Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Von Assyrien. nen keinen Bescheid ohne durch selbigeDiener gegeben. Wordurch man dem gemeinen Mann einbilden wollen/ es wä- ren selbige Könige etwas mehr als ande- re Menschen. Zum andern/ daß sie alle Jahr eine gewisse Anzahl Soldaten aus allen Provintzien in ihre Residentz kom- men laßen/ über die sie einen Obristen/ den sie am treuesten zu seyn vermeineten/ setzten. Welches Heer so wohl gehorsam bey den Unterthanen/ als Furcht bey den Auswertigen verursachete. Diese Völcker aber wurden jedes Jahr abge- dancket/ und an dero Stelle andere aus- geschrieben/ damit der Obriste nicht Zeit hatte sie all zusehr an sich zu hencken/ und durch dero Beystand das Reich an sich zureißen. Daß dieses Reich unter dem Sardanapalo zu Grunde gangen/ scheinetDessen Unter- gang. nicht so wohl Ursache gewesen zu seyn dessen übelbeschriehene Weichligkeit; als daß in sothanen weiten Reiche die Köni- ge den Stadthaltern über grosse Pro- vintzien zu viel Macht gelaßen; Welche desto leichter denen Königen endlich zum Haupten gewachsen/ weil diese durch die Süßigkeit der Ruhe und des Friedens in die Wollüste und Faulheit sich laßen einschläffen/ und nicht zuweilen durch Kriege/ und andere berühmte Wercke ihr An- A jv
Von Aſſyrien. nen keinen Beſcheid ohne durch ſelbigeDiener gegeben. Wordurch man dem gemeinen Mann einbildẽ wollen/ es waͤ- ren ſelbige Koͤnige etwas mehr als ande- re Menſchen. Zum andern/ daß ſie alle Jahr eine gewiſſe Anzahl Soldaten aus allen Provintzien in ihre Reſidentz kom- men laßen/ uͤber die ſie einen Obriſten/ den ſie am treueſten zu ſeyn vermeineten/ ſetzten. Welches Heer ſo wohl gehorſam bey den Unterthanen/ als Furcht bey den Auswertigen verurſachete. Dieſe Voͤlcker aber wurden jedes Jahr abge- dancket/ und an dero Stelle andere aus- geſchrieben/ damit der Obriſte nicht Zeit hatte ſie all zuſehr an ſich zu hencken/ und durch dero Beyſtand das Reich an ſich zureißen. Daß dieſes Reich unter dem Sardanapalo zu Grunde gangen/ ſcheinetDeſſen Unter- gang. nicht ſo wohl Urſache geweſen zu ſeyn deſſen uͤbelbeſchriehene Weichligkeit; als daß in ſothanen weiten Reiche die Koͤni- ge den Stadthaltern uͤber groſſe Pro- vintzien zu viel Macht gelaßen; Welche deſto leichter denen Koͤnigen endlich zum Haupten gewachſen/ weil dieſe durch die Suͤßigkeit der Ruhe und des Friedens in die Wolluͤſte und Faulheit ſich laßen einſchlaͤffen/ und nicht zuweilen durch Kriege/ und andere beruͤhmte Wercke ihr An- A jv
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Von Aſſyrien.
nen keinen Beſcheid ohne durch ſelbige
Diener gegeben. Wordurch man dem
gemeinen Mann einbildẽ wollen/ es waͤ-
ren ſelbige Koͤnige etwas mehr als ande-
re Menſchen. Zum andern/ daß ſie alle
Jahr eine gewiſſe Anzahl Soldaten aus
allen Provintzien in ihre Reſidentz kom-
men laßen/ uͤber die ſie einen Obriſten/
den ſie am treueſten zu ſeyn vermeineten/
ſetzten. Welches Heer ſo wohl gehorſam
bey den Unterthanen/ als Furcht bey
den Auswertigen verurſachete. Dieſe
Voͤlcker aber wurden jedes Jahr abge-
dancket/ und an dero Stelle andere aus-
geſchrieben/ damit der Obriſte nicht Zeit
hatte ſie all zuſehr an ſich zu hencken/ und
durch dero Beyſtand das Reich an ſich
zureißen. Daß dieſes Reich unter dem
Sardanapalo zu Grunde gangen/ ſcheinet
nicht ſo wohl Urſache geweſen zu ſeyn
deſſen uͤbelbeſchriehene Weichligkeit; als
daß in ſothanen weiten Reiche die Koͤni-
ge den Stadthaltern uͤber groſſe Pro-
vintzien zu viel Macht gelaßen; Welche
deſto leichter denen Koͤnigen endlich zum
Haupten gewachſen/ weil dieſe durch die
Suͤßigkeit der Ruhe und des Friedens
in die Wolluͤſte und Faulheit ſich laßen
einſchlaͤffen/ und nicht zuweilen durch
Kriege/ und andere beruͤhmte Wercke ihr
An-
Deſſen
Unter-
gang.
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