Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Franckreich. Unter diesen that sich sonderlich herfürPipinus aus einem vornehmen Hause in Austrasien entsprossen/ welcher bey acht und zwantzig Jahr biß An. 714. über ver- schiedene Könige regieret/ dessen Sohn Carolus Martellus gleichfals seines Va-Carolus Martellus ters Ampt behauptet/ und seine Gewalt mehr und mehr bekräfftiget/ nach dem er grosse Dinge im Kriege verrichtet/ und sonderlich die Saracenen/ die umb selbige Zeit nach Eroberung von Spanien auch in Franckreich einfielen/ wiederumb aus- getrieben/ deren er An. 732. in Languedoc eine grosse Menge erschlug. Und dieser ließ sich nachmahls einen Printzen oder Hertzog von Franckreich nennen/ so daß den rechten Königen nichts als der blosse Nahme übrig blieb/ und der Spott der nichtigen Ehre/ in dem sie auf einen Land- guth sich musten aufhalten/ und des Jahrs einmahl auf einem Wagen in die Stadt geführet/ und dem Volck als ein seltzam Thier gezeiget worden. Endlich hat dieses Caroli Martelli (so AnnoDer Me- rovinger Stamm kommt von der Cron. 741. starb/) Sohn Pipinus der Jün- gere/ nach dem er die Vornehmsten auf seine Seite gebracht/ den König Childe- ricum III. abgesetzet/ ihm eine Platte ge- schoren/ und ins Kloster gestossen/ sich aber
von Franckreich. Unter dieſen that ſich ſonderlich herfuͤrPipinus aus einem vornehmen Hauſe in Auſtraſien entſproſſen/ welcher bey acht und zwantzig Jahr biß An. 714. uͤber ver- ſchiedene Koͤnige regieret/ deſſen Sohn Carolus Martellus gleichfals ſeines Va-Carolus Martellus ters Ampt behauptet/ und ſeine Gewalt mehr und mehr bekraͤfftiget/ nach dem er groſſe Dinge im Kriege verrichtet/ und ſonderlich die Saracenen/ die umb ſelbige Zeit nach Eroberung von Spanien auch in Franckreich einfielen/ wiederumb aus- getrieben/ deren er An. 732. in Languedoc eine groſſe Menge erſchlug. Und dieſer ließ ſich nachmahls einen Printzen oder Hertzog von Franckreich nennen/ ſo daß den rechten Koͤnigen nichts als der bloſſe Nahme uͤbrig blieb/ und der Spott der nichtigen Ehre/ in dem ſie auf einẽ Land- guth ſich muſten aufhalten/ und des Jahrs einmahl auf einem Wagen in die Stadt gefuͤhret/ und dem Volck als ein ſeltzam Thier gezeiget worden. Endlich hat dieſes Caroli Martelli (ſo AnnoDer Me- rovinger Stamm kommt von der Cron. 741. ſtarb/) Sohn Pipinus der Juͤn- gere/ nach dem er die Vornehmſten auf ſeine Seite gebracht/ den Koͤnig Childe- ricum III. abgeſetzet/ ihm eine Platte ge- ſchoren/ und ins Kloſter geſtoſſen/ ſich aber
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von Franckreich.
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Pipinus aus einem vornehmen Hauſe in
Auſtraſien entſproſſen/ welcher bey acht
und zwantzig Jahr biß An. 714. uͤber ver-
ſchiedene Koͤnige regieret/ deſſen Sohn
Carolus Martellus gleichfals ſeines Va-
ters Ampt behauptet/ und ſeine Gewalt
mehr und mehr bekraͤfftiget/ nach dem er
groſſe Dinge im Kriege verrichtet/ und
ſonderlich die Saracenen/ die umb ſelbige
Zeit nach Eroberung von Spanien auch
in Franckreich einfielen/ wiederumb aus-
getrieben/ deren er An. 732. in Languedoc
eine groſſe Menge erſchlug. Und dieſer
ließ ſich nachmahls einen Printzen oder
Hertzog von Franckreich nennen/ ſo daß
den rechten Koͤnigen nichts als der bloſſe
Nahme uͤbrig blieb/ und der Spott der
nichtigen Ehre/ in dem ſie auf einẽ Land-
guth ſich muſten aufhalten/ und des
Jahrs einmahl auf einem Wagen in die
Stadt gefuͤhret/ und dem Volck als ein
ſeltzam Thier gezeiget worden. Endlich
hat dieſes Caroli Martelli (ſo Anno
741. ſtarb/) Sohn Pipinus der Juͤn-
gere/ nach dem er die Vornehmſten auf
ſeine Seite gebracht/ den Koͤnig Childe-
ricum III. abgeſetzet/ ihm eine Platte ge-
ſchoren/ und ins Kloſter geſtoſſen/ ſich
aber
Carolus
Martellus
Der Me-
rovinger
Stamm
kommt
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Cron.
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