽ iſt von Menge des paa-
ren Geldes; die ſtrenge Juſtitz gegen
Diebſtahl/ Betrug und bancorotto; die
Amſterdammer banco, die Convoy-
Schiffe/ die Maͤſſigkeit des Zolls; daß ſie
ſo nett und accurat ſind in ihrem Handel;
daß der Magiſtrat meiſts aus Kaufleuten
beſtehet/ oder ſolchen/ die bey den Com-
mercien intereſſiret ſind; daß ſie in Oſt-
Jndien Meiſter ſpielen; und weil wegen
Sparſamkeit und Arbeitſamkeit der Ein-
wohner mehr Wahren aus-als eingefuͤh-
ret werden/ wie denn zu mercken iſt/ daß
ob wohl die Hollaͤnder von den Spece-
reyen in Jndien Meiſter ſind/ brauchen
ſie doch dieſelbe ſelbſt am wenigſten. Sie
haben auch groſſen Theil an ſich den
Seyden-Handelin Perſien und andern
Orten/ und kleiden ſich doch ſelbſt meiſts
in Lacken. Ja ſie verkauffen ihre feineſte
Lacken anderwerts/ und laſſen groͤbere
aus Engeland zu ihꝛem Gebrauch kom̃en;
verkauffen ihre gute Butter/ und laſſen
aus Noꝛd-Engelãd uñ Jrland ſchlechtere
fuͤr ſich zu eſſen kommen/ undbeſtehet ihre
groͤſte Conſumtion in Frantzenwein/ und
Brandtewein/ damit ſie ſich luſtig machẽ/
doch daß man bey ſolchẽ debauchen auch
nicht viel laͤſſet aufs Wammes trieffen.

§. 21.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0566" n="536"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Gelegenheit/ und Sicherheit des Landes;<lb/>
das wenige <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;o man dar giebt/<lb/>
welches ein Zeiche&#x0303; i&#x017F;t von Menge des paa-<lb/>
ren Geldes; die &#x017F;trenge Ju&#x017F;titz gegen<lb/>
Dieb&#x017F;tahl/ Betrug und <hi rendition="#aq">bancorotto;</hi> die<lb/>
Am&#x017F;terdammer <hi rendition="#aq">banco,</hi> die <hi rendition="#aq">Convoy-</hi><lb/>
Schiffe/ die Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit des Zolls; daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o nett und <hi rendition="#aq">accurat</hi> &#x017F;ind in ihrem Handel;<lb/>
daß der <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trat</hi> mei&#x017F;ts aus Kaufleuten<lb/>
be&#x017F;tehet/ oder &#x017F;olchen/ die bey den <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
merci</hi>en <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;ir</hi>et &#x017F;ind; daß &#x017F;ie in O&#x017F;t-<lb/>
Jndien Mei&#x017F;ter &#x017F;pielen; und weil wegen<lb/>
Spar&#x017F;amkeit und Arbeit&#x017F;amkeit der Ein-<lb/>
wohner mehr Wahren aus-als eingefu&#x0364;h-<lb/>
ret werden/ wie denn zu mercken i&#x017F;t/ daß<lb/>
ob wohl die Holla&#x0364;nder von den Spece-<lb/>
reyen in Jndien Mei&#x017F;ter &#x017F;ind/ brauchen<lb/>
&#x017F;ie doch die&#x017F;elbe &#x017F;elb&#x017F;t am wenig&#x017F;ten. Sie<lb/>
haben auch gro&#x017F;&#x017F;en Theil an &#x017F;ich den<lb/>
Seyden-Handelin Per&#x017F;ien und andern<lb/>
Orten/ und kleiden &#x017F;ich doch &#x017F;elb&#x017F;t mei&#x017F;ts<lb/>
in Lacken. Ja &#x017F;ie verkauffen ihre feine&#x017F;te<lb/>
Lacken anderwerts/ und la&#x017F;&#x017F;en gro&#x0364;bere<lb/>
aus Engeland zu ih&#xA75B;em Gebrauch kom&#x0303;en;<lb/>
verkauffen ihre gute Butter/ und la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
aus No&#xA75B;d-Engela&#x0303;d un&#x0303; Jrland &#x017F;chlechtere<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich zu e&#x017F;&#x017F;en kommen/ undbe&#x017F;tehet ihre<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te <hi rendition="#aq">Con&#x017F;umtion</hi> in Frantzenwein/ und<lb/>
Brandtewein/ damit &#x017F;ie &#x017F;ich lu&#x017F;tig mache&#x0303;/<lb/>
doch daß man bey &#x017F;olche&#x0303; <hi rendition="#aq">debauch</hi>en auch<lb/>
nicht viel la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et aufs Wammes trieffen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 21.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[536/0566] Das VI. Capitel Gelegenheit/ und Sicherheit des Landes; das wenige intereſſe ſo man dar giebt/ welches ein Zeichẽ iſt von Menge des paa- ren Geldes; die ſtrenge Juſtitz gegen Diebſtahl/ Betrug und bancorotto; die Amſterdammer banco, die Convoy- Schiffe/ die Maͤſſigkeit des Zolls; daß ſie ſo nett und accurat ſind in ihrem Handel; daß der Magiſtrat meiſts aus Kaufleuten beſtehet/ oder ſolchen/ die bey den Com- mercien intereſſiret ſind; daß ſie in Oſt- Jndien Meiſter ſpielen; und weil wegen Sparſamkeit und Arbeitſamkeit der Ein- wohner mehr Wahren aus-als eingefuͤh- ret werden/ wie denn zu mercken iſt/ daß ob wohl die Hollaͤnder von den Spece- reyen in Jndien Meiſter ſind/ brauchen ſie doch dieſelbe ſelbſt am wenigſten. Sie haben auch groſſen Theil an ſich den Seyden-Handelin Perſien und andern Orten/ und kleiden ſich doch ſelbſt meiſts in Lacken. Ja ſie verkauffen ihre feineſte Lacken anderwerts/ und laſſen groͤbere aus Engeland zu ihꝛem Gebrauch kom̃en; verkauffen ihre gute Butter/ und laſſen aus Noꝛd-Engelãd uñ Jrland ſchlechtere fuͤr ſich zu eſſen kommen/ undbeſtehet ihre groͤſte Conſumtion in Frantzenwein/ und Brandtewein/ damit ſie ſich luſtig machẽ/ doch daß man bey ſolchẽ debauchen auch nicht viel laͤſſet aufs Wammes trieffen. §. 21.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/566
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/566>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.